Neue Studie zur Ernährungsbildung in Schulen und Kitas in Deutschland

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat am 12. Juli 2019 die Studie "Ernährungsbezogene Bildungsarbeit in Kitas und Schulen" vorgestellt. Die vom BMEL beauftragte Studie der Universität Paderborn hatte das Ziel, den aktuellen Stand der ernährungsbezogenen Bildungsarbeit in Kitas und Schulen zu analysieren und zu bewerten.

Auch wenn Bildung Angelegenheit der Bundesländer ist, setzt sich das BMEL seit Jahren dafür ein, dass Ernährungsbildung in Kitas und Schulen stattfindet. Ernährungsbildung ist ein Baustein der Politik für gesunde und nachhaltige Ernährung des BMEL.

Durch die Studie sollten noch bestehende Schwächen aufgedeckt und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Ergebnis der Studie ist, dass von einer flächendeckenden Ernährungsbildung in Deutschland noch nicht die Rede sein kann.

Inhalte der Studie

Professor Dr. Heseker von der Universität Paderborn untersuchte mit seinem Team Fragen wie "Was lernen Kinder in der Kita und der Schule zum Thema Ernährung? In welchen Fächern findet das Thema Platz? Und wie sind Lehrkräfte und pädagogisches Personal auf diese Aufgabe vorbereitet?" Analysegegenstand waren Bildungspläne für die frühkindliche Bildung, Lehrpläne aller Schularten und die Ausbildungsinhalte der Lehrkräfte und Pädagogen. Die Wissenschaftler befragten zudem Schulleitungen, Lehrkräfte, Kitaleitungen und Kitaträger.

Das Forschungsvorhaben wurde im Herbst 2018 abgeschlossen und nun liegt der Abschlussbericht vor.

Ergebnisse der Studie

Konkrete Ergebnisse der Studie sowohl für den Bereich Kita als auch für den Bereich Schule sind:

  • Die Themen Essen und Ernährung sind erfreulicherweise in den Bildungsplänen der Bundesländer für Kita und Schule verankert.
  • Sachunterricht und Biologie bzw. Naturwissenschaften sind Leitfächer für Ernährungsbildung im Pflichtunterricht.
  • Während im Sachunterricht der Grundschulen zum Teil einige Bereiche der Ernährungsbildung abgedeckt werden, wird im Biologieunterricht vor allem die naturwissenschaftliche Perspektive in den Blick genommen.
  • Praxiswissen zu Herkunft von und Umgang mit Lebensmitteln oder Informationen zu Esskultur oder regionaler Vielfalt von Essen und Trinken werden eher nicht vermittelt.
  • An mittleren Schulformen (Sekundarstufe I) kommen ergänzend bundeslandspezifische Unterrichtsfächer (beispielsweise Hauswirtschaft, Alltagskultur, Ernährung, Soziales oder Verbraucherbildung) hinzu. Diese setzen dann sehr unterschiedliche Schwerpunkte, decken aber häufig mehrere Bereiche der Ernährungsbildung ab. In der Regel werden diese Fächer jedoch nur im Wahlpflichtbereich angeboten und sind somit nicht verpflichtend.
  • In den entsprechenden Lehramtsstudiengängen sind die notwendigen ernährungsbezogenen Inhalte jedoch nicht immer vorhanden und stellen auch in der Erzieherinnen-Ausbildung nur ein Randthema dar. Zudem fehlen mitunter Ausbildungsstandorte für die bundeslandspezifischen Unterrichtsfächer. Daher sind die Fachkräfte in Kitas und Schulen durch ihre Ausbildung häufig unzureichend für den Bildungsbereich Essen und Ernährung qualifiziert.
  • Das Angebot an Fortbildungen reicht häufig nicht aus, um den Mangel in der Ausbildung zu kompensieren.
  • Bis zu 70 Prozent der Lehrbücher weisen fachliche Mängel auf.

Aktivitäten des BMEL zur Verbesserung der Ernährungsbildung in Schulen und Kitas

Das BMEL möchte dazu beitragen, unter anderem das Angebot an Lehrerfortbildungen auszuweiten. Gemeinsam mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) wurde ein Konzept für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte ausgearbeitet. Es wurde beim Runden Tisch "Ernährungsbildung in Schulen" am 24. November 2020 vorgestellt. Das Konzept greift auf die Ergebnisse der Studie, eines BZfE-Expertenworkshops und einer qualitativen Befragung aus 2019 zurück und ergänzt diese durch langjährige Erfahrungen aus Verlags- und Projektarbeit.

Die Kernbotschaft des Konzeptes basiert auf den drei Säulen:

  1. Materialien,
  2. Aus-und Fortbildung und
  3. Kooperationen.
  • Die pädagogisch und didaktisch ausgearbeiteten Lehrmaterialien für die Ernährungsbildung sind qualitätsgeprüft an und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Das Angebot umfasst sowohl Materialien als Ergänzung des Unterrichts als auch umfangreiche Materialien mit ausgearbeiteten Unterrichtskonzepten. Um Bausteine zur Ernährungsbildung weiter zu verbreiten und einfacher zugänglich zu machen, wurden passende Angebote in die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Schul-Cloud integriert.
  • Das BZfE bietet unterschiedliche Fortbildungsformate an. Sowohl Präsenz- als auch Webfortbildungen ermöglichen den Lehrkräften die Möglichkeit, sich weiterzubilden und ihre eigenen ernährungsbezogenen Kompetenzen auszubauen. Bestenfalls werden Fortbildungen in Zusammenarbeit zum Beispiel mit den Landesinstituten für Lehrkräftefortbildungen durchgeführt.
  • Grundsätzlich wird empfohlen, Maßnahmen in Kooperationen durchzuführen. So wird die Verbreitung von erfolgreichen Bildungskonzepten unterstützt und bestärkt.
    • Ein Beispiel, bei dem bereits erfolgreich zusammenarbeitet wird, um Ernährungsbildung in den Schulen zu fördern und die Ernährungskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken, ist der bekannte, im Rahmen von IN FORM entwickelte Ernährungsführerschein für Grundschüler. Einige Länder setzen ihn bereits flächendeckend ein. Er wird aber auch zum Beispiel von Krankenkassen im Rahmen ihrer Präventionsprojekte genutzt.
    • Eine Intensivierung von gemeinsamen Ideen und Maßnahmen können die Ernährungsbildung in Deutschlands Schulen stärken und voranbringen.

Das BMEL ist im Gespräch mit Vertretern der Kultusministerkonferenz (KMK) sowie mit Vertretern der Länder, um Verbesserungen zu erzielen.

Im "Gute-Kita-Gesetz" ist die Unterstützung der Ernährungsbildung und der Verpflegungsqualität durch das "Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule" (NQZ), das das BMEL eingerichtet hat, festgeschrieben. Dies eröffnet weitere Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung von Ernährungsbildung und der Qualität des Schul- und Kita-Essens.

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