Digitalisierung und Erwerbschancen von Frauen auf dem Land

Inwieweit beeinflussen neue Technologien die Jobsituation von Frauen, die im ländlichen Raum leben? Und: Wie können Chancen in Zukunft genutzt werden? Fragen wie diese standen im Zentrum des Forschungsprojekts FEMDIGIRURAL.

Das Projekt wurde vom BMEL über das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) gefördert.

Im Rahmen des Forschungsprojekts untersuchten die Agrarsoziale Gesellschaft e. V., die Hochschule Neubrandenburg und das Berliner Institut SÖSTRA GmbH den Stand der Digitalisierung im ländlichen Raum sowie deren Auswirkungen auf die Erwerbssituation von Frauen auf dem Land. Die Erhebungen erfolgten exemplarisch in fünf Landkreisen und in fünf Branchen.

Mit den Untersuchungen wurde im Auftrag des BMEL eine Forschungslücke bearbeitet. Regional Verantwortliche wie auch Branchen- und Unternehmensvertreter/-innen haben beim Thema Digitalisierung die Geschlechterfrage kaum im Blick. Wenn überhaupt wird unterstellt, dass die Digitalisierung Frauen per se den Zugang zu männertypischen Branchen und Tätigkeitsbereichen erleichtert und ihnen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestattet. Konzepte für das Gelingen gibt es nicht. Es wird zumeist an tradierte Rollenmuster angeknüpft und diese werden fortgeschrieben.

Die bundesweite Online-Erhebung unter Frauen in ländlichen Regionen ergab:

  • Digitale Technologien sind vor allem in ihrer Form als Basistechnologien (PC, Laptop, Tablets) im Arbeitsalltag der Frauen angekommen. Technologien, die Kern von "Arbeiten 4.0" sind, sind eine Ausnahme.
  • Bereits die Nutzung der Basistechnologien führt zu neuen Herausforderungen und Beanspruchungen. Diese bringen kaum eine Einkommenserhöhung oder beruflichen Aufstieg. Nur ein Teil der Frauen verbindet mit der Digitalisierung eine höhere Arbeitsplatzsicherheit.
  • Frauen auf dem Land sehen in der Digitalisierung aber auch Potenzial, um überhaupt erwerbstätig zu sein, um dem Wunschberuf nachgehen zu können und um berufliche Alternativen zu finden. Digitalisierung ermöglicht ihnen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
  • Für einen Teil der Frauen leistet die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag, um im ländlichen Raum leben zu können. Die Digitalisierung kann ländliche Räume für Frauen und ihre Familien attraktiver machen. Das sollte Anlass sein, verstärkt die spezifischen Ressourcen und Chancen der Digitalisierung für den Verbleib bzw. die Rückkehr oder den Zuzug von Frauen und ihren Familien in Landregionen aufzudecken und nach Ansätzen zu suchen, diese in ihrer Wirkung zu verstärken.

Das Projektteam hat zudem Handlungsempfehlungen erarbeitet. Diese konzentrieren sich

  • auf das Schaffen von Rahmenbedingungen für verbesserte Erwerbschancen von Frauen im ländlichen Raum im Kontext der Digitalisierung sowie
  • auf das Erschließen von mehr Chancen für Frauen im Erwerbsleben durch die Digitalisierung.

Die gewonnenen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen werden nun durch Vorträge und Publikationen in fachwissenschaftliche Diskurse eingebracht. Sie leisten so einen wertvollen Beitrag zur Ausgestaltung einer zielgerichteten Politik für ländliche Räume.

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