LandKULTUR: Austausch zu Erfolgsfaktoren von Kulturprojekten auf dem Land

Mit der Fördermaßnahme LandKULTUR unterstützte das BMEL insgesamt rund 260 Kulturprojekte in ländlichen Regionen. Was macht Kulturprojekte erfolgreich? Wo liegen Herausforderungen und wie kann sich das Erreichte dauerhaft etablieren und positive Effekte auf die Regionen entfalten? Diese und weitere Fragen diskutierten insgesamt rund 140 Akteure in drei digitalen Vernetzungstreffen. LandKULTUR ist ein Baustein des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung.

Neben dem Erfahrungsaustausch zu Erfolgsfaktoren und der Verstetigung von Projekten widmeten sich die Teilnehmenden den Förderbedingungen und -bedarfen von Kultur in ländlichen Räumen. Trotz unterschiedlicher lokaler Voraussetzungen, Formate und thematischer Ausrichtung der Projekte wie Musik, Theater, Literatur und Tanz, haben sich in den Diskussionsrunden einige zentrale Erkenntnisse herauskristallisiert.

Erfolgsfaktoren: Intensive Netzwerkarbeit, frühe Einbeziehung der Akteure

Der frühzeitige Aufbau und die Pflege von Kooperationen und Netzwerken sind wichtig, aber auch zeit- und arbeitsintensiv. Oft ist hier viel Überzeugungsarbeit bei möglichen Partnern notwendig. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, in verschiedene Richtungen zu denken und offen zu sein, auch außerhalb der eigenen Sparte und des eigenen Themas. Insbesondere der Kontakt zu Verwaltung und kommunaler Politik scheint ein wichtiger Erfolgsfaktor für eine Verstetigung der Projekte zu sein. Optimal ist eine ideelle, organisatorische und finanzielle Unterstützung auf kommunaler Ebene.

Die Kontaktaufnahme und -pflege in der Netzwerkarbeit benötigt persönliche Ansprache. Viele Teilnehmende berichteten, Mails und Post würden in der Flut der eintreffenden Informationen wenig wahrgenommen. Die gewünschte Aufmerksamkeit für ein Projekt zu bekommen, ist zeitintensiv und erfordert finanzielle Mittel für Personal und Werbung. Bei teilhabeorientierten Projekten ist es wichtig, die teilnehmenden Akteure mit ihren Bedürfnissen und Kompetenzen möglichst früh abzuholen und ihnen Verantwortung zu übertragen. Je mehr sich Akteure mit einem Projekt identifizieren, desto eher bindet es sie und sie führen es ggf. dauerhaft selber weiter.

Herausforderungen: Hoher Verwaltungsaufwand für Ehrenamtliche und die Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie bleibt aktuell die größte Herausforderung für die meisten LandKULTUR-Projekte. Live-Veranstaltungen und Beteiligungsformate konnten nicht wie geplant umgesetzt werden. Andererseits brachte die Pandemie neue kreative Ideen wie digitale Formate und die aktive Nutzung öffentlicher Räume hervor. Eine große Herausforderung ist, insbesondere für ehrenamtliche Akteure, der hohe Verwaltungsaufwand des Projektmanagements und der Projektabwicklung.

Verstetigung der Ideen und Projekte

Die Diskussion der Teilnehmenden hat gezeigt: Es ist wichtig, dass die Verstetigung von Beginn an mitgedacht wird. Eine ggf. nötige Anschlussfinanzierung und unterschiedliche Unterstützungs- und Finanzierungsmöglichkeiten sollten frühzeitig eingeplant und ausgeschöpft werden: Kommunen, regionale Ebene, z.B. kleinere Stiftungen, Kirchen, Tourismusorganisationen, internationale Förderprogramme, Sponsoring durch lokale Unternehmen und Crowdfunding. Je früher relevante Akteure angesprochen und überzeugt werden, desto größer ist die Chance, dass ein Projekt nach der Förderlaufzeit weitergeführt wird. Die Akteure wiesen darauf hin, dass es ideal wäre, eine zentrale, hauptamtliche Vernetzungs- oder Beratungsstelle für Kulturschaffende zu haben, die direkt in der Kommune angesiedelt ist.

Warum ist die Fördermaßnahme LandKULTUR auf so großes Interesse gestoßen?

Insgesamt waren über 900 Bewerbungen auf die Fördermaßnahme bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingegangen. Nach den bisherigen Einschätzungen des BMEL, der BLE und den Gesprächen mit den LandKULTUR-Akteuren, lag dies unter anderem an einer relativ langen Projektlaufzeit von drei Jahren, der Förderhöhe, der Möglichkeit, unbare Eigenmittel einzubringen und der Vielfalt der Dinge, die gefördert werden konnten. Auch die Offenheit bezüglich möglicher Bewerber (Kommunen, Vereine usw.) sowie die Flexibilität bei notwendigen Umplanungen waren ausschlaggebend. Zusätzlich spielte die breite Ausrichtung auf sämtliche kulturelle Sparten eine wichtige Rolle.

Dank des enormen Engagements der Akteure konnten viele wertvolle Impulse in die ländlichen Regionen Deutschlands gebracht werden. Eine kleine Auswahl:

  1. TheaterLandLeben: Das Theaterspiel aus Witten ist als mobiles Theater spartenübergreifend mit gesellschaftspolitischen Themen wie Mobbing unterwegs in Landschulen. Das Projekt bringt über das Theater neue Impulse zu den Schülerinnen und Schülern, die in Workshops auch selber Theaterstücke aktiv gestalten können. Mehr zum Projekt.
  2. All You Can Dance – Tanz in der Fläche ist ein partizipatives Projekt der TanzSzene Baden-Württemberg, das zeitgenössischen Tanz für Regionen außerhalb der Metropolen erlebbar macht. Die Teilnehmenden können beim Tanzen Neues ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln. Begleitet werden sie von engagierten Profis, die selbst auch von der Arbeit mit Laien profitieren. Video zum Projekt.
  3. Der KulturSpringer:
    Ein junger Mann tanzt akrobatisch im Grünen. KulturSpringer
    © Firas Musa
    Drei Jahre lang initiierte der Verein "Kunst und Begegnung Hermannshof" den "KulturSpringer", bei dem alle Bürgerinnen und Bürger mitmachen konnten. Es gab unter anderem ein Waldmusical mit der Jagdhornbläsergruppe Springe, Schülerinnen und Schüler trommelten oder produzierten kleine Hörspiele in Workshops. Im Oktober 2019 lockten neun Feuerwehrhäuser in der Kommune mit künstlerischen Interventionen. Es zogen 2.000 Menschen mit einem großen Lichterumzug durch die Springer Innenstadt.
    Video zum Projekt.
  4. KulTourMobil ist eine mobile Jugendkunstschule für Jugendliche im ländlichen Raum in und um Schwäbisch Gemünd. Initiiert vom Schwäbisch Gmünder Volkshochschule e. V. ging den Akteuren von KulTourMobil auch in Zeiten von Corona die Freude an Kunst und Kreativität nicht verloren. Das Jugendkunstschulmobil ist mit vielen Ideen für unterwegs, die auch Zuhause umgesetzt werden können. Video zum Projekt.
  5. Land-Diskothek "Zum Sonnenstein": Dem Museumsdorf Cloppenburg ist es mit der Landdisco „Zum Sonnenstein“ gelungen, Alltagskultur ländlicher Räume sowie Discokultur und Musikgeschichte wieder lebendig und erlebbar machen.
    Video vom NDR.
  6. Geliebte Gabi: Das Projekt hat eine Wanderausstellung über „Gabriele Schwarz – ein Kinderschicksal auf dem Land zur Zeit des Nationalsozialismus“ konzipiert. Aus kleinformatigen Fotos von einst sind großformatige Drucke geworden, die dem Publikum Gabis glückliche Tage auf dem Bauernhof ihrer Pflegeeltern im Allgäu vor Augen führen. Die Schattenseiten sind auf den Rückseiten der Fotos dokumentiert: verzweifelte Versuche von Gabis Mutter, sich und ihre Tochter aus Deutschland zu retten.
    Videos der digitalen Ausstellung.
  7. Kulturhof Kleinmecka: Das Projekt baut Räumlichkeiten für ein breites Angebot aus den Bereichen Kunst, Kultur und Bildung auf einem alten Hofgut in Thüringen auf. Nicht nur dank LandKULTUR, sondern auch mit anderen Fördermitteln, ist ein lebendiger Ort entstanden, der sich weiterentwickelt und die Kulturlandschaft belebt. Videos zum Projekt.

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