Die Nationale Strategie zur Stillförderung

Stillen ist die natürliche und optimale Ernährung des Säuglings und gut für die Gesundheit von Mutter und Kind. Um Deutschland stillfreundlicher zu machen und die Stillförderung in Deutschland nachhaltig zu verbessern, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine Nationale Strategie zur Stillförderung erarbeitet. Bei der Umsetzung dieser Strategie werden die bestehenden und bewährten Angebote mit neuen Maßnahmen verzahnt sowie die relevanten Akteurinnen und Akteure vernetzt.

Warum braucht Deutschland eine nationale Strategie ur Stillförderung?

Muttermilch ist die optimale Ernährung für Säuglinge. Stillen fördert sowohl kurz- als auch langfristig die Gesundheit von Mutter und Kind. Gestillte Kinder sterben seltener am plötzlichen Kindstod und erkranken im ersten Lebensjahr seltener an Durchfall- und Atemwegserkrankungen sowie Mittelohrentzündungen. Auch langfristig gesehen sind ehemals gestillte Säuglinge im späteren Kindes- und Erwachsenenalter seltener übergewichtig und entwickeln seltener einen Typ-2-Diabetes im Vergleich zu nicht gestillten Kindern. In Deutschland werden jedoch nur 40 Prozent der Säuglinge mindestens vier Monate lang ausschließlich gestillt, das heißt ohne Beigabe anderer Nahrung oder Flüssigkeiten. Dabei wird empfohlen, in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen, mindestens jedoch vier Monate.

Welche Ziele verfolgt die nationale Strategie ur Stillförderung?

Mit derNationalen Strategie zur Stillförderung leistet die Bundesregierung einen Beitrag, die Stillfreundlichkeit in Deutschland nachhaltig zu verbessern und die Stillmotivation zu erhöhen. Jede Frau soll nach individuellem Bedarf unterstützt werden. Dabei sollen insbesondere auch jene Frauen in den Blick genommen werden, die bislang seltener oder kürzer stillen. Verbesserte Rahmenbedingungen sollen das Stillen, egal in welcher Lebenssituation, ermöglichen. So soll eine höhere Still-Initiierungsquote und eine längere Stilldauer erreicht und die Akzeptanz der Öffentlichkeit gesteigert werden.

Welche Handlungsfelder werden von der Nationalen Strategie zur Stillförderung erfasst?

Das internationale Forschungsvorhaben "Becoming Breastfeeding Friendly" (BBF) hat von 2017 bis 2019 die Rahmenbedingungen des Stillens in Deutschland untersucht. Die systematische Bestandsaufnahme hat die Stärken und Schwächen der Stillförderung analysiert und ergeben, dass Deutschland bislang nur moderat stillfreundlich ist. Entsprechend wurde die Erarbeitung einer Nationalen Strategie zur Stillförderung empfohlen.

Das BMEL hat die Erarbeitung einer solchen Strategie initiiert. Auf Basis der Ergebnisse des BBF-Prozesses nimmt die Nationale Strategie zur Stillförderung sieben Strategiefelder in den Fokus:

8 Handlungsfelder der Stillstrategie (Stillen u. Beruf, Vermarktung Muttermilchersatzprodukte, Systematisches Stillmonitoring, Kommunikation, Evidenzbasierte Leitlinien, Ausbildung, Präventions- u. Versorgungsstrukturen, Kommunale Stillförderung) Handlungsfelder der Nationalen Stillstrategie
© BMEL
  • evidenzbasierte Leitlinien
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Präventions- und Versorgungsstrukturen
  • kommunale Stillförderung
  • Stillen und Beruf
  • Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten
  • systematisches Stillmonitoring

Die Kommunikation zur Stillförderung ist eine Querschnittsaufgabe, die stark mit den Strategiefeldern verknüpft ist. Sie zielt darauf ab, die gesellschaftliche Akzeptanz des Stillen bevölkerungsweit zu erhöhen und das Wissen über die Bedeutung des Stillens insbesondere bei jenen Frauen zu steigern, die bislang seltener und kürzer stillen.

Die Nationale Strategie zur Stillförderung zeichnet in den einzelnen Strategiefeldern die Vision auf, wie die Rahmenbedingungen für das Stillen in Deutschland langfristig verbessert werden können und welche Schritte dafür zu ergreifen sind.

Wie und mit wem wurde die nationale Strategie zur Stillförderung erarbeitet?

Die Nationale Strategie zur Stillförderung wurde im Juli 2021 vom Bundeskabinett beschlossen. Sie beruht auf Empfehlungen, die Vertreterinnen und Vertreter von Berufs- und Fachverbänden, öffentlichen Institutionen, der Länder, kommunaler Spitzenverbände, Krankenkassen, medizinischer Fakultäten und Kliniken sowie der Nationalen Stillkommission in einem partizipativen Prozess erarbeitet haben.

Auch wenn Mutter und Kind beim Stillen im Mittelpunkt stehen, werden sie während der gesamten Stillzeit vom familiären Umfeld und zahlreichen weiteren Personen beeinflusst, beraten und unterstützt. So sind beispielsweise Frauen-, Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Hebammen, Gesundheits-, Kranken- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger sowie Gesundheitsfachkräfte der Frühen Hilfen mit der Versorgung von Mutter und Kind beauftragt. Darüber hinaus gibt es weitere Berufsgruppen, die Familien beraten. Und auch das soziale Umfeld hat großen Einfluss. Damit die Nationale Strategie zur Stillförderung auf allen Ebenen dieses komplexen Geflechts ansetzen kann, wurden mehr als 150 engagierte Expertinnen und Experten in die Erarbeitung konkreter Ziele und Empfehlungen für die einzelnen Strategiefelder eingebunden.

Die sieben Strategiefelder wurden im Rahmen des partizipativen Prozesses von der eigens eingerichteten Koordinierungsstelle am Institut für Kinderernährung am Max Rubner-Institut (MRI), bei dem auch die Nationale Stillkommission (NSK) angesiedelt ist, betreut und begleitet. Von September 2020 bis 2021 haben die Experten intensiv diskutiert. Die entstandenen Arbeitspapiere bildeten die Basis dieser Nationalen Strategie zur Stillförderung und sind im Begleitbericht des MRI nachzulesen. Mit der Koordinierung des Schwerpunkts Kommunikation hat das BMEL das Netzwerk Gesund ins Leben im Bundeszentrum für Ernährung betraut.

Wie wird die nationale Strategie zur Stillförderung umgesetzt?

Mit der Nationalen Strategie ist der Grundstein für eine nachhaltige Verbesserung der Stillförderung in Deutschland gelegt. Die Expertinnen und Experten haben vielfältige Maßnahmen und Ideen entwickelt, um Deutschland kurz-, mittel- und langfristig stillfreundlicher zu machen. Dabei haben sie starke Impulse gesetzt und ganz unterschiedliche Wirkungsebenen in den Blick genommen – von den Kommunen bis zum Bund, von der persönlichen Prägung bis hin zur öffentlichen Wahrnehmung, von der Unterstützung der einzelnen Frau bis hin zu Anpassungen im System.

Um nachhaltige Verbesserungen zu erreichen, sind neben dem Bund viele weitere Akteure gefordert. Hier sind vor allem die Gesundheits- und Wissenschaftsbehörden in den Bundesländern, die Gemeinsame Selbstverwaltung im Gesundheitssystem, die Universitäten, die Berufsverbände und Fachgesellschaften sowie die vielen aktiv Mitwirkenden in der Stillförderung zu nennen. Um auf allen Ebenen Effekte zu erzielen, setzt die Bundesregierung auch im Rahmen der Umsetzung auf die bereits im partizipativen Prozess eingebrachte Expertise und die Mitwirkung der beteiligten Akteurinnen und Akteure. Die Bundesregierung moderier den Prozess.

Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Stillförderung wird von der eigens dafür eingerichteten Koordinierungsstelle am Institut für Kinderernährung des MRI koordiniert. Das Netzwerk Gesund ins Leben im BZfE wird die kommunikativen Maßnahmen koordinieren. Ein Begleitgremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Verbänden und Institutionen wird die Umsetzung flankieren, in dem es die Ziele und Maßnahmen priorisiert und die Prozesse evaluiert.

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