Prof. Dr. Pablo Steinberg: Mit dem Nutri-Score wird in Deutschland ein wissenschaftlich fundiertes Nährwertkennzeichen eingeführt

Ein Beitrag des Präsidenten des Max Rubner-Instituts, Karlsruhe.

Mit dem Nutri-Score wird in Deutschland ein wissenschaftlich fundiertes Nährwertkennzeichen eingeführt, das den Verbrauchern künftig den Vergleich von verpackten Lebensmitteln und Fertigprodukten beim Einkauf erleichtern kann. Die zusammenfassende Bewertung von verpackten Lebensmitteln nutzt die bekannte Farbwelt einer Ampel und ist schnell und auf einen Blick erfassbar. Verbraucher benötigen kein tiefgehendes Ernährungswissen, um zwischen dunkelgrünem A und rotem E zu unterscheiden.

Die dem Nutri-Score zugrundeliegende Berechnungsformel wurde über mehrere Jahre von unabhängigen Wissenschaftlern aus Frankreich und Großbritannien entwickelt und in vielen Studien ausführlich getestet. Die Berechnungsgrundlage des Nutri-Score wurde auch in Deutschland von Wissenschaftlern des Max Rubner-Instituts untersucht und als geeignet bewertet, um in den allermeisten Fällen den Verbrauchern die Differenzierung von Produkten innerhalb von Produktkategorien zu erleichtern. Auch im Rahmen einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Verbraucherstudie schnitt der Nutri-Score insgesamt am besten ab.

Der Nutri-Score bewertet die Menge an ausgewählten Inhaltsstoffen eines Lebensmittels pro 100 g bzw. 100 ml des Produkts, sodass alle Produkte unabhängig von der angegebenen Portionsgröße verglichen werden können. Günstige Inhaltsstoffe, für die ein gesundheitlicher Nutzen belegt ist, erhalten „Positivpunkte“. Hierzu zählen Ballaststoffe, Eiweiß und der Anteil an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und ausgewählten Pflanzenölen (z.B. Olivenöl). Inhaltsstoffe, deren übermäßige Zufuhr das Risiko für ernährungsmitbedingte Erkrankungen (z.B. Typ 2 Diabetes) erhöht, erhalten hingegen "Negativpunkte". Hierzu zählt neben Salz, Zucker und gesättigten Fetten auch der Energiegehalt pro 100 g bzw. 100 ml. Die errechnete Gesamtpunktzahl entscheidet dann, welche Gesamtbewertung das Lebensmittel erhält: in fünf Stufen von einem dunkelgrünen A bis hin zu einem roten E.

So können Verbraucher schnell und unkompliziert die Nährstoffzusammensetzung ähnlicher Produkte vergleichen, ohne hierfür die Nährwerttabelle auf der Rückseite der Verpackung studieren zu müssen und damit auf einen Blick erfassen, ob nun beispielsweise das Schoko-, Nuss- oder Früchtemüsli die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl ist. Hierbei kann und darf der Nutri-Score nur bei gleichen oder ähnlichen Produkten genutzt werden. Innerhalb der Produktgruppe heißt das also: Bin ich auf der Suche nach einem Dessert, hilft mir der Nutri-Score zum Beispiel beim Vergleich zwischen verschiedenen Joghurtsorten oder bei der Entscheidung, ob nun ein Frucht-Joghurt oder ein Sahne-Pudding die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl ist. Ein Vergleich zwischen Pudding und beispielsweise Olivenöl oder einer Teewurst ist nicht sinnvoll, da man das Olivenöl oder die Wurst ja nicht anstatt des Puddings kaufen würde.

Alleine auf den Nutri-Score sollte man sich aber nicht verlassen, wenn man sich gesund und ausgewogen ernähren möchte. Grundsätzlich bewertet der Nutri-Score nicht nach "gesund" oder "ungesund". Er hilft lediglich, die Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln schnell und unkompliziert zu vergleichen. Der Nutri-Score findet sich außerdem ausschließlich auf verpackten Produkten – und somit beispielsweise nicht auf frischem Obst und Gemüse oder einem Vollkornbrot aus der örtlichen Bäckerei. Eine ausgewogene Ernährung besteht aus vielen verschiedenen Lebensmitteln, auch aus nicht mit dem Nutri-Score gekennzeichneten Produkten. Für eine gesunderhaltende und ausgewogene Ernährung geben die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine hilfreiche Orientierung.

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