Online-Austausch zu Potenzialen von Coworking auf dem Land

Insgesamt rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in zwei Online-Seminaren des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über Coworking-Spaces auf dem Land. Im Mittelpunkt stand neben dem Input von Expertenwissen und Erfahrungsberichten die Diskussion der Chancen und Herausforderungen von Coworking für ländliche Kommunen.

Coworking – das unabhängige Arbeiten an einem Ort, ohne zwingend miteinander zu arbeiten – hat sich durch die Digitalisierung längst zu einem Trend entwickelt. Aber während zu Beginn vor allem in großen Städten sogenannte Coworking-Spaces entstanden, entdecken seit einiger Zeit auch immer mehr Menschen in ländlichen Regionen die Vorteile dieses neuen Arbeitens. Wie sich ein Coworking-Space auf dem Land aufbauen lässt, was dabei speziell auf dem Land zu beachten ist und welche großen Potentiale sich hinter dem Trend verbergen, zeigte der rege Austausch am 26. August und 9. September.

Wissen aus der Praxis: Coworking-Projekte berichten

Teilgenommen haben unter anderem Expertinnen und Experten, die bereits erfolgreich einen Coworking-Space auf dem Land aufgebaut haben, betreiben oder begleiten. Andreas Jonas, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft Märkisch-Oderland mbH berichtete beispielsweise von den positiven Sekundäreffekten und den Herausforderungen des "Coworking Oderbruch", der einem alten Schulgebäude und dem kleinen Ort Letschin in Brandenburg neues Leben einhaucht. Der Coworking-Space bietet flexible Arbeitsplätze und eine Übernachtungsmöglichkeit. Über die Fördermaßnahme "Mehrfunktionshäuser" förderte das BMEL das Projekt mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE).
Auch Vicky Janssen und Christopher Schmiedhofer von der Genossenschaft CoWorkLand eG stellten ein Projekt des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung vor, das sich für Coworking auf dem Land stark macht. Aus dem Projekt CoWorkLand ist 2019 eine bundesweit aktive Genossenschaft entstanden. Sie berät Engagierte bei der Neugründung von Coworking-Spaces und bietet mit einer digitalen Buchungsplattform Unterstützung in der Verwaltung für ländliche Coworking-Spaces. Mit temporären "Pop Up Coworking-Spaces" lotet die gemeinwohlorientierte Genossenschaft Potentiale für neue Angebote in ganz Deutschland aus. CoWorkLand hat 150 Mitglieder und ist mit elf Regionalbüros in neun Bundesländern in ganz Deutschland vor Ort.

Herausforderungen im Blick: Finanzierung, rechtliche Rahmenbedingungen und Community-Building

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten im Anschluss an die Impulsvorträge zum Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und der Coworking-Expertinnen und -Experten die Möglichkeit, in einem interaktiven Diskussionsformat tiefer in das Thema einzusteigen. Sie teilten ihre Erfahrungen und Meinungen und stellten Fragen zu den Herausforderungen bei Gründung und Betrieb eines ländlichen Coworking-Space.
Ein Thema war die Finanzierung: Einen finanziell tragfähigen Coworking-Space auf dem Land zu betreiben, ist keine leichte Aufgabe. Vor allem durch eine enge Zusammenarbeit mit anderen Akteuren aus der Region und mithilfe finanzieller Unterstützung durch das Maßnahmenprogramm LEADER der Europäischen Union, die Dorferneuerung der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" ( GAK ), die Wirtschaftsförderung oder durch weitere geeignete Förderprogramme, u.a. der Bundesländer, ist dies umsetzbar. Vorteilhaft ist auch die Nutzungsmischung, d. h. die Kombination verschiedener Angebote wie einem Dorfladen nebenan, um mehrere finanzielle Standbeine mit dem Coworking-Space zu verbinden. Wichtig ist es, in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv den Mehrwert von Coworking zu vermitteln und die Vorteile des gemeinschaftlichen Arbeitens deutlich zu machen.
Auch der Aufbau einer Gemeinschaft – einer „Community“ – ist ein Erfolgsfaktor: Es bedarf einer intensiven Vernetzungsarbeit, um eine zusammenhängende und stetige Nutzung des Spaces möglich zu machen und Menschen auch langfristig an den Coworking-Space zu binden. Veranstaltungen und Netzwerktreffen machen das gemeinschaftliche Arbeiten erlebbar, begleitet durch eine regional angepasste Öffentlichkeitsarbeit.
Ebenso sollten rechtliche und organisatorische Hürden vorab durchdacht und flexibel gehandhabt werden können. Das betrifft zum Beispiel Versicherungen, den Zugang zum Coworking-Space, aber auch baurechtliche Regelungen und Datenschutzvorgaben.

Austausch und Vernetzung unerlässlich

Coworking-Spaces auf dem Land sind in ganz unterschiedlichen Regionen schon erfolgreich umgesetzt worden. Die Potenziale für viele ländliche Räume sind vorhanden ¬– gleichzeitig sollte das tatsächliche Potenzial für einen bestimmten Standort individuell geprüft und Herausforderungen beim Aufbau eines solchen Angebots mit bedacht werden. Die hohe Teilnehmerzahl der Online-Seminare des BMEL, die vielen Fragen und Anmerkungen haben gezeigt, dass ländliche Kommunen die Chancen von Coworking erkannt haben und sie nutzen wollen. Daher ist gerade in dieser Entwicklungsphase des Modells von Coworking auf dem Land der Austausch zwischen erfahrenen Akteuren, potenziellen Coworking-Space-Betreibern und Expertinnen und Experten gewinnbringend. Trotz diverser, bereits bestehender Förderangebote hat sich aber auch gezeigt, dass noch manche Frage im Raum steht und nicht alle Antworten darauf gegeben sind, da Coworking und neues Arbeiten insgesamt eine dynamische Entwicklung nehmen.
Mit dem Leitfaden "Coworking auf dem Land: Was es dafür braucht und wie es gelingt", gibt das BMEL Interessenten wertvolle Tipps zum Aufbau und Betrieb von Coworking-Spaces an die Hand.

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