Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten

Fertigprodukte sind Teil eines modernen Lebensstils. Sie enthalten allerdings nicht selten viel Zucker, Fette und Salz. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) möchte Verbraucherinnen und Verbraucher dabei unterstützen, sich gesundheitsförderlich zu ernähren, und dafür sorgen, dass verarbeitete Lebensmittel gesünder werden.

Die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten hat einen klaren Fokus auf verarbeiteten Lebensmitteln - insbesondere auch solchen, die sich durch die Art ihrer Aufmachung an Kinder und Jugendliche richten.

Sie sollen weniger Energie, Zucker, Fette und Salz, aber dennoch ausreichend Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe enthalten.

Ernährungsmedizinische Relevanz

Nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland treten so genannte nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 immer häufiger auf.

Dies wirkt sich nicht nur auf die Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch auf die Sozial- und Gesundheitskosten aus. Eine einseitige, kalorienreiche Ernährung und Bewegungsmangel können das Risiko für Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) erhöhen und wiederum die Entstehung von nichtübertragbaren Krankheiten begünstigen.

Laut einer Befragung des Robert Koch-Instituts (RKI) aus 2019/2020 sind in Deutschland 47 Prozent der Frauen und 60 Prozent der Männer übergewichtig. Fast ein Fünftel der Erwachsenen ist sogar adipös, also krankhaft übergewichtig. Bei Kindern und Jugendlichen sind 15 Prozent übergewichtig.

Die gesunde Wahl zur einfachen Wahl machen

Mit der Ernährungsstrategie „Gutes Essen für Deutschland“ hat die Bundesregierung es sich zum Ziel gemacht, Menschen in Deutschland dabei zu unterstützen, sich gesund zu ernähren und mehr zu bewegen. Dabei gilt es, sowohl die Energiezufuhr als auch die Nährstoffversorgung im Blick zu haben. Dafür soll es den Menschen erleichtert werden, weniger Zucker, Fette und Salz zu sich zu nehmen. So soll das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten verringert werden. Die Lebensmittelwirtschaft hat z. B. bei der Festlegung der Lebensmittelrezepturen und Verpackungsgrößen Gestaltungsspielräume.

Eines unserer zentralen ernährungspolitischen Ziele ist es daher, Verbraucherinnen und Verbraucher dabei zu unterstützen, sich ausgewogen zu ernähren und sich angemessen mit Nährstoffen und Energie zu versorgen.

Die Umsetzung der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie

Mit dem Koalitionsvertrag der 19. Legislaturperiode ist das BMEL beauftragt worden, in einem partizipativen Prozess eine wissenschaftlich fundierte Strategie zu erarbeiten, um Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten zu verringern.

Die am 19. Dezember 2018 verabschiedete Strategie ist das Ergebnis eines intensiven Dialogprozesses mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundesregierung, der Bundesländer sowie von Verbänden und Institutionen aus den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Lebensmittelwirtschaft, Verbraucherschutz und Wissenschaft.

 

Handlungsfelder, Prozess + Ziele der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie

Bestandteil der Strategie ist eine im September 2018 geschlossene Grundsatzvereinbarung zwischen Politik und Lebensmittelwirtschaft. Darin erkennt die Lebensmittelwirtschaft an, Teil einer Lösung zu sein, um eine ausgewogene Energiebilanz und Verbesserung der Nährstoffversorgung der Bevölkerung zu erreichen.

Im April 2024 hat das BMEL den zweiten Zwischenbericht zur Strategie veröffentlicht. Der Bericht gibt einen Überblick über die seit Veröffentlichung des ersten Zwischenberichtes im Dezember 2020 verzeichneten Entwicklungen und zeigt die Aktivitäten und Positionierungen der beteiligten Verbände und Institutionen. Einen Sonderbericht zu Produkten mit Kinderoptik hat das BMEL im Juli 2023 veröffentlicht.

Die erzielten Veränderungen reichen bisher noch nicht aus, um eine ausgewogene Ernährung im erforderlichen Umfang zu unterstützen. In vielen Produktgruppen bestehen weiterhin Reduktionspotentiale, z. B. in Bezug auf Zucker bei an Kinder gerichteten Produkten oder Salz in Fleischerzeugnissen und unverpacktem Brot. Daher werden nun wissenschaftlich fundierte und auf Zielgruppen abgestimmte Reduktionsziele geschaffen. Die Methodik zur Ableitung von Reduktionszielen soll im Rahmen eines Stakeholder-Prozesses mit externen Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft unter Leitung des Max Rubner-Institutes (MRI) erarbeitet werden. Bis Ende 2024 sollen für relevante Lebensmittelgruppen Reduktionsziele vorliegen.

Selbstverpflichtungen der Lebensmittelwirtschaft

Die Lebensmittelwirtschaft hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2025 bestimmte Reduktionsziele zu erreichen – vor allem für an Kinder gerichtete Produkte. Elf Verbände der Lebensmittelwirtschaft und des Lebensmittelhandels haben inzwischen branchen- bzw. produktbezogene Prozess- und Zielvereinbarungen mit ihren Mitgliedsunternehmen geschlossen, um spezifische Schritte, Maßnahmen und Ziele festzulegen.

Die im Rahmen der Strategie getroffenen Maßnahmen sollen bis Ende 2025 umgesetzt werden und fokussieren sich bei Zucker auf eine Reduktion:

  • von mindestens 20 Prozent in Frühstückscerealien für Kinder und
  • von jeweils 15 Prozent in gesüßten Milchprodukten für Kinder und in Erfrischungsgetränken sowie in fruchthaltigen Getränken mit Zuckerzusatz

Die Reduktion von Salz betreffend sind folgende Prozess- und Zielvereinbarungen geschlossen worden:

  • Vereinbarung des Bäckerhandwerks zur Reduktion von Salzspitzen im Brot und zur Verbreitung von Informationsmaterialien und Lehrinhalten zur Reduzierung von Salz im Rahmen von Schulungen in den Betrieben sowie Seminaren in den Akademien des Bäckerhandwerks
  • Selbstverpflichtung der Liefer-Großbäckereien, bis 2025 einen durchschnittlichen Salzgehalt von 1,1 g / 100 g über das gesamte verpackte Backwarensortiment (ausgenommen Laugengebäck und andere Spezialprodukte) zu erreichen
  • Selbstverpflichtung der Tiefkühlwirtschaft zur Reduktion von Salz in Tiefkühl-Pizzen auf einen durchschnittlichen Gehalt von 1,25 g / 100 g bis 2025
  • Beitrag der Fleischwarenindustrie zur deutlichen Senkung der Salzgehalte von erhitzten Fleischerzeugnissen oberhalb des dritten Quartils (basierend auf der Erhebung 2020 des Produktmonitorings) bis 2023 und zur Verbreitung entsprechender Informationen über Schulungen

Der Lebensmittelhandel hat darüber hinaus zugesagt, alle strategierelevanten Lebensmittelwarengruppen seines Eigenmarkensortiments hinsichtlich Nährstoffzusammensetzung, Gesamtkaloriengehalt und Portionsgröße zu überprüfen.

Produktmonitoring

Mit Beginn des Jahres 2019 startete die Umsetzung der Strategie. Bis zum Jahr 2025 wird diese durch ein engmaschiges Monitoring überwacht, das vom Max Rubner-Institut durchgeführt wird.

Lesen Sie mehr zur Struktur des begleitenden Produktmonitorings und welche Daten bisher erhoben und ausgewertet wurden.

Verbot von Zucker in Säuglings- oder Kleinkindertees

Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie wurde im Mai 2020 eine Verordnung für ein nationales Verbot des Zusatzes von Zucker und anderen süßenden Zutaten in Säuglings- oder Kleinkindertees erlassen.

Das Verbot umfasst neben Zucker auch andere süßende Zutaten, z. B. Honig, Fruchtsaft, Fruchtsaftkonzentrat, Malzextrakt oder andere aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnene Sirupe und Dicksäfte. Denn für Säuglinge oder Kleinkinder werden Wasser und alternativ ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees als geeignete Getränke angesehen. Gesüßte Kräuter- und Früchtetees für Säuglinge oder Kleinkinder halten Experten hingegen für nicht geeignet. Eine hohe und häufige Zufuhr freier Zucker, insbesondere über zuckergesüßte Getränke, kann das Risiko für Übergewicht und Adipositas und damit assoziierte Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen und die Entstehung von Zahnkaries fördern.

Forschung und Innovation

Das BMEL fördert im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung viele Projekte, die sich mit der Reformulierung verarbeiteter Lebensmittel beschäftigen.

Lesen Sie mehr zu den Projekten und der Forschungsförderung im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie.

 

Ausgewählte Reduktionsziele bis Ende 2025

Mindestens 20 Prozent weniger Zucker in Frühstückscerealien für Kinder.

Jeweils 15 Prozent weniger Zucker in gesüßten Kinder-Milchprodukten, in Erfrischungsgetränken und in fruchthaltigen Getränken mit Zuckerzusatz.

Nur 1.1 Gramm pro 100 Gramm als durchschnittlicher Salzgehalt in verpackten Backwaren. Nur 1,25 Gramm pro 100 Gramm als durchschnittlicher Salzgehalt in Tiefkühl-Pizzen.

Erschienen am im Format Basistext

Das könnte Sie auch interessieren

Salzzufuhr in Deutschland: Ergebnisse der DEGS- und KiGGS-Studie (Thema:Gesunde Ernährung)

Eine zu hohe tägliche Salzzufuhr ist ein Risikofaktor für Bluthochdruck und damit auch für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen, täglich nicht mehr als 6 Gramm Salz zu sich zu nehmen.

Mehr

Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des Jodmonitorings bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (Thema:Gesunde Ernährung)

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das vom Körper nicht selbst gebildet werden kann und regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden muss. Um eine ausreichende Jodzufuhr sicherzustellen, ist die Verwendung von Jodsalz in Privathaushalten und Lebensmittelwirtschaft eine wichtige Vorsorgemaßnahme.

Mehr

Ergebnisse des Produktmonitorings des Max Rubner-Instituts (Thema:Reduktionsstrategie)

Das Max Rubner-Institut (MRI) führt ein engmaschiges, regelmäßiges Produktmonitoring durch, das sich in mehrere Einzelerhebungen gliedert. Die Ergebnisse geben Auskunft über die Entwicklung der Zusammensetzung von am Markt erhältlichen, verpackten verarbeiteten Lebensmitteln im festgelegten Zeitverlauf und zeigen, ob Bedarf zur Nachsteuerung oder weiterer Handlungsbedarf besteht.

Mehr