Grundlage der Bodenfruchtbarkeit – die Kalkung

Warum versauern Böden?

Die Hauptursache liegt in den Bewohnern des Bodens selbst. Durch die Atmung der Bodenlebewesen und der Pflanzenwurzeln entstehen Säuren. Weitere Quellen von sauer wirkenden Substanzen sind der Eintrag von Ammoniak über die Luft, dessen Umsetzung zu Nitrat Säure freisetzt, und die Verwendung von versauernd wirkenden Düngemitteln.

Was genau ist Säure?

Unter "Säure" versteht man die Konzentration an Wasserstoffionen (chemisch: H+), die entweder im Bodenwasser vorhanden oder austauschbar an Bodenteilchen oder den Humus gebunden sind. Diese Säurekonzentration wird durch den pH-Wert beschrieben. Ein pH von 7 wird als "neutral" bezeichnet; kleiner pH 7 spricht man von "sauer", darüber von "alkalisch". Der pH-Wert ist eine logarithmische Zahl; fällt der pH-Wert von 6,5 auf 5,5, entspricht das einer Verzehnfachung der Konzentration an H+-Ionen. Unsere Böden weisen je nach Ausgangsgestein, Bodenart und Bewirtschaftung pH-Werte zwischen unter 5 und über 7 auf.

Wie wird der pH-Wert gemessen?

Im Labor wird der Boden mit einer milden Salzlösung (Calciumchlorid-Lösung) geschüttelt und darin mit einer Elektrode der pH-Wert bestimmt. Es gibt auch Schnelltests für das Messen im Feld, die eine gute Orientierung bieten, jedoch nicht so genau sind.

Ist ein niedriger pH-Wert denn schädlich?

Säure ist nicht grundsätzlich schlecht – aber ein Zuviel davon. Ein zu niedriger pH-Wert senkt die Verfügbarkeit von Nährstoffen wie Phosphor und Bor. Ab einem pH-Wert von kleiner 4,5 wird im Boden Aluminium gelöst, das giftig für die Pflanzen ist. Aber auch ein zu hoher pH-Wert kann schädlich sein, indem die Pflanzenverfügbarkeit von Nährstoffen wie Mangan, Kupfer und Zink eingeschränkt ist. Werden diese Nährstoffe nicht ausreichend aufgenommen, beeinträchtigt dies das Pflanzenwachstum.

Wie wird Säure im Boden abgebaut?

Im Boden wird Säure mit Hilfe von Kalk (Calciumcarbonat, CaCO3) neutralisiert. Bei der Neutralisation entstehen Wasser und Kohlendioxid (CO2), welches in die Luft entweicht; Calcium wird freigesetzt. Calcium hat eine sehr große Bedeutung für die Bodenstruktur, denn es verbindet die kleinsten Bodenteilchen – die Tonminerale –miteinander. Diese bilden dadurch größere Krümel. Der Boden wird lockerer, die Pflanzenwurzeln können besser wachsen, es kommt mehr Luft in den Boden, und es wird mehr pflanzenverfügbares Wasser gespeichert. Die Nährstoffe, die die Pflanze zum Wachsen braucht, werden effizienter genutzt.

Wo liegen optimale pH-Werte?

Dies hängt von der Bodenart und von der Bewirtschaftung ab. Mit steigendem Tongehalt nimmt der optimale pH-Wert zu. So haben Sandböden einen optimalen pH-Wert von 5,5, Lehmböden von 6,5 und Tonböden von 7,0. Bei hohen Humusgehalten und auf Grünland liegt der optimale pH-Wert bei gleicher Bodenart um 0,5 niedriger als auf Ackerland

Kartoffeln sind relativ unempfindlich gegen niedrige pH-Werte, während Luzerne einen neutralen pH-Wert bevorzugt. Der optimale pH-Wert richtet sich jedoch grundsätzlich nach der Bodenart.

Was kann man gegen Versauerung tun?

Die Kalkung mit kohlensaurem Kalk ist das gebräuchlichste Verfahren, um den pH-Wert anzuheben. Kohlensaurer Kalk besteht aus Calciumcarbonat (CaCO3). Damit wird nicht nur die Säure neutralisiert, sondern auch Calcium zugeführt. So hebt die Kalkung nicht nur den pH-Wert, sondern ist auch sehr günstig für die Bodenstruktur. Neben dem kohlensauren Kalk gibt es noch weitere Kalkformen, wie kohlensaure Magnesiumkalke, Branntkalke oder Konverterkalk. Magnesiumkalk bietet sich bei gleichzeitigem Magnesiumbedarf an. Branntkalk wirkt sehr schnell, und Konverterkalk bringt zusätzlich Spurennährstoffe in den Boden.

Es gibt auch Böden, die nicht versauern. Diese haben entweder von Natur aus ausreichend Kalk (zum Beispiel Kalkverwitterungsböden), oder sie befinden sich in einem Klima, in dem die Niederschläge nicht ausreichen, um Kalk aus dem Boden auszuwaschen.

Worauf muss ich beim Kalken achten?

Der Kalkung sollte auf jeden Fall eine Bodenuntersuchung vorausgehen. Vom Labor erfährt man den pH-Wert und erhält eine Kalkungsempfehlung. Bei der Probenahme ist auf unterschiedliche Bodenarten auf dem Feld zu achten. Diese sind auf jeden Fall getrennt zu beproben, da der optimale pH-Wert sich von Bodenart zu Bodenart unterscheidet.

Ist der pH-Wert bereits im optimalen Bereich, genügt eine Erhaltungskalkung, so dass der pH-Wert auf diesem Niveau bleibt. Diese erfolgt alle drei Jahre oder im Rahmen der Fruchtfolge. Bei zu niedrigem pH-Wert ist eine Aufkalkung mit höheren Kalkmengen als bei der Erhaltungskalkung erforderlich. Ideal auszubringen ist Kalk auf Ackerland nach der Getreideernte auf trockenem Boden mit nachfolgender Einarbeitung und auf Grünland nach Ende der letzten Nutzung im Herbst.

Portraitfoto
Dr. Frank Lorenz © Lufa Nord-West

Für die Kalkung stehen spezielle Kalkstreuer zur Verfügung. Es gibt Kalk auch in granulierter Form, so dass kleinere Mengen mit dem Schleuderstreuer verteilt werden können.

Ein Beitrag von Dr. Frank Lorenz, LUFA Nord-West, Oldenburg

Erschienen am im Format Aktuelles

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