Horizontierung von Nährstoffen im Boden bei unterschiedlichen Bestellverfahren

In der Landwirtschaft haben sich unterschiedliche Bodenbearbeitungsverfahren etabliert. Die zum Teil sehr dogmatische Diskussion über das Für und Wider unterschiedlicher Bestellverfahren ist im Laufe der Jahre bei vielen Landwirten einem gesunden Pragmatismus gewichen.

So haben sich pfluglose Bestellverfahren in Betrieben, die vorher mit dem Pflug gearbeitet haben, etabliert (zum Beispiel Weizen nach Raps) und auch in Betrieben, die mit Mulchsaatverfahren arbeiten, wird der Einsatz des Pfluges nicht mehr kategorisch abgelehnt (zum Beispiel Wintergerste).

Die Umsetzung pflugloser Bestellverfahren in der Praxis in den 1980er Jahren wurde von Exaktversuchen zu diesem Thema begleitet. Insbesondere an der Justus-Liebig-Universität Gießen wurden durch Professor Tebrügge erste Ergebnisse veröffentlicht. Ein Demonstrationsversuch der vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen seit nunmehr 18 Jahren betreut wird, ist im hessischen Ringgau zu finden. Unweit der Ortschaft Willershausen, die schon die historische Vorlage zu Schillers "Die Räuber" geliefert hat, werden die Bodenbearbeitungs- und Bestellvarianten Pflug, Mulch- und Direktsaat miteinander verglichen. Dieser Demonstrationsversuch wird regelmäßig auf den Gehalt an Nährstoffen untersucht. Dabei wird auch auf die Verteilung der Nährstoffe in der Abfolge der Bodenhorizonte geachtet.

Im Hinblick auf unterschiedliche Bodenbearbeitungsverfahren besteht die Vermutung, dass bestimmte Nährstoffe entsprechend ihrer Sorptionseigenschaften durch unterschiedliche Bearbeitungsintensitäten auch in unterschiedlichen Bodenschichten wiederzufinden sind. So kann für die Nährstoffe Phosphor und Kalium festgestellt werden, dass die Mulch- und Direktsaatvarianten in den obersten Schichten von null bis etwa 15 Zentimeter eine bis zu 100 Prozent höhere Konzentration aufweisen als die Pflugvariante. In einer Tiefe von 20 Zentimetern sinkt diese höhere Konzentration auf das Niveau der Pflugvariante ab. In tieferen Bodenschichten finden sich keine wesentlichen Unterschiede bei den Phosphor- und Kaliumgehalten.

Das Diagramm stellt auf der X-Achse den Kaliumgehalt in Milligramm pro 100 Gramm Boden dar. Die Y-Achse die Bodentiefe von 0 bis 70 Zentimeter. Kaliumgehalt
Abbildung 2: Kaliumgehalte in unterschiedlichen Bodenhorizonten der Verfahren Pflug (blau), Mulch- (rot) und Direktsaat (grün) in Willershausen

Betrachtet man die Verteilung von Magnesium in den Bodenhorizonten, so findet man nur geringe Konzentrationsunterschiede zwischen den Bearbeitungsvarianten. Eine hohe Konzentration aller Varianten mit mehr als 20 Milligramm pro 100 Gramm Boden in den oberen 15 Zentimetern folgt eine gleichmäßige Reduzierung der Bodengehalte auf 15 Milligramm pro 100 Gramm Boden. Der Grund hierfür liegt vermutlich in der hohen Mobilität dieses Nährstoffes im Boden. Die hohen Gehalte in der Krume führen zu einem gewissen Verlagerungspotenzial, allerdings findet man keine höheren Gehalte an Magnesium im Unterboden, wie dies in vielen anderen Versuchen zu beobachten ist.

Das Diagramm stellt auf der X-Achse den Magnesiumgehalt in Milligramm pro 100 Gramm Boden dar. Die Y-Achse die Bodentiefe von 0 bis 70 Zentimeter. Magnesiumgehalt
Abbildung 3: Magnesiumgehalte in unterschiedlichen Bodenhorizonten der Verfahren Pflug (blau), Mulch- (rot) und Direktsaat (grün) in Willershausen

Für die Bewertung der verschiedenen Bearbeitungsverfahren wird vermutet, dass die Horizontierung der im Boden weniger mobilen Nährstoffe insbesondere in trockenen Jahren zu verminderten Erträgen führt. Diese Vermutung lässt sich durch die erzielten Ergebnisse allerdings nur bedingt bestätigen. In einzelnen Jahren lassen sich zwar Ertragsunterschiede zwischen den Bodenbearbeitungsvarianten feststellen, im Mittel aller Versuchsjahre können allerdings keine gesicherten Ertragsunterschiede festgestellt werden. Dies ist insofern erstaunlich, da in allen Varianten jährlich auch die gleichen Kulturen angebaut wurden. Eine Anpassung auch der Fruchtfolge auf die Direktsaat- oder Mulchsaatvariante zur Stabilisierung der Erträge scheint auf diesem tiefgründigen Standort somit nicht notwendig zu sein. Die Nährstoffhorizontierung ist folglich nicht ertragsrelevant, hier spielen andere Faktoren eine Rolle.

Ein Beitrag von Dierk Koch, Marco Schneider und Manfred Kirchner, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.

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