Bodenschutz und Landwirtschaft

Der Schutz des Bodens ist eine Querschnittsaufgabe und umfasst viele Bereiche. Die Arbeitsgruppe der "Bodenspezialisten der Bundesländer" wurde in den Nachkriegsjahren zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit gegründet, da die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion zur Ernährungssicherung hohe Priorität hatte.

Aus Finanzmitteln des Marshallplans wurden deshalb ab 1952 Fachleute eingestellt, die sich speziell der Erhaltung, Förderung und standortgemäßen Nutzung der Bodenfruchtbarkeit widmen sollten, wobei der "American Soil Conservation Service" eine gewisse Vorbildwirkung hatte. In den 60er Jahren wurden diese Stellen in die Länderhaushalte überführt und die Bediensteten zusätzlich mit weiteren landbaulichen Aufgaben betraut. Nach der Wiedervereinigung kamen die Bodenspezialisten der neuen Bundesländer hinzu und brachten die mit der Bodenbewirtschaftung in Ostdeutschland verbundenen Erfahrungen und Aufgaben ein.

Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung unterstützt die Arbeitsgruppe und wird von den Bodenspezialisten beraten. Diese werden von den Bundesländern entsandt und kommen aus der Landwirtschaftsverwaltung und den landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen des Bundes und der Länder und sind dort mit Fragen standortangepasster Bodenbewirtschaftung, des Bodenschutzes und der Agrarökologie befasst. Die Bodenspezialisten sind der Fachgruppe I "Pflanzenernährung, Produktqualität und Ressourcenschutz" des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) angegliedert.

Die Aufgaben der Arbeitsgruppe liegen im Informations- und Erfahrungsaustausch, der Abstimmung und gegebenenfalls Positionierung zu den Themen:

  • standortangepasste, umweltschonende Bodenbewirtschaftung in der Landwirtschaft
  • Bodenansprache im Feld
  • Einschätzung von Risiken für die Bodenfunktionen durch die landwirtschaftliche Nutzung
  • Umsetzung gesetzlicher Regelungen bei der Bodennutzung im landwirtschaftlichen Betrieb

Konkrete Themen sind z. B.:

  • standortangepasste Verfahren zum Schutz der Böden vor Verdichtung und Erosion
  • Intensität der Bodenbearbeitung in Abhängigkeit von Standort und Fruchtfolge
  • Methoden zur Beurteilung der Bodenstruktur im Feld

Die Zielsetzung "Förderung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit" zieht sich wie ein roter Faden durch die Aufgaben, mit denen "Bodenspezialisten" beschäftigt waren und sind. Nach der Sicherung der Erzeugung einer ausreichenden Nahrungsmittelmenge sind heute hohe Nahrungsmittelqualität und die Schonung der Umweltressourcen Leitbilder zukunftsfähiger Landwirtschaft. Dazu gilt es, den Landwirten umweltschonende und betriebswirtschaftlich sinnvolle Verfahren der Bodenbewirtschaftung anzubieten. An der Umsetzung dieses Ziels wirken die Bodenspezialisten in ihren Bundesländern mit.

Erfolgreiche Lösungswege für die Verbindung von Ressourcenschutz, Bodenfruchtbarkeit und Einkommenssicherung im landwirtschaftlichen Betrieb erfordern boden- und standortkundliches Wissen gepaart mit landwirtschaftlichem Sachverstand. Diesem Anspruch wollen die "Bodenspezialisten" gerecht werden.

Aktuelle Entwicklungen in der EU-Agrarpolitik, insbesondere die zukünftige Bedeutung von Umweltstandards und Agrarumweltindikatoren für den landwirtschaftlichen Betrieb werden die Arbeitsgruppe in Zukunft stärker beschäftigen. Die mit dem technischen Fortschritt und zunehmender Rationalisierung einhergehenden Veränderungen in der Bodenbewirtschaftung und ihre Auswirkungen auf die Böden bleiben ein Dauerthema.

Jedes Jahr treffen sich die Bodenspezialisten der Bundesländer zu ihrer Jahrestagung und zum Erfahrungsaustausch in einem anderen Bundesland. 2015 war die Tagung in Sachsen-Anhalt, im Mittelpunkt stand das Erosionsschutzkonzept des Landes. Es wurden Grundlagen, Vorgehensweisen und Maßnahmen zum Erosionsereignis Riestedt, das nach heftigen Regenereignissen ausgelöst worden ist, dargestellt. Dabei wurde deutlich, dass die Bodenschutzgesetzgebung allein nicht ausreichend ist. Vielfältige Rechts- und Verwaltungsbereiche sind betroffen, es gibt hierzu derzeit kein standardisiertes Vorgehen. Im weiteren Tagungsverlauf wurden Projekte in der südsibirischen Kulundasteppe vorgestellt, bei denen Bodendegradation untersucht und Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen entwickelt wurden. Der Vortragsveranstaltung schloss sich eine Exkursion an. Unter anderem wurde die Versuchsstation Bad Lauchstädt besucht, die 1895 gegründet wurde und dem Umweltforschungszentrum (UFZ) angegliedert ist. 1902 wurde der Statische Düngeversuch angelegt, der bis heute besteht.

Ein Beitrag von Marion Senger, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Hannover - Vorsitzende der Bodenspezialisten der Bundesländer.

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