Stillen in Deutschland

Wie gut werden Mütter beim Thema Stillen unterstützt? .Wie akzeptiert ist Stillen in der Öffentlichkeit, wenn ein Baby Hunger hat und die Mutter gerade unterwegs ist – im Café, im Park oder in der Bahn? Wie gut werden Mütter beim Thema Stillen unterstützt. Kurzum: Wie stillfreundlich ist Deutschland?

Dies untersuchte auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von 2017 bis 2019 das Forschungsprojekt Becoming Breastfeeding Friendly (BBF). Ziel der Untersuchung war es, die notwendigen Erkenntnisse zu gewinnen, um die Rahmenbedingungen für das Stillen in Deutschland nachhaltig verbessern zu können. Denn Mütter und Familien benötigen ein stillfreundliches Umfeld.

Ziele der Stillförderung

  • Mütter sollen eine informierte Entscheidung treffen können.
  • Stillen ist eine Chance für Mutter und Kind.
  • Stillen soll überall möglich sein - im Café, im Bus, auf der Parkbank.

Stillen ist gesund

Stillen ist gesunde Ernährung von Anfang an. Die gesundheitlichen Vorteile des Stillens für Mutter und Kind sind gut belegt:

  • Jegliches Stillen ist wertvoll für die Kindergesundheit, wobei die stärksten Effekte im Zusammenhang mit dem ausschließlichen Stillen beobachtet wurden.
  • Langfristig gesehen sind ehemals gestillte Säuglinge im späteren Kindes- oder Erwachsenenalter signifikant seltener übergewichtig als nicht gestillte Säuglinge. Sie leiden seltener an Diabetes Typ 2.
  • Auch für die mütterliche Gesundheit ist Stillen positiv: Das Risiko für Krebserkrankungen der Brust, der Eierstöcke oder der Gebärmutterschleimhaut sinkt ebenso wie das Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 2 oder kardiovaskuläre Erkrankungen.

Stillen kann die Beziehung und Bindung zwischen Mutter und Kind unterstützen und sich auf die Feinfühligkeit, Sicherheit und Empathie der Mütter gegenüber ihren Kindern auswirken.

Startbild des Videos
Wie stillfreundlich ist Deutschland? Auftaktfilm zur Fachkonferenz am 5.6.2019 in Berlin

Aktuelle Stillquote in Deutschland

Fast 90 Prozent der Mütter beabsichtigen ihr Kind zu stillen (KiGGS, Welle 2). Aber Stillen ist kein Selbstläufer, sondern ein Lernprozess – es klappt nicht immer sofort und das ist normal.

  • Nur 68 Prozent der Mütter stillen ihr Kind nach der Geburt ausschließlich - in den folgenden Monaten sinkt die Zahl deutlich. Nach zwei Monaten sind es noch etwas mehr als die Hälfte (57 Prozent) und nach 4 Monaten (der empfohlenen Mindeststilldauer für ausschließliches Stillen) sind es nur noch 40 Prozent. (KiGGS, Welle 2)
  • Das lässt vermuten, dass Mütter mehr Unterstützung beim Stillen benötigen, denn - Stillen muss gelernt werden.
  • Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen werden dabei seltener und kürzer gestillt. Sie profitieren damit weniger von den gesundheitlichen Vorteilen des Stillens.
  • Stillförderung leistet somit einen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit.

So stillfreundlich ist Deutschland – die Ergebnisse des BBF-Projektes und weitere Schritte

Deutschland bietet Müttern und Familien – so das Fazit des 2019 abgeschlossenen BBF-Forschungsprojekts – ein "moderat" stillfreundliches Umfeld:

  • Die Gesetzgebung und Finanzierung wichtiger Maßnahmen der Stillförderung in Deutschland, wie Mutterschutz und Elterngeld, gehören zu den Stärken.
  • Besonders schwach schneidet Deutschland in den Handlungsfeldern Werbung sowie Forschung und Evaluation ab.
  • Die Untersuchung zeigt, dass es zahlreiche Einzelaktivitäten zum Stillen gibt; diese müssen jedoch besser koordiniert und kommuniziert werden.
  • Deshalb wird empfohlen eine zentrale Koordinierungsstelle einzurichten, die eine Nationale Strategie zur Stillförderung entwickelt und umsetzt.
  • Um die Akzeptanz des Stillens bevölkerungsweit zu steigern und das Wissen über Vorteile des Stillens zielgruppenspezifisch zu verbessern, soll die Kommunikation zur Stillförderung intensiviert werden.

Reaktion des BMEL auf die Studienergebnisse und geplante Optimierungen

Aktuelle deutsche Empfehlung zum Stillen

Stillen ist das Beste für Mutter und Kind:

  • Im 1. Lebenshalbjahr sollen Säuglinge gestillt werden, mindestens bis zum Beginn des 5. Monats ausschließlich – also mindestens 4 Monate.
  • Auch nach Einführung von Beikost – spätestens mit Beginn des 7. Monats – sollen Säuglinge weitergestillt werden.
  • Wie lange insgesamt gestillt wird, bestimmen Mutter und Kind.

(Empfehlung zur Stilldauer der Nationalen Stillkommission (2015) sowie des Netzwerks "Gesund ins Leben" (2016)

Das BMEL hat aufbauend auf den Ergebnissen des BBF-Prozesses zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, um die Stillförderung in Deutschland nachhaltig zu verbessern.

Nationale Strategie zur Stillförderung

Am 7. Juli 2021 hat das Bundeskabinett auf Initiative des BMEL die Nationale Strategie zur Stillförderung beschlossen.

Ziel der Nationalen Strategie zur Stillförderung ist es, die Rahmenbedingungen für das Stillen zu verbessern, die Akzeptanz in der Öffentlichkeit für das Stillen zu erhöhen, die Stillmotivation in Deutschland zu steigern und Frauen nach ihrem individuellen Bedarf beim Stillen zu unterstützen. Dabei werden bestehende und neuen Maßnahmen verzahnt und die relevanten Akteurinnen und Akteure eingebunden.

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