Bundesminister Cem Özdemir eröffnet BIOFACH 2022
Die BIOFACH ist die Weltleitmesse für Biolebensmittel in Nürnberg. Sie findet 2022 zum 33. Mal statt - ausnahmsweise als Summer Edition. In seiner Eröffnungsrede machte Bundesminister Cem Özdemir deutlich, warum er den Ökolandbau als Leitbild für die Landwirtschaft sieht.
Aussteller aus aller Welt präsentieren bei der BIOFACH vom 26. - 29. Juli 2022 neue Trends für Bio-Lebensmittel und Naturprodukte. Ein zentrales Thema ist in diesem Jahr der Klimaschutz. Entsprechend steht der begleitende Kongress unter dem Motto "Organic.Climate.Resilience".
Auch Bundesminister Cem Özdemir unterstrich in seiner Eröffnungsrede, dass die ökologische Landwirtschaft eine Antwort auf unsere planetaren Krisen wie Artensterben und Klimakrise ist. Mit Blick auf steigende Spritz- und Düngemittelpreise wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zeige sich zudem gerade jetzt, wie wichtig eigene Wirtschafts- und Nährstoffkreisläufe sind, um unabhängiger und krisenresistenter zu sein. Darum haben wir uns das Ziel 30 Prozent Öko-Landbau bis 2030 gesetzt.
30 Prozent als Ziel der gesamten Bundesregierung
Wichtig ist: Das 30-Prozent-Ziel ist ein gemeinsames Ziel der gesamten Bundesregierung. Das soll zeigen: Öko-Landbau ist mehr ist als ein paar Hektar anders zu bewirtschaften. Es geht um ein nachhaltiges System, um die gesamte Wertschöpfungskette, um die Stärkung von Nachfrage, um regionale Kreisläufen und um Innovationen für den gesamten Agrar- und Ernährungsbereich. Die Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) wird entsprechend zu einer Strategie der Bundesregierung weiterentwickelt. Die Arbeit daran zieht sich durch etliche Bundesministerien.
Bilanz und Ausblick
Bis die Gesamtstrategie fertig ist, arbeiten wir bereits daran, in wichtigen Themenfeldern voranzukommen. Für die erzeugenden Betriebe haben wir schon manches verbessern können, z. B.
- höhere Öko-Prämien,
- die Erstattung der Transaktionskosten,
- die Rückführung des Bundesprogramms ökologischer Landbau auf das ursprüngliche Spektrum des ökologischen Landbaus,
- die eigene Bio-Stufe in der Haltungskennzeichnung,
- und den Ausbau der Eiweißpflanzenstrategie.
Viele wichtige Entscheidungen werden auf EU-Ebene getroffen. Bundesminister Cem Özdemir betonte in seiner Rede, dass er sich die letzte Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) deutlich ambitionierter gewünscht hätte. Jetzt wolle er an die Stellschrauben ran, die noch gedreht werden könnten:
- Die Mittel in der 2. Säule der GAP haben sich mit rund 740 Mio. Euro fast verdoppelt - davon profitiert auch der Öko-Landbau.
- Die Prämien für die Förderung des Öko-Landbaus werden deutlich steigen und sie sollen so berechnet werden, dass Öko-Betriebe nicht benachteiligt werden.
- Für nächstes Jahr sind 175 Mio. Euro für einen GAK-Sonderrahmenplan „Ökolandbau und Biologische Vielfalt“ vorgesehen – für Umstellungen und Beibehaltung. Davon sind 25 Mio. Euro an den Öko-Landbau zweckgebunden.
Auch die nächste GAP-Reform steht schon im Fokus. Das Ziel: Die Direktzahlungen in der GAP nach 2027 durch ein System zur Honorierung von Klima- und Umweltleistungen zu ersetzen.
Um die Nachfrage nach Bio anzukurbeln, ist die Außer-Haus-Verpflegung ein bedeutender Hebel. Deswegen wollen wir, dass die öffentlichen Kantinen mehr regionale und ökologische Produkte in ihr Angebot aufnehmen. Außerdem werden wir die rechtlichen Grundlagen erneuern und die Kennzeichnung und Beratung ausbauen, u.a.
- über die Bio-Außer-Haus-Verpflegungsverordnung,
- über ein Kantinen- und Restaurant-Logo – orientiert an der dänischen "Bio Cuisine",
- über die Fortführung der Informationsinitiativen "Bio kann jeder" und "BioBitte".
Ausrichtung der Forschung in Richtung 30-Prozent-Ziel
In seiner BIOFACH-Eröffnungsrede berichtete Bundesminister Özdemir davon, dass ihm in den vergangenen Monaten immer wieder begegnet sei, dass ökologische und konventionelle Betriebe den Dialog suchten. Es gebe viel Neugier und die Bereitschaft, sich auszutauschen, auch voneinander zu lernen – zum Beispiel, was die Sicherung von Produktivität und Ertrag. Hier habe der Öko-Bereich sicher noch Potenzial. Darum werden wir die ökologische Forschung deutlich ausbauen. Dabei besonders im Blick: die Innovationsförderung und die resiliente Steigerung der Ertragspotenziale.
Darüber hinaus stehen auch die Stärkung von Bio-Wertschöpfungsketten und eine Bildungsoffensive in den grünen Berufen im Fokus.
Das BMEL auf der BIOFACH
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist auch auf der BIOFACH vertreten. Wir präsentieren uns in Halle 9 am Stand 9-351 - zusammen mit der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), dem Julius Kühn-Institut (JKI) und dem Thünen Institut (TI). Das erwartet Besucherinnen und Besucher u.a.:
Tägliche Praxiseinblicke in Bio-Wertschöpfungsketten
Hier geht es um den Auf- und Ausbau regionaler Bio-Wertschöpfungsketten von der Erzeugung bis zur Vermarktung, beispielsweise für Milch, Kartoffeln, Gemüse oder Mohn, sowie um mehr regionale Produkte in der Außer-Haus-Verpflegung. Das Projekt GemüseWert zeigt, wie durch Kooperationen neue Vermarktungsmöglichkeiten für regionales Bio-Gemüse entstehen und neben dem Lebensmitteleinzelhandel auch die Außer-Haus-Verpflegung als Abnehmer erreicht wird.
Alles zum Bio-Siegel
Die Informationsstelle Bio-Siegel berät, wie das Bio-Siegel verwendet wird. Außerdem informiert sie über die neuen EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau, das Öko-Kontrollsystem in Deutschland sowie den Import von ökologischen Produkten aus Drittländern. Anhand einer kleinen Ausstellung von Produkten, die mit dem bekannten Sechseck gekennzeichnet sind, können Besucherinnen und Besucher die große Vielfalt der Produkte und die Bedeutung des Siegels bei der Produktkennzeichnung kennenlernen.
Kongress STADTLANDBIO
Unsere Parlamentarische Staatssekretärin, Dr. Ophelia Nick, ist Schirmherrin des Kongresses STADTLANDBIO. Er richtet sich an Entscheider und Fachleute aus Behörden, Organisationen und Unternehmen. Zentrales Thema in diesem Jahr ist auch hier der Klimaschutz. Unter der Überschrift "Bio. Essen. Landwirtschaft" wird diskutiert, welche Chance Bio auf kommunaler Ebene für mehr Klimaschutz bietet.