Textversion der Folge 7 – Über Frühstück, Pesto und Fleischkonsum: Cem Özdemir persönlich und politisch

00:00:02:00 - 00:00:28:00
Intro
SPITZ DIE LÖFFEL! Der IN FORM Podcast für eine gesunde Ernährung. Hier erfahren Sie alles über einen ausgewogenen Lebensstil: von aktuellen Trends und Themen bis hin zu vielen Ideen für einen gesünderen Alltag. Ein Podcast von IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung, gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Moderation: Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Dr. Ann-Kristin Dorn. 
 
00:00:31:01 - 00:00:49:10
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Herzlich Willkommen zu einer weiteren Folge von SPITZ DIE LÖFFEL!, dem IN FORM Podcast, bei dem es um Wissenswertes rund um eine gesunde und ausgewogene Ernährung geht, das Expert:innen hier exklusiv mit Ihnen teilen. Hier spricht Ihre Moderatorin Ann-Kristin Dorn und es ist schön, dass Sie wieder dabei sind.
 
00:00:49:08 - 00:01:20:18
Dr. Ann-Kristin Dorn:
In dieser Folge haben wir einen ganz besonderen Gast: Bundesminister Cem Özdemir. Er nimmt sich die Zeit, um über wichtige Ernährungsthemen unserer Zeit zu sprechen und zudem fragen wir ihn, wie er als Politiker zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung und Landwirtschaft beitragen will. Und darüber hinaus, erfahren wir mehr über seine Entscheidung, Vegetarier zu werden, wie er sich ernährt und fit hält, und welches Gericht er servieren würde, wenn er zum Essen einlädt. Und wobei da ein Ohrläppchen-Test zum Einsatz kommt.
 
00:01:20:23 - 00:01:33:17
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Wir sprechen auch über Alternativen zu tierischen Produkten und worauf man bei der Auswahl achten sollte. Nun können Sie wieder Ihre Löffel spitzen und einem schönen Gespräch mit dem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, lauschen.
 
00:01:35:24 - 00:01:38:18
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Herr Bundesminister! Herzlich willkommen im SPITZ DIE LÖFFEL! Podcast.
 
00:01:38:25 - 00:01:40:50
Cem Özdemir:
Danke sehr, freue mich!
 
00:01:40:55 - 00:01:52:10
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Danke, dass Sie sich heute die Zeit nehmen und wir miteinander reden können. Wie immer im Podcast soll es ja um eine gesunde Ernährung gehen. Also auch heute. Und daher interessiert mich brennend: Was gab es denn heute Leckeres bei Ihnen zum Frühstück?
 
00:01:52:23 - 00:02:26:21
Cem Özdemir:
Ich frühstücke meistens nicht, sondern wenn ich im Büro bin, gibt es Obst. Weil ich relativ früh schon da sein muss und leider oft auch spät erst nach Hause komme. Und wenn ich dann Frühstück, Mittagessen, Abendessen habe, dann ist die Spanne im Tag, in der ich esse oder gegessen habe, einfach zu lang im Verhältnis zu der Spanne, wo ich nicht esse. Darum lasse ich das Frühstück meistens ausfallen. Ich mache quasi aus der Not eine Tugend, weil es morgens immer schnell zugehen muss und esse dann das erste Mal Obst im Büro.
 
00:02:27:00 - 00:02:44:07
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das heißt, Ihr Alltag ist also sehr, sehr durchgetaktet. Dass Sie von Termin zu Termin rennen müssen und auch viel unterwegs sind, höre ich da raus.
Wie schaffen Sie es denn trotzdem, sich gesund zu ernähren und vielleicht sich sogar auch noch fit zu halten? Oder ich gehe sogar noch weiter: Gesund ernähren und nachhaltig zu ernähren?
 
00:02:45:07 - 00:03:25:22
Cem Özdemir:
Schwierige Frage. Gar nicht so einfach zu beantworten, wenn ich jetzt den heutigen Tag nehme: Ich habe tatsächlich heute das Glück gehabt, dass ich kurz Zeit hatte, einzukaufen mit meiner Frau und habe mich wieder ein bisschen eingedeckt, sowohl für zuhause als auch für die Zugfahrten. Dass ich was habe, weil ich immer relativ lange Zugfahrten habe. Gestern fuhr ich nach Frankfurt, am Wochenende fahr ich nach Stuttgart. Es sind, wenn alles gut läuft, was bei der Bahn aber nicht so einfach ist, 5 h 40 min Pi mal Daumen einfache Fahrt nach Stuttgart von Berlin. Und man kann sich ja nicht darauf verlassen, dass der Restaurantwagen immer mit dabei ist und offen hat und bestückt ist.
 
00:03:26:09 - 00:03:53:08
Cem Özdemir:
Darum habe ich oft was dabei und dann nehme ich Studentenfutter, Nüsse, weil das eigentlich so ganz geschickt ist, um zu vermeiden, dass ich zwischendrin Süßigkeiten zu mir nehme oder Schokolade esse. Das hilft mir eigentlich immer ganz gut, so gegen Müdigkeit und wenn ich mal einen Durchhänger habe. Ansonsten, ich beginne den Tag normalerweise mit Obst. Mittagessen gucke ich, das es auch so ist, dass es möglichst irgendwie vollwertig ist.
 
00:03:53:17 - 00:04:16:18
Cem Özdemir:
Und abends? Mittlerweile versuche ich darauf zu achten, nicht so spät zu essen. So, da habe ich mir so ein paar Regeln zugelegt, Schokolade gucke ich, dass, wenn es geht, wenig. Und natürlich fair gehandelt. Und ich habe mittlerweile bittere Schokolade entdeckt. Das hat den Vorteil, man isst weniger davon. Bittere Schokolade, die ganze Tafel, das schaffen Sie nicht.
 
00:04:17:00 - 00:04:38:19
Cem Özdemir:
Das funktioniert eigentlich ganz gut. Und beim fit halten hilft mir das Fahrradfahren ins Büro, vom Büro nach Hause. Ansonsten gucke ich, dass ich möglichst viel stehe beim Arbeiten. Meine Akten mache ich im Stehen, nicht im Sitzen. So dass ich guck, dass ich am Tag so auf die drei Stunden, die soll man so ungefähr stehen am Tag, versuche ich zu schaffen.
 
00:04:38:19 - 00:04:50:06
Cem Özdemir:
Ganz schaffe ich es nicht immer. Manche Tätigkeiten muss man halt im Sitzen machen, zwischen Besprechungen oder jetzt die Aufnahme für den Podcast. Sieht irgendwie komisch aus, wenn der Minister durchs Zimmer läuft, während alle anderen sitzen.
 
00:04:51:12 - 00:04:54:20
Cem Özdemir:
Und bei Alkohol habe ich auch eine Regel: Kein Alkohol, wenn ich alleine bin.
 
00:04:55:19 - 00:04:59:04
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ja klar, bei der Belastung muss man sich ja dann doch irgendwie anderweitig entspannen können.
 
00:05:00:08- 00:05:20:00
Cem Özdemir:
Ja, es ist mir wichtig, dass man eben solche Regeln hat, die einem helfen. Ich habe eine weitere Regel, die mir auch sehr hilft: Einmal die Woche Yoga. Das ist zu wenig eigentlich für Rücken und Bauchmuskulatur, aber immerhin. Also einmal Yoga, Fahrradfahren, so, dass ich gucke, das ich so Pi mal Daumen auf drei Sport-Einheiten pro Woche komme, aber es ist ausbaufähig.
 
00:05:21:00 - 00:05:38:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ist es immer. Aber das klingt auch schon mal ganz gut. Aber witzig, dass Sie diese Alkoholregel haben. Ich habe die nämlich auch und da sind wir Freunde im Geiste. Also freut mich. Schön. Jetzt habe ich erfahren, dass Sie gar kein Fleisch essen, dass Sie sich vegetarisch ernähren und das sogar auch schon ein bisschen länger.
 
00:05:38:16 - 00:05:45:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ja, wie lange machen Sie das? Warum? Und wie hat denn so das Umfeld darauf reagiert?
 
00:05:45:12 - 00:06:06:00
Cem Özdemir:
Lange schon. Also seit meinem 17. Lebensjahr, kann ich sagen, bin ich bekennender Vegetarier. Werden wollte ich es eigentlich schon früher. Ich durfte aber nicht. Meine Eltern hatten mir das verboten. Zum Hintergrund, man muss sich vorstellen: Insbesondere mein Vater kommt aus sehr einfachen Verhältnissen, ist in einem kleinen Dorf aufgewachsen, hat seinen Vater früh verloren.
 
00:06:06:19 - 00:06:32:14
Cem Özdemir:
Und hat bittere Armut, Not erlebt. Und Fleisch war etwas ganz Besonderes. Das gab es sehr, sehr selten. Da musste schon ein Tier irgendwie notgeschlachtet werden. Oder es kam ein ganz hoher Besuch oder es war ein ganz hoher Feiertag, dass es halt mal Fleisch gab, aber sonst halt nicht. Und jetzt arbeitet der arme Mann in der Fabrik, macht sich den Rücken krumm für den Sohn, dass der es mal besser hat und damit der eben Fleisch bekommt.
 
00:06:32:14 - 00:06:42:10
Cem Özdemir:
Und was macht der, der sagt, er will kein Fleisch. Also mein Vater kam sich vor, wie wenn er irgendwie komplett gescheitert ist, als Vater versagt hat und konnte die Welt nicht mehr verstehen.
 
00:06:42:20 - 00:07:06:17
Cem Özdemir:
Also man kann sich vorstellen, dass wir sehr spannende Diskussionen in der Familie hatten. Um das abzukürzen. Meine Mutter hatte eine Änderungsschneiderei und wenn sie in der Änderungsschneiderei, nachdem ich von der Schule kam und sie Essen zubereitet hat für mich, war da immer Fleisch dabei und ich habe dann immer geguckt, dass sie gerade nicht aufpasst, dann habe ich meine Tüte ausgepackt, das Fleisch rein.
 
00:07:06:17 - 00:07:25:19
Cem Özdemir:
Bis meine Mutter eben gemerkt hat: Der meint es ernst. Und das ging dann Schritt für Schritt weiter. Irgendwann wurde meine Mutter auch Vegetarierin und mein Vater hat noch lange Zeit gesagt, er sei der einzige Normale in der Familie und hat noch lange durchgehalten. Aber irgendwann gab auch er nach und wurde auch Vegetarier, ohne dass ich Druck ausgeübt habe.
 
00:07:30:06 - 00:07:41:17
Cem Özdemir:
Zu den Gründen, kurz: Ich habe als Kind in der Nähe vom Schlachthof eine Zeit lang Tageseltern gehabt, während meine Eltern berufstätig waren. Und da konnte ich immer beim Schlachten zuschauen, wie die Tiere antransportiert wurden.
 
00:07:42:14 - 00:08:07:03
Cem Özdemir:
Und später habe ich dann eben, als ich so politisiert wurde, mit 15, 16, mal gelesen, wie das ist, wie viele Menschen man auf der Erde ernähren kann, wenn alle so viel Fleisch essen würden wie wir in Deutschland. Also was das für einen Flächenverbrauch bedeutet, was das für die Zukunft der Regenwälder bedeutet etc. Und dann habe ich für mich beschlossen, dass ich vegetarisch mich ernähren möchte.
 
00:08:07:08 - 00:08:12:03
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das ist ein ganz schöner Weg und vor allen Dingen: mit sehr viel Herzblut dabei.
 
00:08:13:12-00:08:36:00
Cem Özdemir:
Ja, aber ohne jeden missionarischen Eifer. Ich habe ja mal scherzhaft gesagt, würde ich meine persönlichen Ernährungsgewohnheiten zum Leitmaßstab meiner Politik machen, würde mir meine Frau wahrscheinlich mit dem argentinischen Steak eins überbraten. Insofern bin ich da sehr relaxt. Jeder nach seiner Fasson. Das ist auch gar nicht meine Jobbeschreibung.
 
00:08:37:15- 00:08:51:57
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Mir gefällt besonders gut, dass Ihre Familie dann irgendwie mitgezogen hat, obwohl Sie gar nicht missionarisch unterwegs gewesen sind, sondern das Ganze einfach nur vorgelebt haben und sich dann Andere abgucken konnten: Ach, das ist ja doch gar nicht so schlecht. Vielleicht gefällt mir das, vielleicht möchte ich das mal probieren.

00:08:52:00-00:09:06:21
Cem Özdemir:
Ja, das hat auch ein bisschen damit zu tun, dass es da ja auch so eine weit verbreitete Haltung gibt, dass man ohne Fleisch nicht sich gesund ernährt. Und heute weiß man, das Gegenteil ist eher der Fall. Wenn man zu viel Fleisch isst, ist es nicht sehr gesund.
 
00:09:07:07 - 00:09:32:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Da würde ich sowieso gerne mal drauf eingehen. Sie ernähren sich also mit viel Gemüse und Obst und ohne Fleisch. Und das versuchen ja auch ganz viele andere. Und wir wissen ja auch, dass es gesundheitliche Vorteile hat. Folgt man den Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung, sollte man nur 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche essen und das sind ja auch zwei argentinische Steaks für Menschen, die sich sehr stark körperlich bewegen.  
 
00:09:32:22- 00:09:51:02
Cem Özdemir:
Jetzt muss ich natürlich als Landwirtschaftsminister sagen: Das darf übrigens auch gerne deutsches Fleisch sein. Tierhaltung anderswo ist nicht zwingend artgerechter. Und dass sie auch bei uns artgerechter wird, dafür kämpfe ich ja gerade, indem ich versuche, ein Tierhaltungskennzeichen jetzt auf den Weg zu bringen.
 
00:09:51:02 - 00:10:18:07
Cem Özdemir:
Sodass Sie als Verbraucherinnen/ als Verbraucher beim Einkauf sehen, wie ist das Tier gehalten worden, und beim Einkauf die Möglichkeit haben, eben für diesen Mehrwert Anerkennung zu zeigen, indem Sie eben den Landwirten das zuteilwerden lassen und die Landwirte wiederum den Tieren im Gegenzug mehr Platz geben, weniger Tiere. Also das ist im Prinzip ein klassisches Win-win.
 
00:10:18:08 - 00:10:49:09
Cem Özdemir:
Win-win deshalb, weil mehr Klimaschutz, weniger Tiere, mehr Tierschutz, die Tiere, mehr Platz, mehr Verbraucherschutz durch die Transparenz, durch das staatliche verbindliche Tierhaltungskennzeichen. Und dann aber auch ganz wichtig: Eine Anerkennung wirtschaftlicher Art für die Hersteller, also für die Landwirte, weil sie eben für die höheren Haltungsformen auch Geld von uns bekommen, auch durch den Staat. Dafür kämpfe ich ja gerade. Und die Hofnachfolgen gesichert werden.
 
00:10:49:09 - 00:11:23:15
Cem Özdemir:
Und ich finde, das ist gut angelegtes Geld. Ganz schwäbisch eben. Mit wenig Geld viel erreichen. Ich hab irgendwie das Gefühl, in der Politik sind die Vorschläge, die besonders effektiv sind, die besonders wirkungsvoll sind, manchmal die schwierigsten. Je mehr Sie Geld irgendwie verplempern wollen, umso einfacher ist es. Bezieht sich natürlich auf frühere Regierungen, logischerweise. Und je effektiver Sie mit Geld umgehen, also wo Sie mit wenig Geld viel erreichen, umso mehr müssen Sie dafür kämpfen. Aber das ist ein anderes Thema. Ich will ja nicht mein Leid klagen.
 
00:11:23:15 - 00:11:29:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Das dürfen Sie auch schon mal! Ich bin mir sicher, dass Sie ordentlich dafür gekämpft haben, um das durchbringen zu können.
 
00:11:29:00-00:11:37:00
Cem Özdemir:
Ja, das gehört dazu. Klar. Ich meine, das Werben, das Ringen um Mehrheiten ist eben Teil der Jobbeschreibung.
 
00:11:37:12- 00:11:40:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Wie darf ich mir denn das als Verbraucherin vorstellen, dieses Siegel?
 
00:11:40::12 - 00:12:04:10
Cem Özdemir:
Na ja, es ist ein Siegel, das quasi auf der Verpackung angebracht wird und so, dass Sie auf einen Blick eben erkennen, wie ist dieses Tier gehalten worden. Also hat es den gesetzlichen Mindeststandard oder geht es darüber hinaus und wie viel geht es darüber hinaus, inklusive einer Bio-Stufe. Und dann obliegt es Ihnen, sich eben für das eine oder das andere zu entscheiden.
 
00:12:04:20 - 00:12:37:01
Cem Özdemir:
Beginnen würden wir mit Schweinefleisch, weil wir da am weitesten sind. Mit Frischfleisch und dann geht's in die Gastronomie und andere Bereiche kommen dazu, und natürlich auch andere Nutztierarten sollen dazu kommen. Ich muss es aber, weil es natürlich auch hier europäisches Gemeinschaftsrecht zum Teil ist, in Brüssel notifizieren. Das heißt, Brüssel muss mir grünes Licht dafür geben auf gut Deutsch, und dann kann ich den nächsten Schritt gehen. Und das Tierhaltungskennzeichen haben wir schon soweit im Haus entwickelt, die Grundlagen so weit auch.
 
00:12:37:11 - 00:13:11:09
Cem Özdemir:
Und jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass das Kabinett mir grünes Licht gibt und dass der Finanzminister mir hilft, dass es auch in Zukunft Fleisch aus Deutschland gibt, das von Tieren ist, die halbwegs artgerecht gehalten wurden und die Bäuerinnen und Bauern dafür eben auch ausreichendes Einkommen bekommen. Ich hoffe, dass wir uns da noch verständigen. Aber ich meine, es entbehrt ja nicht einer gewissen Ironie, dass ich als bekennender Vegetarier die Werbetrommel rühre, dass es auch in Zukunft noch Tierhaltung in Deutschland gibt, sicherlich mit weniger Tieren, das ist ja klar.
 
00:13:11:19 - 00:13:38:06
Cem Özdemir:
Das ist ja auch der Trend, weil der Fleischkonsum geht ja auch Schritt für Schritt in Deutschland zurück. Aber für die Kreislaufwirtschaft brauchen wir natürlich auch Tierhaltung, wenn wir mineralischen Dünger, der zum Teil aus der Kriegsregion kommt, ersetzen wollen, durch Wirtschaftsdünger, also durch die Hinterlassenschaften der Nutztiere. Dann brauchen wir dafür logischerweise auch Nutztiere. Sonst geht es ja gar nicht.
 
00:13:38:07 - 00:13:44:57
Cem Özdemir:
Das heißt: auch in eine Kreislaufwirtschaft, übrigens auch in einer ökologischen Kreislaufwirtschaft, gehören Tiere dazu.
 
00:13:45:00- 00:13:53:09
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Absolut. Aber durch weniger Tiere wäre ja auch weniger Dünger vorhanden. Und es ist ja aktuell zu viel Dünger da. Und somit müsste weniger Gülle und Mist entsorgt werden.
 
00:13:54:22- 00:14:06:02
Cem Özdemir:
Genau und vor allem sehr konzentriert in bestimmten Regionen, wo wir zu viele Tiere auf zu wenig Raum haben. Darum geht es natürlich auch, dass die Flächenbindung da auch auf die Tagesordnung gehört.
 
00:14:06:02 - 00:14:25:20
Cem Özdemir:
Auch das haben wir uns ja als Bundesregierung vorgenommen. Und kämpfen natürlich auch dafür, dass es nicht nur bei uns gemacht wird, sondern gerne auch europäisch. Und ich hätte natürlich auch gerne, dass man nicht nur eine Haltungskennzeichnung hat, sondern auch eine Herkunftskennzeichnung bekommt. Also nicht nur, dass ich weiß, wie ist das Tier gehalten worden, sondern auch: wo ist es gehalten worden.
 
00:14:26:12 - 00:14:40:00
Cem Özdemir:
Dann hat man glaube ich maximale Transparenz. Auch da setze ich mich in Brüssel dafür ein und ich habe aber auch klar gesagt, wenn dieses Jahr aus Brüssel die Herkunftskennzeichnung nicht kommt, dann gehen wir national voran.
 
00:14:41:00- 00:14:42:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Also als Vorbildfunktion.
 
00:14:42:22- 00:14:50:14
Cem Özdemir:
Ja, einzelne EU-Staaten sind da auch schon eingestiegen und wir werden das jetzt als Bundesrepublik Deutschland auch machen, wenn aus Brüssel nicht bald was kommt.
 
00:14:50:14 - 00:15:15:02
Cem Özdemir:
Besser ist natürlich immer die europäische Lösung, weil wir dann nicht das Problem haben, dass wir hier Standards haben, die anderswo nicht gelten. Wir wollen ja auch nicht, dass an der Ladentheke dann das Fleisch aus dem Ausland vielleicht mit schlechteren Haltungsbedingungen bevorzugt wird. Darum ist es natürlich am besten, wenn wir das europaweit durchsetzen können. Dafür kämpfe ich. Aber ich nehme das auch nicht als Entschuldigung, um nichts zu tun. Wir gehen voran.
 
00:15:15:08 - 00:15:26:57
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Eins A. Vor allen Dingen, Sie haben es ja schon mal gezeigt: Sie konnten Leute davon überzeugen, Ihren Weg vielleicht mal auszuprobieren. In der eigenen Familie. Dann kriegen Sie das auch mit ganz Deutschland hin.
 
00:15:27:02-00:15:41:06
Cem Özdemir:
Ja, sehr gerne. Ich glaube, die Bereitschaft dazu ist da. Alle Umfragen zeigen das. Was noch ein bisschen besser werden kann, ist, dass das, was man im Kopf hat und sich vornimmt und bei Umfragen gerne sagt, auch dann noch gilt, wenn man an der Ladentheke sitzt.
 
00:15:41:15 - 00:16:04:55
Cem Özdemir:
Es hat natürlich auch etwas mit sozialen Fragen zu tun, das ist ja klar. Nicht alle können sich das leisten. Darum muss die Bundesregierung, tut sie ja auch, die sozialpolitische Frage in den Blick nehmen. Und dafür sorgen, dass diejenigen, die jetzt ganz besonders betroffen sind von den gestiegenen Lebensmittelpreisen, ganz besonders unter der Inflation leiden, also die Ärmsten, dass wir die dabei nicht vergessen.
 
00:16:05:00 - 00:16:08:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Können Sie da was machen? Dass man sich auch mit wenig Geld gut ernährt?

00:16:08:02- 00:16:43:08
Cem Özdemir:
Ja, das machen wir als Gesamtregierung beispielsweise durch den Mindestlohn und durch viele andere Dinge, die wir im sozialpolitischen Bereich machen. Aber natürlich kann ich auch was machen, indem ich beispielsweise bei der Gemeinschaftsverpflegung darauf achte, dass wir stärker pflanzenbasierte Ernährung, also mehr Obst, mehr Gemüse, mehr Hülsenfrüchte, weniger Fleisch, und wenn dann Fleisch eben gerne aus den höheren Haltungsstufen, gleichzeitig aber auch gerne regional, gerne aus unserem Land, dass das stärker gefördert wird, das hat ja auch übrigens etwas mit Anerkennung zu tun.
 
00:16:43:13 - 00:17:18:21
Cem Özdemir:
Arbeiterinnen und Arbeiter, die in der Fabrik hart arbeiten, haben auch das Recht darauf meines Erachtens, in der Kantine ein vollwertiges, gesundes Essen, das gerne auch gut schmecken darf, zu bekommen. Und das gleiche gilt natürlich auch für die Kita, für die Schule, für die Uni. Ich finde es sowieso eigentlich eine Peinlichkeit für unser Land, dass wir in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt Kinder haben, die nicht ein Mal am Tag mindestens ein gesundes Essen in der Schule bekommen. Das sollte in einer Ganztagsschule, die sowieso die Regelschule sein sollte, eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
 
00:17:18:21 - 00:17:47:03
Cem Özdemir:
Und dass wir da immer noch an jedem Cent-Betrag sparen, und den Kindern zum Teil Zeug vorsetzen, dass man seinem schlimmsten Feind nicht zumuten möchte, das finde ich eigentlich eine Ungeheuerlichkeit. Das muss sich dringend ändern. Ich hoffe, dass ich dazu einen Beitrag leisten kann. Ich habe mir das jedenfalls fest vorgenommen. Das hat bei mir auch was Biografisches. Die Schule, auf die ich als Kind ging, war eine Halbtagsschule, weil die Schule damals eben davon ausging, dass im Regelfall die Mama zu Hause ist.
 
00:17:47:06 - 00:18:10:16
Cem Özdemir:
Bei mir war es nicht so, bei mir haben beide Eltern gearbeitet, weil sie arbeiten mussten. Bei meinem Vater waren es sogar so eine Zeit lang zwei Jobs, weil das Geld nicht gereicht hat und dementsprechend war da halt niemand zu Hause, wenn ich nach der 5. oder 6. Schulstunde nach Hause kam und dann habe ich halt mal eine rote Wurst oder Currywurst oder meine Pommes wahlweise mit Ketchup oder Mayonnaise gegessen.
 
00:18:10:19 - 00:18:28:18
Cem Özdemir:
Sodass ich meinen Soll für den Rest des Lebens erfüllt habe. Aber das ist ja jetzt nicht unbedingt eine Ernährung, mit der ein Kind aufwachsen sollte und die jetzt auch vielleicht besonders gesundheitsförderlich ist. Von daher habe ich da auch einen eigenen persönlichen Antrieb.
 
00:18:28:18 - 00:18:44:24
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Sehr schön, dass Sie da an alle denken möchten. Für Leute, die jetzt sagen: Ach, dieses Fleisch, ich kann einfach nicht darauf verzichten. Was halten Sie denn von Fleischersatz-Produkten? Und wenn das früher schon da gewesen wäre, als Sie sich für eine vegetarische Ernährung entschieden haben, wäre das auch was für Sie gewesen?
 
00:18:45:08 - 00:19:14:00
Cem Özdemir
Ein bisschen was davon gab es ja, also, ich erinnere mich nur an die Sojawurst. Allerdings war das mit dem Grillen ein Fiasko. Damals zu dem Zeitpunkt als die frisch rauskamen, da konnte ich immer nicht mithalten, musste immer das Gespött der Freunde ertragen. Nein, aber es gibt natürlich mittlerweile eine Menge, was stärker pflanzenbasierte Ernährung angeht. Da gibt es mittlerweile auch wirklich tolle Ersatzprodukte, die auch gut schmecken und in einer riesigen Vielfalt.
 
00:19:15:00 - 00:19:26:20
Cem Özdemir:
Man siehts ja an der Werbung, an den Anzeigen, dass das offensichtlich auch ein riesiger Markt ist, mit dem man auch gutes Geld verdienen kann. Allerdings gilt auch hier: Vorsicht an der Bahnsteigkante.

00:19:26:20 - 00:19:43:22
Cem Özdemir:
Es gibt allerdings auch ein paar Produkte, das haben ja auch Tests gezeigt, wo man schauen muss, weil zu viel Fett und Salz drin ist. Also deshalb fördert mein Haus auch Alternativen, um die Erschließung alternativer Proteinquellen für Menschen entsprechend weiter zu fördern.
 
00:19:43:22-00:19:49:22
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Da sind wir ja wieder bei den Hülsenfrüchten. Die haben wir im Podcast immer und die werde ich auch immer wieder anbringen, egal an welcher Stelle.
 
00:19:49:22 - 00:20:05:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Hülsenfrüchte, Hülsenfrüchte, Hülsenfrüchte, die schmecken. Die gibt's in ganz vielen verschiedenen Varianten. Und es ist einfach super lecker. Und die Ersatzprodukte sind für mich auch eher so ein Einsteigermodell, um dann von dem Fleisch ein wenig runterzukommen.
 
00:20:05:04-00:20:19:01
Cem Özdemir:
Ja, also auch da gilt: Jeder nach seiner Fasson. Aber natürlich gelten die Ansprüche, die wir insgesamt haben sollten, dass wir schauen: Wie sind die Sachen hergestellt, wie sieht es aus, auch mit der gesamten Energiebilanz?
 
00:20:19:01 - 00:20:28:00
Cem Özdemir:
Und so weiter. Und natürlich, was ich vorher gesagt habe: Wie viel Fett, wie viel Salz etc. ist drin? Lohnt sich auch da immer, einen kritischen Blick drauf zu haben.
 
00:20:28:22-00:20:38:04
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Okay, bei Alternativen sollten wir also auch immer auf die Zutatenliste schauen. Aber grundsätzlich gibt es ja auch viele pflanzliche Alternativen, die gering verarbeitet sind.
 
00:20:38:22 - 00:21:03:13
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Es wird manchmal nicht ganz gesund gegessen, aber auch häufig mit der Ernährung nicht gut umgegangen. Stichwort Lebensmittelverschwendung. Also ungefähr 75 Kilogramm werden ja pro Konsument in circa einem Jahr weggeschmissen. Das ist ja ein ganzer Körper, der auf dem Kompost landet, und das finde ich wahnsinnig schade. Für mich fehlt total die Wertschätzung für Lebensmittel. Sehen Sie das ähnlich?
 
00:21:03:14 - 00:21:10:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und falls ja, was würden Sie denn gerne Hörer:innen mitgeben, dass sich das ändert? Dass wir wieder Lebensmittel mehr wertschätzen?
 
00:21:10:22-00:21:25:00
Cem Özdemir:
Also erstmal ist es leider so. Wir werfen tatsächlich viel zu viele Lebensmittel weg. In den privaten Lebensmitteln, Sie haben die Zahl genannt, das sind auch die Zahlen, die wir haben, entstehen ungefähr 75 Kilogramm Lebensmittelabfälle pro Kopf und pro Jahr.
 
00:21:25:00 - 00:22:00:04
Cem Özdemir:
Das ist eine Riesenmenge. Natürlich muss man jetzt dazu sagen: Da sind auch nicht-verzehrbare Teile dabei. Wir wollen jetzt nicht die Menschen dazu bringen, dass sie Knochen essen oder sonst was. Das ist ja irgendwie logisch. Aber wenn man das mal abzieht, werden immer noch ungefähr 33 Kilogramm theoretisch vermeidbar gewesen. Und das hat ja auch etwas mit Wertschätzung zu tun. Wertschätzung gegenüber den Erzeugern, Wertschätzung insgesamt gegenüber Lebensmitteln und von daher - Wertschätzung kann man erst mal gesetzlich nicht verordnen.
 
00:22:00:14 - 00:22:34:03
Cem Özdemir:
Das muss man eben selber auch haben beim Einkauf. Was meine ich damit? Lebensmittelverderb und Abfälle vermeiden fängt erstmal an beim Einkaufen, indem ich planvoll einkaufe, überlege: Brauche ich das wirklich und wie viel brauche ich davon? Das hilft vorher. Was möchte ich kochen? Was muss im Vorratsschrank tatsächlich sein? In welchen Mengen benötigte ich es und insbesondere bei frischen Lebensmitteln, bei Obst, Gemüse, aber auch Brot und Backwaren, die eben durch das Haltbarkeitsdatum nicht beliebig gelagert werden können,
 
00:22:34:14 - 00:22:58:04
Cem Özdemir:
ist es halt wichtig, dass wir da eben genau schauen, wie viel wir davon kaufen, wie viel wir tatsächlich verbrauchen wollen. Das würde schon immens helfen, wenn wir das in den Griff bekommen könnten. Und dann wäre es natürlich auch gut, wenn es zum Beispiel in Kantinen, Mensen, Restaurants zum Beispiel auch unterschiedliche Portionsgrößen geben würde, weil nicht one-size-fits-all, alle essen gleich viel.
 
00:22:58:17 - 00:23:31:24
Cem Özdemir:
Das finde ich auch eine Geschichte, die man besser machen könnte. Und dann natürlich vielleicht auch die Lebensmittelhersteller können noch manches machen über das, was sie schon bereits machen. Beispielsweise Hinweise zur richtigen Lagerung auf dem Produkt, die angebracht werden, wenn die Verpackung so gestaltet wird, dass der Inhalt restlos verwendet werden kann. Und wenn man vielleicht beim Mindesthaltbarkeitsdatum auch darauf verweist, dass man mit allen Sinnen guckt, ob das Lebensmittel noch tatsächlich haltbar ist oder eben nicht mehr zu sich genommen werden kann.
 
00:23:32:20 - 00:23:54:10
Cem Özdemir:
Und da gibt es noch eine Menge Sachen, die getan werden können. Mir würde auch einfallen, dass man beispielsweise Obst und Gemüse lose verkauft oder solches mit Schönheitsfehlern trotzdem wertschätzend dargeboten wird. Also da gibt es noch eine Menge Dinge, die wir tun können. Da sind alle Akteure gefragt, ihren Beitrag zu leisten.
 
00:32:55:12 - 00:24:12:18
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Mir hat besonders gut gefallen, die Sinne zu verwenden. Das typische Beispiel bei uns zu Hause, mein Mann ruft: Ist die Milch noch gut? Und dann sage ich: Riech doch mal dran. Und dann wissen wir alle okay, wir können sie noch trinken. Allerdings gilt dieser Geruchstest nicht für H-Milch, die muss man tatsächlich probieren. Also, von daher, wirklich, da gehe ich auch immer dran.
 
00:24:12:18 - 00:24:32:23
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Also angucken, riechen, schmecken und dann weiß man, dass man es verwenden kann. Herr Özdemir, ich hätte noch zwei schöne Fragen an Sie. Und zwar nehmen wir mal an, Sie würden mich abends zum Essen einladen, bei sich zu Hause. Was würden Sie mir denn auf den Tisch kredenzen? Sie dürfen aber nicht schummeln. Sie müssen es selber kochen, alleine, ohne Hilfe.
 
00:24:34:02 - 00:35:02:12
Cem Özdemir:
Schwierig, schwierig. Na ja, ich meine, Pasta ist natürlich wahrscheinlich dann am einfachsten. Das würde ich, glaube ich, ganz gut hinkriegen. Und in der Hoffnung, dass im Kühlschrank schon bereits das Pesto bereitsteht – weil wir haben so ein altes argentinisches Familienrezept, das noch aus Italien stammt, das meine Schwiegermutter von ihrer Mutter hat und die wiederum hat es von der Vorfahrin aus Italien nach Argentinien mitgebracht.
 
00:25:02:13 - 00:25:28:03
Cem Özdemir:
Jetzt ist es über den Weg wieder nach Deutschland gekommen, also wieder in Europa gelandet. Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, einen Meze-Teller, das ist ein Vorspeisen-Teller, orientalisch, also libanesisch oder türkisch oder griechisch. Das esse ich sehr gerne. Vielleicht mit einem Fladenbrot. Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Dann muss ich natürlich eigentlich sagen Käsespätzle,
 
00:25:28:10 - 00:25:50:07
Cem Özdemir:
als Schwabe oder Schupfnudeln, oder sowas. Brezeln isst man am Abend eigentlich nicht. Ja, ich glaube, in dem Sortiment und wenn ich's vorher wüsste und Sie mir vorher Zeit geben würden, dann würde ich vielleicht gucken, ob ich noch ein Börek hinbekomme. Das hat mir meine Mutter beigebracht. Das ist eine Teig-Speise mit Blätterteig.
 
00:25:51:04 - 00:26:19:10
Cem Özdemir:
Wobei die Fladen kann man ja mittlerweile auch fertig kaufen und muss dann nur noch rollen und die Füllung reinmachen. Am meisten Spaß macht es aber natürlich, wenn man den Teig selber ausrollt und guckt, dass er genau die richtige Dicke oder Dünne hat und nicht zu viele Löcher. Und meine Mutter hat es früher mit dem Ohrläppchen-Test gemacht. Es muss so weich sein wie das Ohrläppchen unten, dann ist es genau richtig, der Teig.
 
00:26:19:20 - 00:26:40:10
Cem Özdemir:
Und dann halt die Füllung mit Schafskäse, Petersilie beispielsweise. Man kann aber auch Kartoffeln nehmen. Wer mag natürlich auch Hackfleisch. So was in der Art, das liebe ich sehr. Das erinnert mich immer so ein bisschen an meine Kindheit, Börek. Vor allem wenn er gut ist und frisch ist. So gerollt wie so eine Schnecke, das ist was ganz Großartiges.
 
00:26:40:10 - 00:26:43:17
Cem Özdemir:
Ja und dann natürlich gerne ein guter Wein dazu.
 
00:26:43:22 - 00:26:46:12
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Schön, machen wir nachher aus, den Termin, würde ich sagen.
 
00:26:46:12-00:26:48:57
Cem Özdemir:
Abgemacht.
 
00:26:49:12- 00:27:07:17
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und Sie haben ja auch gerade so schön erklärt, wie man das macht. Und da ist mir sofort das Wort "Wertschätzung" eingefallen. Selber machen, damit eine Verbindung haben, ein altes Familienrezept und schon wird es nicht mehr weggeschmissen zu Hause, wenn man es selber gemacht hat, wenn man dazu irgendwie eine Emotion hat. Vielleicht ist das ja noch mal was, was wir mitgeben können. Das verbreite ich gerne.
 
00:27:07:22 - 00:27:08:01
Cem Özdemir:
Super!
 
00:27:08:17 - 00:27:11:13
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
 
00:27:11:22 - 00:27:11:57
Cem Özdemir:
Sehr gerne.
 
00:27:11:57 - 00:27:13:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Für mich war es ein ganz tolles Gespräch.
 
00:27:13:05 - 00:27:13:12
Cem Özdemir:
Ebenso.
 
00:27:13:12 - 00:27:18:12
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und ich freue mich, wenn wir uns wieder hören. Beim Essen.
 
00:27:19:00- 0:27:20:20
Cem Özdemir:
Ja, gerne.
 
00:27:21:00 - 00:27:21:25
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
 
00:27:21:25 - 00:27:23:00
Cem Özdemir:
Ja bleiben Sie gesund, frohes Schaffen.
 
00:27:24:00 - 00:27:30:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Schön, dass Sie wieder so lange dabei geblieben sind und damit auch wieder zeigen, dass Sie sich für eine gesunde und nachhaltige Ernährung interessieren.
 
00:27:30:23 - 00:27:59:14
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und damit Ihnen die Umsetzung noch ein bisschen leichter fällt, möchte ich Ihnen hier noch einen Umsetzungsimpuls für die beiden wichtigsten Begriffe vom Bundesminister mitgeben. Und das sind Wertschätzung und Genuss, also die Lebensmittel und deren Herstellung wieder schätzen lernen und die Speisen genussvoll essen. Sie haben eine Speise vor sich. Und am schönsten wäre es natürlich, wenn Sie die Zutaten dafür selber eingekauft hätten und Sie darauf achten konnten, wo und wie man sie hergestellt hat und auch gerne selber zubereitet.
 
00:28:03:00 - 00:28:28:15
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Allerdings ist das hier erst mal ein Impuls, dass Sie den ersten Schritt in Richtung Wertschätzung und Genuss gehen. Daher erst mal zurück zur Speise, die Sie auf Ihrem heimischen Esstisch auf einem Teller hübsch angerichtet haben. Oder falls Sie viel außer Haus essen sollten, funktioniert der erste Schritt natürlich auch im Restaurant, in einer Kantine oder auch unterwegs. Also Sie sitzen jetzt vor Ihrem Essen und schauen es an, einfach mal betrachten. Wie viele Farben können Sie auf dem Teller zählen?
 
00:28:29:13 - 00:28:56:12
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Ist das Essen kalt oder warm? Gibt es verschiedene Konsistenzen wie Kartoffelbrei, gedünstete Karotten oder Salat? Also was Weiches oder was Knackiges? Ist der Teller sehr voll oder genau richtig befüllt? Riechen Sie mal an Ihrem Essen! Riecht es deftig oder doch eher leicht würzig? Macht Ihnen der Duft Appetit? Und jetzt probieren Sie mal einen Bissen; schmecken Sie. Kauen Sie mehrfach.
 
00:28:56:15 - 00:29:19:07
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Wie schmeckt Ihr Essen? Schmecken Sie einzelne Gewürze heraus oder eine Butter-Note? Und jetzt kommt das Wichtigste: Bedanken Sie sich laut oder leise für das Essen, bei sich selber oder bei der Person, die es zubereitet hat. Danke für diese Speise. Sie ernährt Sie nicht nur, sondern Sie dürfen sie genussvoll essen. Und so lernen Sie den Wert Ihres Essens wieder zu schätzen.
 
00:29:19:18 - 00:29:47:10
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Danke sagen. Wie für ein Geschenk. Denn was man schätzt, schmeißt man nicht weg, sondern lagert es im Kühlschrank oder nimmt es mit vom Restaurantbesuch nach Hause. Und isst es dann später auf. Danke, dass Sie den ersten Schritt in Richtung Wertschätzung und Genuss ausprobieren werden. Das wissen wir sehr zu schätzen. Wenn Ihnen die Podcastfolge gefallen hat, freuen wir uns sehr über Ihre Bewertung, zum Beispiel mit fünf Sternen und auf Ihre Kommentare.
 
00:29:47:19 - 00:30:01:00
Dr. Ann-Kristin Dorn:
Und vergessen Sie nicht, auf „Abonnieren des Podcasts“ zu klicken. Weil dann werden Sie zukünftig immer direkt informiert, wenn eine neue Folge erschienen ist und verpassen somit keines der vielen spannenden Themen. Alles Gute und bis zum nächsten Mal.
 
00:30:04:12- 00:30:21:00
Outro:
Das war SPITZ DIE LÖFFEL!, der IN FORM Podcast für eine gesunde Ernährung. Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Sie suchen weitere Informationen zu ausgewogener Ernährung und mehr Bewegung? Schauen Sie auf der Website unter www.in-form.de vorbei.

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