Pakt gegen Lebensmittelverschwendung
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat am 27. Juni 2023 mit 14 Unternehmen des Groß- und Einzelhandels eine Vereinbarung zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen abgeschlossen. Darin verpflichten sich die unterzeichnenden Unternehmen auf konkrete Reduzierungsziele und verpflichtende Reduzierungsmaßnahmen- sowohl im eigenen Unternehmen als auch an den Schnittstellen zu den vor- und nachgelagerten Bereichen der Lebensmittelversorgungskette.
Die Vereinbarung trat ab dem Zeitpunkt der Unterzeichnung in Kraft und gilt bis 31. Dezember 2031. Die Umsetzung der Zielvereinbarung, insbesondere die Zielerreichung wird durch das Thünen-Institut für Marktanalyse als unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des BMEL begleitet und überprüft.
Der Ergebnisbericht zum ersten Jahr der Umsetzung des Paktes gegen Lebensmittelverschwendung ist seit dem 03. Dezember 2024 veröffentlicht und zeichnet ein positives Zwischenfazit: Danach konnten viele Betriebe ihre Abfälle deutlich verringern – insgesamt um 24 Prozent.
Pakt gegen Lebensmittelverschwendung
Vereinbarung zwischen BMEL und Unternehmen des Groß- & Einzelhandels:
1. Verpflichtung der Unternehmen auf konkrete Reduzierungsziele
Die unterzeichnenden Unternehmen des Groß- und Einzelhandels verpflichten sich mit der vorliegenden Vereinbarung, die Lebensmittelabfälle in ihrem Unternehmen umfassend zu reduzieren: um 30 Prozent bis 2025 und um 50 Prozent bis 2030. Damit nehmen die Unternehmen die Zielsetzungen aus der Agenda 20301 als für sich selbst verbindlich und verpflichtend an.
2. Pflicht zur Kooperation zwecks Weitergabe von Lebensmitteln
Schon vor Inkrafttreten des Paktes, haben viele Unternehmen ihre überschüssigen Lebensmittel gespendet. Mit Unterzeichnung des Paktes sind die Unternehmen die Verpflichtung eingegangen, die Weitergabe noch verzehrfähiger Lebensmittel auszubauen.
90 Prozent der Geschäftsstandorte des unterzeichnenden Unternehmens gehen, vergleichbar mit der "Spendenverpflichtung" in Frankreich, mindestens eine feste Kooperation mit einer entsprechenden Empfängerorganisation ein.
Aus dem ersten Ergebnisbericht ergibt sich, dass noch verzehrfähige Lebensmittel primär an soziale Einrichtungen wie die Tafeln gespendet werden. Die Weitergabe an andere Empfängerorganisationen, zum Beispiel an Vermittlerplattformen oder an eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ist ebenfalls möglich und wird durch einige Unternehmen vorgenommen.
3. Konkretisierung der Pflichten nach Kreislaufwirtschaftsgesetz für Lebensmittel
Die Vereinbarung konkretisiert die Vorschriften des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (Obhutspflicht, Abfallhierarchie) mit Blick auf Lebensmittel. Oberstes Ziel ist die Vermeidung von Lebensmittelabfällen.
Die Vereinbarung schreibt fest, dass Lebensmittel nicht durch aktives Handeln gezielt für den Verzehr unbrauchbar gemacht werden dürfen. Die Unternehmen verpflichten sich außerdem, Lebensmittel, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr bestimmt oder geeignet sind, einer möglichst hochwertigen Verwendung oder Verwertung zuzuführen (beispielsweise aufbereitet als Tierfutter). Im Jahr 2023 haben alle unterzeichnenden Unternehmen entsprechende Maßnahmen getroffen, um diese Pflicht zu erfüllen.
4. Konkrete Maßnahmen zur Reduzierung von Überschüssen – auch an den Schnittstellen
Die Unternehmen verpflichten sich zu spezifischen Maßnahmen hinsichtlich Mehrmengen und Retouren, damit innerhalb der Lebensmittelversorgungskette anfallende Überschüsse reduziert werden.
Im unternehmensinternen Bereich gibt es Maßnahmen wie die Verpflichtung, geeignete Schulungsmaßnahmen für relevantes Personal durchzuführen. Andere Maßnahmen adressieren die Beziehungen zu Lieferantinnen und Lieferanten und Verbraucherinnen und Verbrauchern (zum Beispiel: der Verkauf von Obst- und Gemüse mit Schönheitsfehlern, Maßnahmen der Verbrauchersensibilisierung) und damit die Schnittstellen beim Ein- und Verkauf. Damit leisten die Unternehmen auch einen Beitrag zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen und -verlusten in den anderen Sektoren.
Der Maßnahmenkatalog der Vereinbarung umfasst ferner Maßnahmen zur Optimierung der Prozess-, Logistik- und Kühlkette, zum preisreduzierten Abverkauf von Waren nahe dem Mindesthaltbarkeitsdatum sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Weitergabe überschüssiger Lebensmittel (zum Beispiel: Investitionen in die Logistik der Tafeln, Verwendung digitaler Tools zur Erleichterung des Spendenprozesses).
5. Umsetzung der Vereinbarung – transparent und verbindlich
Mit Unterzeichnung verpflichteten sich die Unternehmen, unmittelbar tätig zu werden. Über die Einhaltung der ergriffenen Maßnahmen legen sie Rechenschaft ab. Zu diesem Zweck wurde ein jährliches öffentliches Reporting der Unternehmen in einem einheitlichen Format eingerichtet, dass Transparenz und Vergleichbarkeit herstellen und die verbindliche Umsetzung der Verpflichtungen gewährleistet. Dieses öffentliche Reporting der unterzeichnenden Unternehmen ist jeweils auf den unternehmensinternen Websites einsehbar.
Die Rechenschaftslegung wird durch das Thünen-Institut für Marktanalyse (TI) als unabhängige wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des BMEL überprüft. Das TI bewertet die Umsetzung der Zielvereinbarung unter Berücksichtigung weiterer, vertraulich gelieferter Unternehmensdaten und fasst die Auswertung in einem Monitoringbericht zusammen. Diese jährlichen Berichte werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In Umsetzung des Paktes gegen Lebensmittelverschwendung wird der Austausch des BMEL mit den Handelsunternehmen fortgeführt, insbesondere mit Blick auf die Arbeit an sektorübergreifenden Schnittstellen. Im Austausch mit den betroffenen Ressorts (Bundesministerium der Justiz, Bundesministerium der Finanzen) und den für den Vollzug des Lebensmittelrechts zuständigen Ländern werden haftungs- und steuerrechtliche Spielräume ausgelotet sowie Regelungen, die der Vermeidung von Lebensmittelabfällen gegebenenfalls entgegenstehen, überprüft. Die Akteure werden durch praxistaugliche Handreichungen unterstützt (zum Beispiel: Leitfaden zur Weitergabe von Lebensmitteln).
6. Unterzeichnende des Paktes gegen Lebensmittelverschwendung
Das BMEL hat die Vereinbarung am 27.06.2023 mit folgenden Unternehmen des Lebensmittelgroß- und Einzelhandels unterzeichnet: ALDI Einkauf SE & Co. oHG, ALDI SÜD Dienstleistungs-SE & Co. oHG, CHEFS CULINAR West GmbH & Co. KG, Niederlassung Wöllstein, EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG, HelloFresh Deutschland SE & Co. KG, Kaufland Dienstleistung & Co. KG, Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG, METRO Deutschland GmbH, Netto Marken-Discount Stiftung & Co. KG, NORMA Lebensmittelfilialbetrieb Stiftung & Co. KG, PENNY Markt GmbH, REWE Markt GmbH, tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG, Transgourmet Deutschland GmbH & Co. OHG.
Weitere Unternehmen können der Vereinbarung zu einem späteren Zeitpunkt beitreten. Als unter-stützender Verband zeichnet der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVLH).
Zum Thema
- Pakt gegen Lebensmittelverschwendung - Vereinbarung (PDF, 2MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)
- Pakt gegen Lebensmittelverschwendung im Groß- und Einzelhandel - Ergebnisbericht zum Monitoring 2023 (PDF, 859KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)
- Fragen und Antworten zum Pakt gegen Lebensmittelverschwendung
- Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung