ife-Gutachten: Milchlieferbeziehungen im Blick

Wissenschaftliche Untersuchung der Modelle zur Planung und Steuerung der Milchanlieferungsmengen auf Molkereiebene in Deutschland

Die Milchwirtschaft ist ein wichtiges Standbein des Agrarstandorts Deutschland. Deshalb ist eine erfolgreiche und zukunftsfähige Milchwirtschaft mit auskömmlichen Preisen für Erzeuger und Verarbeiter wichtig.

Damit das so bleibt, braucht es einen breiten Maßnahmenmix. In einem Umfeld der Marktorientierung ist es Aufgabe der Molkereien und Milcherzeuger, den mit hohen Marktschwankungen auf dem Milchmarkt verbunden Preisrisiken wirksam zu begegnen.

Eine wichtige Frage dabei ist: Wie sollen die Milchlieferbeziehungen zwischen Molkereien und Landwirten gestaltet sein? Dieses Thema wird regelmäßig von verschiedenen Seiten mit unterschiedlichen Zielrichtungen diskutiert. Es zieht sich seit der letzten Milchkrise im Jahr 2015/16 wie ein roter Faden auch durch die Gespräche des BMEL mit der Milchbranche. Seinerzeit war der Milchpreis aufgrund eines Überangebots so drastisch gefallen, dass er zahlreiche Milchbetriebe in Deutschland existentiell herausforderte. Bund und EU steuerten auf verschiedenen Ebenen gegen: So erlaubte die EU-Kommission beispielsweise im März 2016 eine befristete, freiwillige gemeinsame Angebotsplanung der Rohmilchproduktion; zwei Hilfspakte wurden 2015/16 geschnürt, aus denen deutschen Landwirten 581 Millionen Euro zur Verfügung standen.

Wie lässt sich die Branche krisenfester aufstellen?

Blick auf die Euter der Kühe beim Melken Milchkühe im Melkstand
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Die Gestaltung der Milchlieferbeziehungen gilt als ein Baustein, der dazu beitragen kann, die Branche krisenfester aufzustellen. Aus Sicht des BMEL ist hierbei der zentrale Punkt eine verbesserte Mengenplanung und -steuerung im Rahmen der Modernisierung der Lieferbedingungen. Es geht aber nicht darum, die genossenschaftlichen Lieferordnungen durch einzelvertragliche Regelungen zu ersetzen.

Gutachten im Auftrag des BMEL / Follow up Erhebung im Auftrag des Milchindustrieverbandes (MIV)

Das BMEL hat das Institut für Ernährungswirtschaft e.V. in Kiel (ife) beauftragt, eine aussagekräftige Bestandsaufnahme zu den Vertragsbeziehungen zwischen Molkereien und Milcherzeugern mit Blick auf mengenplanende und mengensteuernde Modelle zu erstellen.

Zentrale Ergebnisse des ife-Gutachtens

Das ife-Gutachten macht deutlich, dass jede Molkerei ein hohes Eigeninteresse hat, die Milchanlieferungsmengen genau zu planen und zu steuern.

Die Ergebnisse des Gutachtens lassen erkennen, dass die Branche zwar auf dem Weg ist, der Mengenplanung und -steuerung im Rahmen der Modernisierung der Lieferbedingungen nach dem Auslaufen der Quotenregelung ein stärkeres Gewicht zu geben. Doch wird auch deutlich: Es besteht Nachholbedarf; die Bemühungen müssen weiter intensiviert werden.

Die Autoren der ife-Studie teilen die Maßnahmen zur Mengensteuerung in drei Bereiche auf:

  • Preisdifferenzierungsmodelle zur Mengensteuerung durch Preisanreize und Preisdruck für die Milcherzeuger,
  • Festpreismodelle zur Erhöhung der Preissicherheit der Erzeuger und Flexibilisierung der Lieferbeziehungen.
  • Mengensteuerungsmodelle. Mit diesen kann beispielsweise eine Molkerei gerade in einer Überschusssituation die Verwertung verbessern. Dadurch wiederum kann sie einen Beitrag zu stabilen oder höheren Auszahlungspreisen für die eigenen Lieferanten leisten.

Grundlage der Entscheidung über Maßnahmen zur Mengensteuerung muss aber eine gute Mengenplanung sein. Hier offenbart die Studie hohe Unsicherheiten. Die Genauigkeit der Milchmengenplanung sollte deshalb erhöht werden.

Die Milchbranche hat ihre Sektorstrategie 2030 im Januar 2020 veröffentlicht und sich damit zur Modernisierung der Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien mit konkreten Modellen zur Milchmengenplanung, Milchmengensteuerung und Preisabsicherung auf Molkereiebene, wie sie im ife-Gutachten aufgeführt werden, bekannt.

Eine Follow up Erhebung zum ife-Gutachten im Auftrag des MIV aus April 2020 zeigt positive Tendenzen bei der Modernisierung der Lieferbeziehungen. Insgesamt haben sich in 2019 für weitere 37 % der Milcherzeugungsbetriebe in befragten Molkereien die Lieferbeziehungen hin zu Mehrpreissystemen und Festpreismodellen geändert.

Auch die Milchbranche verweist in ihrer ersten Zwischenbilanz zur Sektorstrategie 2030 im Februar 2021 auf die sich wandelnden Lieferbeziehungen deutscher Molkereien und bezieht sich hierbei auf die erwähnte Follow up Erhebung des ife-Institutes. Danach dominiert das Angebot von Milchfestpreisen, was die Planungssicherheit für Lieferanten erhöhe.

Wie geht es weiter?

Die Ergebnisse zeigen das Alternativenspektrum und den weiteren Bedarf auf. Das BMEL wird die Modernisierung der Lieferbeziehungen durch die Milchbranche weiterhin aufmerksam verfolgen und regelmäßig bewerten.

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