Gemeinsam stark: Bei der Sozialen Dorfentwicklung zählt das Miteinander

Empowerment, Engagement und Schaffung von Begegnungsorten: 36 BULE-Projekte zeigen auf der Abschlusskonferenz "Gemeinsam stark", wie Soziale Dorfentwicklung vor Ort gelingen kann

"Die klügsten Ideen entstehen vor Ort, dort wo die Menschen leben"

Mit diesen Worten eröffnete die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Frau Dr. Manuela Rottmann, die Abschlusskonferenz der Fördermaßnahme "Soziale Dorfentwicklung" am 17.11.2022, die in Bitburg-Mötsch in der Vulkaneifel bei einem der 36 Projekte und damit gezielt im ländlichen Raum und nicht wie so oft üblich in Berlin stattfand.

Fast drei Viertel der Projekte sind erfolgreich verstetigt

In insgesamt 36 Projekten förderte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit insgesamt 2,4 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) modellhafte Ideen zur Stärkung der Sozialen Dorfentwicklung. Dank des breiten Förderspektrums konnten die Bedarfe der Menschen vor Ort dabei besonders gut berücksichtigt werden. Der Erfolg gibt den engagierten Menschen hinter den Projekten recht, denn rund drei Viertel aller Vorhaben wurden über den Förderzeitraum 2016 bis Ende 2021 hinaus verstetigt.

Das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat die Projekte von der Förderung bis zum Projektabschluss begleitet und trug dabei auch zu einer gelungenen, fachlichen Vernetzung der Projektverantwortlichen bei, die sich auch beim abschließenden Erfahrungsaustausch in Bitburg-Mötsch auszahlte. Neben dem Erfahrungsaustausch stand die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse der fachlichen Auswertung im Mittelpunkt der Veranstaltung. Das externe Fachbüro empirica hat zwischen Januar 2020 und Ende 2021 die 36 Projekte fachlich ausgewertet und daraus allgemeingültige Erkenntnisse und Empfehlungen zu Erfolgsfaktoren und Stolpersteinen bei der Umsetzung sozialer Dorfentwicklungs-Projekte abgeleitet.

Herausforderungen kreativ begegnen und ein aktives, soziales Miteinander gestalten

Die Gemeinschaften in ländlichen Regionen stehen vor enormen Herausforderungen. Immer weniger Treffpunkte stehen für Zusammenkünfte Engagierter zur Verfügung, die Möglichkeiten der Begegnung und des Austausches werden entsprechend seltener. Für ein soziales Miteinander auf dem Land „müssen viele Rädchen ineinandergreifen“ hielt auch die Parlamentarische Staatssekretärin in ihren Einstiegsworten fest. Begegnungen zwischen unterschiedlichen Gruppen, ehrenamtliches Engagement in Nachbarschaftshilfe oder Vereinen sowie die Förderung von Teilhabechancen sind hier essentiell. Hierfür bedarf es mehr und mehr an Organisation und Unterstützung, für die es ganz unterschiedliche Ansätze gibt.

Inspirationen aus der Praxis: Treffpunkte für ein soziales Miteinander schaffen und Gemeinschaft für Alt und Jung fördern

Beteiligte aus den Modellprojekten berichteten, wie sie ihre Ideen erfolgreich realisiert haben. Beim Gastgeberprojekt "Dorf-Lokalmanagement" hatte sich ein partizipativer Prozess bewährt, bei dem die Bewohnerschaft von Mötsch zunächst befragt wurde, was ihnen für das soziale Miteinander sowie die Versorgungssituation im Dorf fehlt. Mit der BULE-Förderung wurde das Dorf-Lokalmanagement mit einer zentralen Anlaufstelle eingerichtet, um neue Begegnungsangebote zu erproben sowie das ehrenamtliche Engagement hierfür zu koordinieren. Vor allem der monatliche Markt-Treff im Dorfgemeinschaftshaus erwies sich als beliebter Treffpunkt und Einkaufsmöglichkeit für regionale Produkte. Die Finanzierung des Hauses wurde zudem durch die langfristige Verpachtung der Gastronomie über die Förderung hinaus gesichert.

Interessiert an weiteren Einblicken in die erfolgreichen Projekte? Die Steckbriefe von allen geförderten Projekte finden Sie in der Übersicht "Alle Projekte auf einen Blick". Einige Best-Practice-Beispiele werden in der Broschüre "Gemeinsam stark" näher vorgestellt.

Erfahrungsaustausch und Diskussion: Erfolgsfaktoren der Sozialen Dorfentwicklung unter der Lupe

Im digitalen Raum und im Dorfgemeinschaftshaus in Bitburg-Mötsch konnten Vertreterinnen und Vertreter aus den Projekten mit Akteuren aus Politik und Praxis diskutieren, welche Faktoren der Sozialen Dorfentwicklung zum Erfolg von Projekten beitragen. Einhellige Meinung war dabei stets, dass vor allem nur die Dörfer selbst wissen, was sie vor Ort brauchen und dabei individuelle Potenziale und Problemlagen zu berücksichtigen sind. Wichtig sei außerdem, bauliche und soziale Prozesse gemeinsam zu entwickeln, denn soziales Leben braucht Begegnungsorte, diese müssen aber nicht nur geschaffen, sondern auch aktiv gestaltet und belebt werden. Die Kompetenzen der Aktiven bspw. mit Workshops oder Coachings zu fördern und Gemeinschaften so in der Umsetzung eigener Ideen zu befähigen, habe sich bei vielen Projekten ebenfalls bewährt. "Investieren in Köpfe statt nur in Beton" wurde von den Teilnehmenden folglich als ein wichtiger Wegweiser der sozialen Dorfentwicklung resümiert. Zudem sollte die Verstetigung eines Projekts von vorne herein langfristig in den Blick genommen und Strukturen zur Fortführung frühzeitig mitgedacht und (auch finanziell) aufgebaut werden. Weitere Praxistipps zur erfolgreichen Umsetzung von Projekten der Sozialen Dorfentwicklung erhalten Sie in unserem Praxisleitfaden „Soziale Dorfentwicklung: So gelingen Projekte!“. Außerdem veranstaltet das KomLE seit Dezember 2022 mit den BULE-Werkstattgesprächen einen digitalen Erfahrungsaustausch, in denen Praktikerinnen und Praktiker themenbezogen mit Akteuren aus BULE-Projekten diskutieren und sich vernetzen können.

Einen tieferen Einblick und die Inhalte der erfolgreichen Abschlusskonferenz, die als Auftakt zum Wissenstransfer für die Soziale Dorfentwicklung fungierte, finden Sie hier.

Hintergrund

Die Fördermaßnahme Soziale Dorfentwicklung ist ein Baustein des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE), das die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des BMEL umsetzt. 36 Modellprojekte wurden vom BMEL dabei unterstützt, Ansätze zur Stärkung
der sozialen Dorfentwicklung zu erproben. Ziel war, das soziale Miteinander in den Dorfgemeinschaften zu stärken und vorhandene Potenziale und Ideen engagierter Akteure vor Ort zu nutzen. Das sozialwissenschaftliche Forschungs- und Beratungsinstitut empirica ag wurde mit der fachlichen Auswertung der Fördermaßnahme beauftragt.

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