LandKULTUR: Ein vielfältiges Kulturangebot für vielfältige ländliche Regionen schaffen

Im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) unterstützte das BMEL insgesamt rund 260 Kulturprojekte in ländlichen Regionen. Zum Abschluss der Vorhaben resümierten rund 80 Akteure beim finalen Vernetzungstreffen, welche Handlungsempfehlungen an Politik und Praxis sie aus ihren Erfahrungen ableiten können.

Neben dem Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden untereinander wurden auch erste Ergebnisse der fachlichen Auswertung vorgestellt und diskutiert. Auf Wunsch der Projektakteure waren hierzu auch Vertreterinnen und Vertreter des Bundes, der Länder und Kommunen eingeladen.

Austausch im "World-Café": Partizipation und Mobilität mitdenken

Angelehnt an die World-Café-Methode diskutierten die Teilnehmenden in wechselnden Expertenrunden selbstgewählte Themen, die sie in ihren Projekten beschäftigt hatten, z.B. wie die Bevölkerung zum Mitgestalten und Mitwirken animiert werden kann. Im Projekt "Heimatfestival Oderbruch" ist dies erfolgreich gelungen. Künstlerinnen und Künstler haben gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Region erforscht, was Heimat im Oderbruch bedeutet, die Sammlungen der örtlichen Heimatstuben aufgearbeitet und neu interpretiert. Die Ergebnisse wurden auf einem Kunst- und Kulturfestival für die ganze Nachbarschaft präsentiert – ein Film zum Projekt gibt einen Einblick in das gemeinsame Wirken.

Eine weitere Runde nahm mobile Kulturangebote unter die Lupe. Das "KuBiMobil" schafft zum Beispiel Abhilfe bei langen Strecken, hohen Fahrtkosten oder mangelnder Anbindung und bringt alle Interessierten vom Land zu den kooperierenden Theatern, Museen oder Kinos, ganz nach dem Motto "Fläche trifft Kultur".

"Fishbowl"-Diskussion: Welche Empfehlungen lassen sich für Bund, Länder und Kommunen aus den LandKULTUR-Vorhaben ableiten?

Der hohe Zuspruch zu LandKULTUR – es wurden über 900 Skizzen eingereicht - macht deutlich, dass es ein großes Interesse an Kulturförderung speziell in ländlichen Räumen gibt. Die Fördermaßnahme traf in vielerlei Hinsicht die Bedarfe der Akteure. Im Rahmen der fachlichen Auswertung wurde untersucht, welche Faktoren zum Gelingen der Projekte beigetragen haben und welche Empfehlungen sich daraus ableiten lassen. Auf dem Vernetzungstreffen hatten die Akteure der LandKULTUR-Projekte Gelegenheit, die vorläufigen Ergebnisse mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen zu diskutieren. Es ergab sich ein erstes Bild dessen, was sich bei der Förderung von Kultur in ländlichen Räumen als wichtig erweist:

Themen, Akteure und Voraussetzungen in ländlichen Räumen sind vielfältig. Es bedarf Fördermöglichkeiten, die dieser Vielfalt auch gerecht werden. Bei der Konzeption von Fördermaßnahmen sollten im Vorfeld die Zielgruppe und Expertinnen und Experten eingebunden werden, um nach dem Bottom-Up-Prinzip passende Schwerpunkte in der Förderung abzustimmen. Die Themen und Ziele der Förderung sollten einen Rahmen für Förderprojekte bilden und dabei inhaltliche Offenheit und Gestaltungsfreiheit für die Akteure zulassen. So lassen sich Projekte realisieren, die flexibel auf unterschiedliche Gegebenheiten in ländlichen Räumen reagieren können.

Kulturelle Projekte sind dynamische und oft auch langfristige Prozesse. Die Akteure wünschen sich flexibel und offen gestaltete Förderprogramme, die den gesamten Prozess der Kulturarbeit berücksichtigen und bspw. Projektphasen vor und nach der eigentlichen Umsetzung, insbesondere die Konzeption, miteinschließen. Zudem greift die Förderung von Infrastruktur und ausschließlich investiver Maßnahmen oftmals zu kurz. Auch der Aufbau von Strukturen (z.B. zum Aufbau von Netzwerken oder zur Durchführung partizipativer Maßnahmen) ist wichtig.

Kultur in ländlichen Räumen ist häufig partizipativ angelegt und von zivilgesellschaftlichem Engagement geprägt. Selbstorganisierte Gruppen und Vereine sowie aktive Einzelpersonen initiierten viele LandKULTUR-Vorhaben und übernahmen wichtige Aufgaben der Projektarbeit. Gerade bei ehrenamtlichen Akteuren fehlen jedoch oft Kapazitäten und/oder Kompetenzen, um die komplexe Administration der Projekte zu bewältigen. Für Förderprogramme wurde grundsätzlich vielfach der Wunsch nach vereinfachten Förderverfahren und –anträgen sowie nach intensiver Beratung und Unterstützung bei der Antragstellung geäußert.

Einig waren sich die Akeure der LandKULTUR-Projekte darin, dass die Vernetzung untereinander, vor allem in Präsenz, essenziell für einen erfolgreichen Wissenstransfer sei. Nachdem pandemiebedingt die letzten Vernetzungstreffen nur digital stattfinden konnten, wurde die Präsenzveranstaltung für eine intensive Diskussion der Erfahrungen aller Teilnehmenden rege genutzt.

Die umfassenden Ergebnisse der fachlichen Auswertung werden nun zusammengetragen und Anfang 2024 in einer Fachkonferenz präsentiert und allen Interessierten zugänglich gemacht. Diese Erkenntnisse liefern das nötige Wissen und praktische Empfehlungen, um erfolgreiche Konzepte auch auf andere Regionen zu übertragen. So können gute Ideen überregionale Wirkung entfalten und weiterer Erprobungs-, Handlungs- und Forschungsbedarf aufgedeckt werden.

Hintergrund

LandKULTUR ist ein Baustein des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung  (BULEplus), das die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des BMEL umsetzt.  Das BMEL fördert modellhafte Projekte im Kulturbereich mit dem Ziel, kulturelle Aktivitäten und kulturelle Teilhabe in ländlichen Regionen zu stärken. Das BULEplus zielt unter anderem darauf ab, den Austausch zwischen den Akteuren zu fördern, um in den Projekten gewonnene Erkenntnisse im Bereich der ländlichen Entwicklung insgesamt zu sammeln und in die Breite zu tragen.

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