Boden des Jahres 2017: Gartenboden (Hortisol)

Ein Beitrag von Gerhard Milbert, Kuratorium Boden des Jahres, Krefeld

Das Kuratorium "Boden des Jahres" stellt jedes Jahr am Weltbodentag - am 5. Dezember - den neu gekürten Boden des Jahres vor. Für 2017 fiel die Wahl auf den Gartenboden (Hortisol).

Portraitfoto Gerhard Milbert
Gerhard Milbert © Geologischer Dienst NRW

Das Kuratorium ist ein Gremium der bodenkundlichen Fachverbände: Bodenkundliche Gesellschaft, Bundesverband Boden und Ingenieurtechnischer Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling. Die Aktion wird vom Umweltbundesamt unterstützt.

Jedes Jahr übernimmt ein Bundesland mit seinem Landwirtschafts- oder Umweltministerium die Schirmherrschaft und richtet den Weltbodentag in seiner Landesvertretung in Berlin aus:

Für den Gartenboden übernahm der Freistaat Thüringen die Schirmherrschaft.

Was ist das Besondere am Gartenboden?

Der Gartenboden heißt in der Fachsprache Hortisol. Er kommt mit kleinen Flächenanteilen überall in Mitteleuropa vor, wo seit Jahrhunderten Gartenbau betrieben wird.

Dies sind bevorzugt alte Klostergärten mit Gemüse- und Kräuterbeeten, Schloss- und Burggärten, Bürgergärten in Städten und am Rand der Städte sowie Bauerngärten in älteren Dorfsiedlungen. Um sich zu einem Gartenboden im bodenkundlichen Sinne zu entwickeln, braucht er mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte mit intensiver Gartennutzung.

Eine Frau arbeitet im Garten. Hortisol Tübingen
Bürgergarten auf ehemaliger Weinbergterrasse in Tübingen © Andreas Lehmann

Hortisole sind humusreich, locker, belebt und fruchtbar

Gartenböden sind durch jahrhundertelange Kompostwirtschaft besonders humushaltig. Humus färbt den Boden dunkelgraubraun, sein Gehalt nimmt von oben nach unten allmählich ab. Zahlreiche Regenwurmröhren durchziehen den Boden bis in mehr als ein Meter Bodentiefe. Regenwürmer mischen humushaltiges Bodenmaterial und Streu in den tieferen Boden ein.

Ein typisches Kennzeichen guter Gartenböden ist der besonders lockere feinkrümelige und humusreiche Oberboden. Durch regelmäßige Bodenbearbeitung, regelmäßige Bewässerung, Humus- und Kalkzufuhr und durch besonders viele Bodentiere wie Regenwürmer, Springschwänze und Insektenlarven erhält er seine lockere Struktur. Aufgrund der vielen Hohlräume ist der Boden gut durchlüftet und kann gleichzeitig durch seinen Ton- und Humusgehalt viel Wasser und Nährstoffe für die Gartenpflanzen speichern. Durch die gärtnerische Bewirtschaftung wächst der Boden je nach Dauer der Nutzung um mehrere Dezimeter. Es entsteht ein neuer Bodenbereich, der besonders humusreich, nährstoffreich, locker und fruchtbar ist. Diese Bodenzone enthält im Vergleich zu anderen Böden besonders viel Phosphor und Stickstoff, zwei wichtige Nährstoffe für Kulturpflanzen.

Gartenböden brauchen eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung

In unseren Städten haben die Bürger seit dem Mittelalter innerhalb und außerhalb der Stadtmauern Bürgergärten zur Nahrungsmittelversorgung, aber auch zum Erwerbsanbau für die Märkte der Städte angelegt und über Generationen bewirtschaftet. Die Kultur der Schrebergärten ist ein gutes Beispiel. Heute erleben wir in den Städten ein Nebeneinander traditioneller Gartenkultur in Bürgergärten und Urban Gardening als neue Form, Gärten anzulegen und Nutzpflanzen sowie Blumen anzubauen. Beide Formen dienen nicht nur der Produktion von Lebensmitteln, sondern sind auch Orte der Begegnung, der Freizeitgestaltung und Freiräume für Kinder sowie junge Familien und somit schutzwürdige Soziotope.

Bodenschutz geht alle an!

Scherben und Bruchstücke, die in Gartenboden gefunden wurden Hortisol Tübingen
Archiv der Kulturgeschichte: Knochenbruchstücke, Ziegelreste, Elektrokabel und Keramikscherben aus einem Gartenboden in Ostwestfalen sind mit Kompost auf den Boden gelangt und eingearbeitet worden © Geologischer Dienst NRW

Gartenböden werden im innerstädtischen Raum und auch am Rande kleinerer Ortschaften oft bebaut und dadurch versiegelt. So sind zahlreiche Gartenareale im innerstädtischen Bereich durch Versiegelung für immer verschwunden. Damit gehen ihre Funktion als "Grüne Lunge", ihre soziale Funktion sowie die wertvollen Zeugnisse unserer alten Kulturgeschichte im Gartenbau unwiederbringlich verloren. Gartenböden wirken in Ballungsgebieten wie Oasen und ermöglichen häufig den einzigen Zugang zur knappen Ressource Boden innerhalb versiegelter Areale.

Wo gibt es Informationen zum "Boden des Jahres"?

Auf der Seite www.boden-des-jahres.de sind umfangreiche Informationen zum jeweiligen Boden des Jahres, seinen Eigenschaften sowie über die Böden der Vorjahre zusammengestellt.

Alle Bundesländer mit ihren geologischen Diensten sowie zahlreiche Natur- und Umweltverbände bieten Veranstaltungen und Informationsmaterial an.

Flyer und Poster zum Boden des Jahres sowie Informationen zur Präsentation "Boden des Jahres 2017" können angefordert werden beim Umweltbundesamt: Boden des Jahres

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