Nachhaltig zertifiziertes Palmöl in Deutschland - Forum Nachhaltiges Palmöl

In Deutschland soll nur noch nachhaltig produziertes Palmöl zum Einsatz kommen – das ist das erklärte Ziel des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Bei der jährlichen Mitgliederversammlung des vom BMEL unterstützten Forums Nachhaltiges Palmöl e.V. (FONAP) am 27. April 2023 wurden die Erfolge des FONAP gewürdigt. Parlamentarische Staatssekretärin Müller betonte in ihrer Rede die Herausforderungen der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte und die wichtige Rolle, die das FONAP bei der Umsetzung einnimmt.

Während bei der Produktion von Lebensmitteln bereits beachtliche Fortschritte erzielt wurden, besteht bei der Herstellung von Kosmetik- und Hygieneprodukten sowie in der Chemie, aber auch im Bereich Tierfutter noch erhebliches Verbesserungspotential und damit dringender Handlungsbedarf. Deshalb befindet sich das BMEL im fortgesetzten Gespräch auch mit Beteiligten der Futtermittelbranche. Ziel dieses Dialogs ist die Verwendung von ausschließlich nachhaltig zertifiziertem Palmöl bei der Tiernahrung.

Herausforderungen im Palmölmarkt

Der Agrarrohstoff Palmöl hat eine hohe Bedeutung für Erzeuger- wie Konsumländer: Palmöl ist ein sensibler Rohstoff, der viele Eigenschaften hat, auf denen wichtige Verarbeitungsprozesse basieren, und der deshalb in einigen Branchen als unverzichtbar gilt. In den Erzeugerländern hat Palmöl eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, insbesondere für die ländlichen Regionen. Oftmals ist der Anbau von Palmöl für eine Vielzahl von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern die alleinige Existenzgrundlage.

In Südost-Asien werden 45 Prozent der Ölpalmen in bäuerlicher Landwirtschaft angebaut, in Afrika ca. 80 Prozent. Hauptanbauländer sind Indonesien und Malaysia, die mit rund 62,8 Millionen Tonnen etwa 84 Prozent des weltweit hergestellten Palmöls produzieren. Weitere Herkunftsländer von Palmöl befinden sich in Afrika und Südamerika.

Das BMEL fordert, dass in Deutschland ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Palmöl verwendet wird, für dessen Anbau auch keine Naturwaldflächen verwendet werden. Alle Branchen sollten ihre Verantwortung für Umwelt und Menschenrechte ernst nehmen und auf zertifiziertes Palmöl umstellen.

Positiv: Anteil von nachhaltig zertifiziertem Palmöl in Deutschland gestiegen

Eine Studie von Meo Carbon Solutions zum Palmölverbrauch in Deutschland im Jahr 2019 zeigte, dass zwischen 2013 und 2019 alle Branchen und viele Unternehmen in Deutschland die Nutzung von zertifiziertem Palmöl gesteigert haben:

  • Knapp 60 Prozent des in Deutschland in den nicht-energetischen Sektoren verbrauchten Palmöls stammen aus nachhaltig zertifiziertem Anbau.
  • Würde der Energiesektor, in dem die ausschließliche Nutzung von zertifiziertem Palmöl gesetzlich vorgeschrieben ist – mitberücksichtigt, läge der Anteil an zertifiziertem Palmöl bei 83 Prozent.
  • Spitzenreiter bei der Verwendung von nachhaltigem Palmöl ist der Lebensmittelsektor, wo laut der Studie 90 Prozent nachhaltig zertifiziertes Palmöl eingesetzt werden.
  • In der Futtermittelbranche liegt der Anteil bei 25 Prozent. Wobei hier gegenüber 2013 mit einem Zertifizierungsanteil von 13 Prozent ein erheblicher Zuwachs zu verzeichnen ist. Dagegen stagnierte der Anteil zwischen 2017 und 2019.
  • Haushalts- Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel für Privathaushalte enthalten gemäß den Ergebnissen der Studie durchschnittlich 63 Prozent zertifiziertes Palmöl.
  • Folglich wird in konsumenten-fernen Branchen weniger zertifiziertes Palmöl verwendet als in Bereichen, in denen der Konsumierende direkt ins Regal greift.

Die Zahlen zeigen, dass der Umstieg der gesamten palmöl-nutzenden Wirtschaft auf nachhaltig zertifiziertes Palmöl geboten wäre, um so einen Beitrag zu Verbesserungen in den Produzentenländern zu leisten.

Palmöl durch andere Öle ersetzbar?

Häufig wird gefordert, Palmöl durch andere (Pflanzen-)Öle zu ersetzen. Aus Sicht des BMEL ist die Substitution von Palmöl durch andere pflanzliche Öle und Fette wie Kokos oder Soja keine geeignete Antwort auf die gegebenen Herausforderungen, da damit die Probleme lediglich verlagert oder abhängig von den jeweiligen Erzeugungsstandards sogar verstärkt werden könnten. Die Ölpalme ist mit ca. 3,5 bis 4 Tonnen Öl pro Hektar die ertragsreichste Ölfrucht und damit die flächeneffizienteste. Raps, Kokos, Sonnenblume oder Soja bringen im Durchschnitt deutlich geringere Ölerträge pro Hektar. Der bestehende Bedarf auf dem Weltmarkt an Pflanzenölen kann also mit der Ölpalme mit vergleichsweise kleinerer Landnutzung befriedigt werden.

Forum Nachhaltiges Palmöl e.V. (FONAP) ist beispielgebende Multi-Stakeholder-Initiative

Das Forum Nachhaltiges Palmöl e.V. (FONAP) ist ein Zusammenschluss aus palmölverarbeitender Industrie, Verbänden und Nichtregierungsorganisationen sowie des BMEL und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der in Deutschland und entlang der Lieferkette gemeinsam tragfähige Lösungen für die Verbesserung der Praktiken im Palmölsektor erarbeiten will. Momentan hat das Forum rund 50 Mitglieder.

Ziel des FONAP ist es, den Anteil zertifizierten Palmöls in Deutschland branchenübergreifend so schnell wie möglich auf hundert Prozent zu steigern und gleichzeitig existierende Standards und Zertifizierungen zu verbessern. Als ausreichend im Sinne der Nachhaltigkeit erkennt das FONAP vier globale private Zertifizierungssysteme an: Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), International Sustainability Carbon Certification (ISCC+), Rainforest Alliance (RA) sowie Round Table of Sustainable Biomass (RSB).

Das FONAP existiert seit 2013 und arbeitet seit 2015 als eingetragener Verein. Mit der Gründung des Vereins haben die Mitglieder die Initiative auf eine institutionelle Basis gestellt und ihrer Selbstverpflichtung, ausschließlich zertifiziertes Palmöl zu nutzen, einen verbindlichen rechtlichen Rahmen gegeben. Bereits zum Zeitpunkt des Vereinseintritts müssen die Mitgliedsunternehmen die Selbstverpflichtung „ausschließliche Nutzung von nachhaltig zertifiziertem Palmöl“ erfüllen. Das FONAP hat im Agrarsektor eine Leuchtturmfunktion und ist eine Brancheninitiative mit einer der anspruchsvollsten Selbstverpflichtungen. 

BMEL war Gründungsmitglied des FONAP und unterstützte die Initiative von Beginn an. Mit der Sekretariatsfunktion des FONAP hatte das BMEL die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beauftragt. Seit Juni 2021 trägt sich der Verein durch Mitgliedsbeiträge und eine Kofinanzierung  durch das BMZ selbst. Das BMEL beteiligt sich weiterhin als Mitglied und ist im Vereinsvorstand gemeinsam mit BMZ vertreten. Vor dem Hintergrund des Ziels entwaldungsfreier Lieferketten bleibt die Rolle von nachhaltigem Palmöl und des FONAP weiterhin von besonderer Bedeutung. FONAP hat sich etabliert, Erfolge erzielt und genießt eine hohe Glaubwürdigkeit aufgrund der strengen Selbstverpflichtung. So hilft FONAP bei der Erreichung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

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