Besser essen. Mehr bewegen. KINDERLEICHT-REGIONEN

Eine Auswertung des Max Rubner-Instituts der 700 durchgeführten Maßnahmen des Modellvorhabens KINDERLEICHT-REGIONEN liefert praxisnahe Erkenntnisse für erfolgreiche Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht bei Kindern.

Die KINDERLEICHT-REGIONEN gehen aus einem bundesweiten Wettbewerb hervor. Hinter ihnen stehen 24 Initiativen mit 700 einzelnen Aktionen und Maßnahmen, die dazu beitragen, Übergewicht bei Kindern vorzubeugen und junge Menschen für eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung zu begeistern.

Das Max Rubner-Institut stellte im April 2013 auf einer Tagung zentrale Ergebnisse der von ihm extern durchgeführten Evaluation der 24 KINDERLEICHT-REGIONEN vor: Über welche Zugangswege können Zielgruppen für die Maßnahmen gewonnen werden? Welche Handlungsansätze sind erfolgreich in Familie, Kindertageseinrichtung, Schule und Stadtteil? Welche Hindernisse sind zu umgehen, um Erfolg zu ermöglichen? Wie können Projekte über die Förderdauer hinaus verstetigt werden?

Wichtige Erfolgsfaktoren der KINDERLEICHT-REGIONEN

Aus der Vielfalt der über 700 durchgeführten Maßnahmen des Modellvorhabens wurden praxisnahe Erkenntnisse für die Gestaltung von Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht bei Kindern vorgestellt. Die folgenden Faktoren sind laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des MRI ausschlaggebend für den Erfolg von Ernährungs- und Bewegungsprojekten:

Inhalte verzahnen

Besonders erfolgreich waren Konzepte, die neben Ernährung und Bewegung gleichzeitig auch die psychosoziale Gesundheit förderten (Beispiele: Kombination von Essens- und Bewegungsangeboten mit sozialen Faktoren wie gemeinsamer Zubereitung, Einkaufstrainings, Förderung der gemeinsamen Esskultur in Familien etc.)

Verhältnisse berücksichtigen

Erfolgreiche Projekte müssen das Umfeld gestalten und zum gewünschten Verhalten anleiten.

Lebenswelten verzahnen

Die Angebote von Kindertagesstätten und Schulen mit dem gleichen Einzugsgebiet sollten aufeinander abgestimmt sein (Beispiele: Familien- und Sportfeste, Wandertage und Radtouren für die ganze Familie)

Zielgruppen verzahnen

Gesundheitsfördernde Projekte sollten auch die erwachsenen Bezugspersonen ansprechen. Wichtig: Während der Elternmaßnahmen sollte eine Kinderbetreuung angeboten werden.

Zielgruppen beteiligen

Die Beteiligung der Zielgruppen an Konzeption und Gestaltung der Maßnahme signalisiert Wertschätzung und schafft Vertrauen.

Eltern persönlich ansprechen

Informationen sollten nicht nur schriftlich in Form von Flyern oder Aushängen gegeben werden. Besser ist es, wenn Hebammen, Erzieherinnen, Erzieher oder Kinderärzte auf die Eltern persönlich zugehen. Für diese persönliche Ansprache sollte bereits bei der Konzeption genügend Zeit und Personal eingeplant sein.

Zugangshürden abbauen

Elterntreffs und einmalige Veranstaltungen sollten immer kostenlos sein. Bei Maßnahmen wie Kochkursen erhöhen (geringe) Teilnehmerbeiträge die Wertschätzung und Verbindlichkeit der Teilnahme.

Eltern als Partner ansprechen

Eltern sollten immer auf Augenhöhe angesprochen werden. Praktische Tätigkeiten wie Kochen, Spaziergänge oder Einkaufstrainings kommen besser an als Vorträge.

Eltern stärken

Es zeigte sich, dass Essprobleme der Kinder häufig mit mangelnder Erziehungskompetenz zusammenhängen. Es empfiehlt sich deshalb Erziehungskompetenz zum festen Bestandteil von Maßnahmen zu machen (Beispiele: klare Regeln, Grenzen setzen, Aufmerksamkeit schenken).

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren schulen

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren können Profis wie Hebammen oder Kinderärztinnen und Kinderärzte sein. Geeignet sind aber auch Laien wie Eltern oder engagierte Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil. Wichtig ist es auch, für den Einsatz bei Familien mit Migrationshintergrund Menschen zu gewinnen, die aus der selben Ethnie kommen und die deutsche Sprache gut beherrschen. Wichtig: Alle, ob Honorarkräfte oder Ehrenamtliche, benötigen eine bedarfsgerechte Schulung mit den relevanten Inhalten und Methoden, wie Eltern am besten erreicht werden.

KINDERLEICHT-REGIONEN als Teil des nationalen Aktionsplans "IN FORM"

Als Teil des nationalen Aktionsplans "IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" verfolgen die KINDERLEICHT-REGIONEN das Ziel, in ganz Deutschland Wege für einen ganzheitlichen gesundheitsfördernden Ansatz zur Vorbeugung von Übergewicht bei Kindern zu erproben.

Nach einem bundesweiten Wettbewerb wurden aus 450 Projektanträgen 24 KINDERLEICHT-REGIONEN ausgewählt und ab 2006 über einen Zeitraum von drei Jahren finanziell gefördert und fachlich betreut. 16 Modellprojekte erhielten eine Anschlussförderung bis 2011.

Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens war es, Anreize zu schaffen, um neue lokale und regionale Initiativen zu entwickeln. Diese sollen Kinder gezielt in ihren Lebenswelten erreichen und helfen, Übergewicht und weiteren Gesundheitsproblemen vorzubeugen.

Erschienen am im Format Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Qualitätsstandards in der Seniorenverpflegung (Thema:Senioren)

Als Teil des Nationalen Aktionsplans "IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) den Qualitätsstandard für die Verpflegung mit ‚Essen auf Rädern‘ und in Senioreneinrichtungen" entwickelt. Dieser wurde 2020 nach neusten gesundheitswissenschaftlichen Erkenntnissen mit Fokus auf Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit komplett überarbeitet und 2023 aktualisiert.

Mehr