Unterwegs in ländlichen Räumen: Die Fachkonferenz LandMobil in Neustrelitz

Die Fachkonferenz LandMobil brachte am 21. November 2024 rund 120 Mobilitätsinteressierte sowie Expertinnen und Experten vor Ort und per Livestream zusammen, um sich über Mobilität im ländlichen Raum auszutauschen und mehr über die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Fördermaßnahme LandMobil zu erfahren. 

Zur Veranstaltung begrüßte Dr. Klaus Heider, Leiter der Abteilung für Ländliche Entwicklung, Digitalpolitik, Innovation des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). In seiner Einführung ging er besonders auf die Bedeutung des Mobilitätsangebots für Kinder und Jugendliche auf dem Land ein. Das Engagement des BMEL für eine Verbesserung der Mobilität zielt besonders auf die Zukunftschancen ländlicher Regionen ab.

Claudia Müller, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, positionierte in ihrer Keynote die Fachkonferenz und die Diskussion um Mobilität als wichtiges Element für das friedliche Miteinander in Stadt und Land. Mobilität ist eine Voraussetzung für unsere Demokratie, da sie zur soziale Teilhabe notwendig ist.

Begleitforschung gibt Einblicke in LandMobil-Ergebnisse

Nach einer kurzen Einführung in die BULEplus-Fördermaßnahme LandMobil von Patrick Anhelm, Referent für die Fördermaßnahme LandMobil beim Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung, stellte Dr.-Ing. Melanie Herget von der Universität Kassel die Ergebnisse der fachlichen Auswertung vor. Sie hob die Nutzung bestehender Strukturen und Initiativen sowie die Kombination verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten als Erfolgsfaktoren für Mobilitätsprojekte hervor. Weitere Ergebnisse und Einblicke in die fachliche Auswertung und in die Projekte bietet der Praxisleitfaden.

Mobilität und soziale Gerechtigkeit

Die unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse von Frauen und Männern standen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr.-Ing. Ines Kawgan-Kagan zu geschlechtergerechter Mobilitätspolitik. Sie leitete die Forderung ab, bei der Erstellung der Nahverkehrspläne die Bedürfnisse aller Nutzenden zu berücksichtigen: Geschlechtersensible Mobilität führe zu einer inklusiveren Mobilität für alle.

Die Frage, wie Mobilität mehr Gerechtigkeit und Teilhabe erzeugen kann, stand im Zentrum der Diskussionsrunde „Mobilität für alle!“: Dr.-Ing. Ines Kawgan-Kagan, Bernd Moorkamp von der WertArbeit Steinfurt aus dem LandMobil-Projekt MobiLa-ST, Jan Strehmann vom Deutschen Städte- und Gemeindebund, sowie Moritz Tapp vom Bundesjugendring diskutierten, welche Bedürfnisse unterschiedliche Menschen an Mobilität haben und wie diese in der Gestaltung von Mobilität berücksichtigt werden sollten. Dabei wurde nicht nur thematisiert, was für einen gerechten Zugang nötig ist, sondern auch, was bereits dafür getan wird. Moritz Tapp stellte klar, dass die Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen auch über den Schulverkehr hinausgehen und forderte eine stärkere Beteiligung der Jugend an Planungsprozessen. Bernd Moorkamp unterstrich die Herausforderungen an die Mobilität im Alter zur Sicherung der Teilhabe, insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. Jan Strehmann brachte den Blick der Kommunen auf Mobilität und Verkehr ein. Der Investitionsrückstand bei der Infrastruktur sei von den Kommunen nicht alleine lösbar. Dr.-Ing. Kawgan-Kagan betonte, dass ein Teil der Anforderungen an die Mobilität nicht allein durch marktwirtschaftliche Mechanismen erfüllt werden kann, aber dass die verschiedenen Bedürfnisse nicht zwangsläufig zu sich widersprechenden Lösungen führen müssten.

Standortvorteil Mobilität

Die wirtschaftliche Bedeutung von Mobilität für ländliche Regionen stand im Fokus der Diskussionsrunde „Mobilität rechnet sich!“: Dr. Dominik Frankenberg vom Thünen Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen betonte, dass in verschiedenen Lebenssituationen unterschiedliche Mobilitätslösungen benötigt werden und wies in diesem Zusammenhang auf Defizite in der Radwegeinfrastruktur und der Finanzierung des ÖPNV hin. Julia Katzenberger vom Landkreis Rhön-Grabfeld stellte anhand des LandMobil-Projekts AzubiShuttle dar, dass die Erreichbarkeit des Ausbildungsplatzes ein Standortvorteil in ländlichen Räumen ist. Auch die Zielrichtung von Mobilität sollte bei der Nahverkehrsplanung berücksichtigt werden, um der wirtschaftlichen Bedeutung der ländlichen Räume gerecht zu werden. Der Bürgermeister von Neustrelitz, Andreas Grund, hob ergänzend das Potential eines gut ausgebauten Radwegenetzes für den Tourismus am Beispiel der Mecklenburgischen Seenplatte hervor.

Stadt und Land verbinden

Prof. Dr.-Ing. Peter Vortisch stellte das Forschungsprojekt „Country to City Bridge“ vor. Ziel des Vorhabens ist es, einen attraktiven Mobilitätsdienst zu erforschen, der auf neuen, automatisierten Fahrzeugkonzepten und deren vernetzten Betrieb in einer Ridepooling-Flotte basiert. In seinem Vortrag plädierte Prof. Vortisch auch für eine stärkere Dezentralisierung in der Raumplanung um Verkehre zu vermeiden. Automatisierte Verkehre würden vor allem einen Beitrag für eine verbesserte Mobilität leisten können, indem sie kleine Ortschaft miteinander verbinden und an den liniengebundenen ÖPNV anschließen. 

Stephan Bröhl, Leiter des Referats für Nahversorgung, Infrastruktur und technische Innovationen im Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung, setzte LandMobil in den Kontext der Fördermaßnahmen des Bundes insgesamt und hob die große Erfolgsquote der rund vierzig Modellprojekte hervor. Er dankte den Projektbeteiligten für die engagierte Umsetzung der Projekte.

Die Abschlussworte sprach Kristina Egge aus dem Referat für Regionale Wirtschaftspolitik und Mobilität in ländlichen Räumen, Förderbanken des BMEL. Sie zog ein positives Resümee und fasste die interessante Veranstaltung zusammen und betonte, wie wichtig es sei, in weiterem Dialog zu bleiben.

Die Fachkonferenz zeigte eindrücklich die Vielseitigkeit der LandMobil-Projekte und bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, die verschiedenen Perspektiven des Themas Mobilität in ländlichen Räumen einzubringen und miteinander zu diskutieren. Damit markierte die Fachkonferenz den erfolgreichen Abschluss der LandMobil-Projekte und den Auftakt für den Wissenstransfer der Ergebnisse.

 

Hintergrund

Mit der Maßnahme "LandMobil – Unterwegs in ländlichen Räumen" förderte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) modellhafte Projekte zur Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen. Bundesweit rund 40 Modellvorhaben haben Lösungsansätze entwickelt, wie in ihrer Region die verschiedenen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen auf dem Land bedient werden können. Die letzten Projekte wurden im September 2023 abgeschlossen. Die gewonnenen Erkenntnisse und Empfehlungen dienen der Politikgestaltung sowie Initiativen, Vereinen und Unternehmen für eigene Mobilitätsprojekte. LandMobil ist einer der Bausteine des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus), den das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des BMEL umsetzt.

Weitere Informationen zur Fördermaßnahme LandMobil

Zur Aufzeichnung der Konferenz:

Erschienen am im Format Artikel

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