Web-Portal bündelt regionale Gesundheitsangebote für Ältere

Unterstützungsangebote für ältere Menschen und Angehörige aufzubereiten und gezielt zugänglich zu machen: Das war das Ziel des Projekts „NeaWiS“ im bayerischen Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim. Das Modellprojekt erhielt bis Ende 2020 rund 200.000 Euro Fördermittel aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft..

Der Landkreis Neustadt a. d. Aisch ist stark vom demographischen Wandel betroffen. In rund 20 Jahren werden ein Drittel der Menschen in Bad Windsheim und im Landkreis über 65 sein. Gleichzeitig war das Angebot an Gesundheitsdienstleistungen und Unterstützungsangeboten schwer überschaubar. Die Orientierung kostete Betroffene und Beratungsstellen viel Zeit. Aus diesem Grund entstand im Landkreis die Idee, gemeinsam mit den Kreiskliniken und der Hochschule Ansbach ein zentrales Web-Portal aufzubauen, um sich bei der Beratung im Gesundheit- und Sozialbereich wie den Sozialdiensten der Kliniken direkt auf das Wesentliche konzentrieren zu können.

Das Web-Portal "NeaWiS" (steht für Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim Senioreninformationen) macht insbesondere den Angehörigen von hilfsbedürftigen älteren Menschen die Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen im Landkreis gebündelt und individualisiert zugänglich. Es bietet darüber hinaus die Möglichkeit, individuell geeignete Angebote ähnlich dem Warenkorb beim Online-Einkauf personalisiert zusammenzufassen und sie Betroffenen sowie Beratungsstellen über eine Registrierung im Portal zur Verfügung zu stellen. Mithilfe dieses digitalen Profils im Log-In-Bereich können geeignete Versorgungsangebote gemeinsam besser ausfindig gemacht werden. Häufig geht es dabei beispielsweise um die erste Zeit zu Hause nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Da ist schnelle Unterstützung gefragt, um allein daheim zurecht zu kommen. Ist ein Pflegedienst notwendig? Sollte die Wohnung angepasst werden? Ziel ist es, die Versorgung und damit die Lebensqualität der Menschen im Landkreis zu verbessern, indem vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten schneller gefunden und in Anspruch genommen werden. Das Portal bietet auch selbst Rat und Orientierung in Form von aufbereiteten Fallbeispielen und Ratgeber-Artikeln zu Themen wie gesunder Ernährung und Bewegung.

Gemeinsam an einem Strang gezogen

Zwei Studentinnen stehen an einem Stehtisch mit Laptop Neawis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim Senioreninformationen
Vorstellung des Projektes NeaWis auf dem Seniorentag in Bad Windsheim © Stefan Redlingshöfer

Die Hochschule Ansbach als Projektnehmer, der Landkreis, die Kliniken des Landkreises - insbesondere die Akutgeriatrie - sowie die Stadt Bad Windsheim haben eng zusammengearbeitet beim Aufbau von NeaWiS. Mit im Boot waren unter anderem der Sozialverband VdK, Seniorenvertretungen, Ämter, Fahrdienste, Krisendienste, Demenzberatung, Wohlfahrtsverbände, Hospizvereine, Sportvereine und ehrenamtliche Nachbarschaftshilfen. Die Akteure waren hochengagiert und die erstmalige Kooperation des Landkreises mit der Hochschule Ansbach hat sich bewährt. Studierende im Bereich Journalismus und Multimedia haben zum Beispiel bei der Gestaltung des Portals unterstützt und Ratgeber-Beiträge verfasst.

Drei Fragen an Dunja Zöller, eine der Koordinatorinnen von NeaWiS an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Ansbach:

  1. Frau Zöller, was waren die besonderen Herausforderungen und Erfolgsfaktoren beim Aufbau von NeaWiS?
    Der Haupt-Erfolgsfaktor war, dass wir im gesamten Aufbauprozess des Portals die Zielgruppen und die Gesundheitsdienstleister aktiv einbezogen haben. 2019 haben SeniorInnen zum Beispiel die Nutzerfreundlichkeit und die Inhalte des Portals überprüft, auch die Dienstleister waren eng eingebunden. Wichtig war auch die Öffentlichkeitsarbeit, um das Portal im Landkreis bekannt zu machen und im Gespräch zu halten. Herausfordernd war es, Termine auf politischer Ebene zu koordinieren, um Kooperationsverträge zu schließen. Auch die Suche nach einem IT-Dienstleister hat mehr Zeit gekostet als erwartet. NeaWiS liegen hinsichtlich Datensicherheit höchste Standards zugrunde. Probleme tauchten auch auf, wenn Kooperationspartner digital nicht auf aktuellem Stand und die IT-Anwendungen veraltet waren. Insofern hat das Projekt einige Einrichtungen dazu angeregt, ihre digitale Infrastruktur zu verbessern.
  2. Hat sich NeaWis während der Corona-Pandemie als hilfreich erwiesen?
    Ja, viele ehrenamtliche Nachbarschaftsnetzwerke bieten z.B. Einkaufshilfen an, das entlastet weniger mobile Menschen und ihre Freunde und Verwandten.
  3. Was wünschen Sie sich für die Zukunft von NeaWiS?
    Ich wünsche mir, dass die Plattform wächst und sich die Inhalte weiterentwickeln. Natürlich ist es mir auch wichtig, dass NeaWiS dauerhaft bleibt. Die Koordinationsstelle geht ab 2021 auf den Landkreis über, das freut mich sehr.

Portal bleibt aktuell

Wichtig ist, dass NeaWiS dauerhaft aktuell bleibt und Angebote kontinuierlich hinzukommen. Dafür haben die Kooperationspartner ein Verfahren entwickelt: Gesundheitsdienstleister, zum Beispiel ein Sportverein, der Seniorensport anbietet, melden sich im Portal an und tragen ihr Angebot ein. Die Koordinatorinnen der Hochschule Ansbach kontrollieren den Eintrag und geben ihn frei. Alle sechs Monate erhalten registrierte Dienstleister eine Erinnerungsmail, ihre Eintragungen auf den neusten Stand zu bringen.

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