Studie zur Ernährungsbildung in Schulen und Kitas in Deutschland

Eine vom BMEL beauftragte Studie der Universität Paderborn aus dem Jahr 2019 hatte das Ziel, den Stand der ernährungsbezogenen Bildungsarbeit in Kitas und Schulen zu analysieren und zu bewerten.

Auch wenn Bildung Angelegenheit der Bundesländer ist, setzt sich das BMEL seit Jahren dafür ein, dass Ernährungsbildung in Kitas und Schulen stattfindet. Ernährungsbildung ist ein Baustein der Politik für gesunde und nachhaltige Ernährung des BMEL.

Durch die Studie sollten noch bestehende Schwächen aufgedeckt und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Ergebnis der Studie ist, dass von einer flächendeckenden Ernährungsbildung in Deutschland noch nicht die Rede sein kann.

Inhalte der Studie

Professor Dr. Helmut Heseker von der Universität Paderborn untersuchte mit seinem Team Fragen wie "Was lernen Kinder in der Kita und der Schule zum Thema Ernährung? In welchen Fächern findet das Thema Platz? Wie sind Lehrkräfte und pädagogisches Personal auf diese Aufgabe vorbereitet?" Analysegegenstand waren Bildungspläne für die frühkindliche Bildung, Lehrpläne aller Schularten und die Ausbildungsinhalte der Lehrkräfte und Pädagoginnen und Pädagogen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befragten zudem Schulleitungen, Lehrkräfte, Kitaleitungen und Kitaträger.

Ergebnisse der Studie

Konkrete Ergebnisse der Studie sowohl für den Bereich Kita als auch für den Bereich Schule sind:

  • Die Themen Essen und Ernährung sind erfreulicherweise in den Bildungsplänen der Bundesländer für Kita und Schule verankert.
  • Sachunterricht und Biologie bzw. Naturwissenschaften sind Leitfächer für Ernährungsbildung im Pflichtunterricht.
  • Während im Sachunterricht der Grundschulen zum Teil einige Bereiche der Ernährungsbildung abgedeckt werden, wird im Biologieunterricht vor allem die naturwissenschaftliche Perspektive in den Blick genommen.
  • Praxiswissen zu Herkunft von und Umgang mit Lebensmitteln oder Informationen zu Esskultur oder regionaler Vielfalt von Essen und Trinken werden eher nicht vermittelt.
  • An mittleren Schulformen (Sekundarstufe I) kommen ergänzend bundeslandspezifische Unterrichtsfächer (beispielsweise Hauswirtschaft, Alltagskultur, Ernährung, Soziales oder Verbraucherbildung) hinzu. Diese setzen dann sehr unterschiedliche Schwerpunkte, decken aber häufig mehrere Bereiche der Ernährungsbildung ab. In der Regel werden diese Fächer jedoch nur im Wahlpflichtbereich angeboten und sind somit nicht verpflichtend.
  • In den entsprechenden Lehramtsstudiengängen sind die notwendigen ernährungsbezogenen Inhalte jedoch nicht immer vorhanden und stellen auch in der Erzieherinnen- und Erzieher-Ausbildung nur ein Randthema dar. Zudem fehlen mitunter Ausbildungsstandorte für die bundeslandspezifischen Unterrichtsfächer. Daher sind die Fachkräfte in Kitas und Schulen durch ihre Ausbildung häufig unzureichend für den Bildungsbereich Essen und Ernährung qualifiziert.
  • Das Angebot an Fortbildungen reicht häufig nicht aus, um den Mangel in der Ausbildung zu kompensieren.
  • Bis zu 70 Prozent der Lehrbücher weisen fachliche Mängel auf.

Aktivitäten des BMEL zur Verbesserung der Ernährungsbildung in Schulen und Kitas

Das BMEL möchte dazu beitragen, unter anderem das Angebot an Lehrerfortbildungen auszuweiten. Gemeinsam mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) wurde ein Konzept für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte ausgearbeitet. Es wurde 2020 beim Runden Tisch "Ernährungsbildung in Schulen" vorgestellt. Das Konzept greift auf die Ergebnisse der Studie, eines BZfE-Expertenworkshops und einer qualitativen Befragung aus dem Jahr 2019 zurück und ergänzt diese durch langjährige Erfahrungen aus Verlags- und Projektarbeit.

Die Kernbotschaft des Konzeptes basiert auf den drei Säulen:

  1. Materialien,
  2. Aus-und Fortbildung und
  3. Kooperationen.
  • Die pädagogisch und didaktisch ausgearbeiteten Lehrmaterialien für die Ernährungsbildung sind qualitätsgeprüft und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Das Angebot umfasst sowohl Materialien zur Ergänzung des Unterrichts als auch umfangreiche Materialien mit ausgearbeiteten Unterrichtskonzepten. Um Bausteine zur Ernährungsbildung weiter zu verbreiten und einfacher zugänglich zu machen, wurden passende Angebote in die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Schul-Cloud integriert.
  • Das BZfE bietet unterschiedliche Fortbildungsformate an. Sowohl Präsenz- als auch Webfortbildungen ermöglichen den Lehrkräften die Möglichkeit, sich weiterzubilden und ihre eigenen ernährungsbezogenen Kompetenzen auszubauen. Bestenfalls werden Fortbildungen in Zusammenarbeit zum Beispiel mit den Landesinstituten für Lehrkräftefortbildungen durchgeführt.
  • Grundsätzlich wird empfohlen, Maßnahmen in Kooperationen durchzuführen. So wird die Verbreitung von erfolgreichen Bildungskonzepten unterstützt und bestärkt.
    • Ein Beispiel, bei dem bereits erfolgreich zusammenarbeitet wird, um Ernährungsbildung in den Schulen zu fördern und die Ernährungskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken, ist der bekannte, im Rahmen von IN FORM entwickelte Ernährungsführerschein für Grundschüler. Einige Länder setzen ihn bereits flächendeckend ein. Er wird aber auch zum Beispiel von Krankenkassen im Rahmen ihrer Präventionsprojekte genutzt.
    • Eine Intensivierung von gemeinsamen Ideen und Maßnahmen können die Ernährungsbildung in Deutschlands Schulen stärken und voranbringen.

Die Ernährungsbildung in Kindertagespflege, Kitas und Schulen sowie die Ausgestaltung der Curricula für den ernährungsbildenden Unterricht liegen in der Zuständigkeit der Länder. Daher ist es notwendig, dass die jeweiligen Aktivitäten auf Länder- und Bundesebene ineinandergreifen, um eine Verbesserung zu erreichen. Ziel des BMEL ist es, die Vernetzung von Bund und Ländern in diesem Bereich schrittweise auszubauen. Das BMEL ist im Gespräch mit Vertretern der Kultusministerkonferenz (KMK) sowie mit den Ernährungsreferentinnen und -referenten der Länder. Als weitere Maßnahme führt BMEL nun auch die Länderreferentinnen und Länderreferenten für Ernährung und die für Gesundheit für eine Stärkung der Ernährungsbildung zusammen.

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