Arbeitsgruppe "Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln" beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Votum zur Schadstoffbelastung von Getreidestäuben, Stand: März 2003.

Auf Anregung der Arbeitsgruppe "Carry over" am BMVEL wurde in einer Studie untersucht, ob unerwünschte Stoffe (Pflanzenschutzmittel, Altlastpestizide, PCB, poly-chlorierte Dibenzodioxine bzw. -furane, Mykotoxine, Mengen- und Spurenelemente, mikrobiologischer Besatz) in Fraktionen aus der Getreideannahmereinigung gegenüber dem Silogetreide angereichert werden und damit Senken für diese unerwünschten Stoffe darstellen.

Dazu wurden von 16 deutschen Mühlen über 350 Muster zur Verfügung gestellt. Erfasst wurden damit auch unterschiedliche Partiengrößen (15 bis 1.500 Tonnen) und Partien mit unterschiedlichen Besatzanteilen (0,2 bis 7 Prozent). Die Beprobungen erstreckten sich über 1 Jahr (April 2000 bis März 2001), so dass sowohl gelagertes als auch nicht gelagertes sowie Getreide aus zwei Erntejahren erfasst wurde.

Fraktionen, die bei der Annahme von Getreide in Mühlen aussortiert wurden, und das von diesen Fraktionen (oft Stäuben) befreite Silogetreide und Kleien, die zum Zeitpunkt der Annahme der Getreidepartien anfielen, wurden nach einer Homogenisierung auf anthropogene und natürliche Kontaminanten arbeitsteilig durch die an dieser Studie beteiligten Bundesforschungsanstalten des BMVEL untersucht. Dabei zeigte sich, dass sich die unerwünschten Stoffe bei der Reinigung von Getreide in den verschiedenen Fraktionen in unterschiedlichem Maße anreichern, je nach dem, ob sie an Nichtgetreideanteilen hängen, mit dem Getreidekorn mehr oder minder fest verbunden sind oder sich im Korn selbst befinden.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben gezeigt, dass bei allen Annahmereinigungen von Weizen und Roggen durch Mühlen mehrere oder sogar alle Fraktionen im Vergleich zum gereinigten Silogetreide höhere Gehalte an unerwünschten Stoffen aufweisen. Die maximalen Konzentrationen der einzelnen untersuchten Stoffe treten wechselnd in verschiedenen Fraktionen auf. Alle Fraktionen der Getreideannahmereinigung sind daher als Schadstoffsenken anzusehen.

In dieser Studie konnten die Gehalte an unerwünschten Stoffen in den Fraktionen der Getreideannahmereinigung direkt mit den Gehalten im Silogetreide verglichen werden. Dabei ergaben sich Anreicherungsfaktoren bis zum 5000-fachen in den Annahmereinigungsfraktionen, die die Effektivität der Annahmereinigung verdeutlichen.

Kleien wiesen gegenüber Silogetreide einen etwa 2- bis 4-fach höheren Gehalt an unerwünschten Stoffen auf, eine Beobachtung, die schon durch mehrere Veröffentlichungen über den Verbleib von unerwünschten Stoffen nach einer Vermahlung von Getreide bestätigt wurde.

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass ein erheblicher Teil des schadstoffbelasteten Besatzes bereits bei der Annahmereinigung aus dem Getreide entfernt werden kann. Der Hygienestatus wird durch diese Maßnahmen wesentlich verbessert. Aufgrund des gleichartigen Verhaltens der meisten hier untersuchten Stoffe ist davon auszugehen, dass auch andere - hier nicht untersuchte unerwünschte Stoffe - in gleicher Weise bei einer Getreideannahmereinigung in den Reinigungsfraktionen angereichert werden.

Reinigungsabgänge, die bei einer Getreideannahmereinigung anfallen, sind als Schadstoffsenken anzusehen und deshalb für eine Verwendung oder Mitverwendung als Futtermittel ungeeignet.

Nach Einschätzung der Arbeitsgruppe "Carry over" ist damit zu rechnen, dass bei der Handhabung (wie Lagerung, Umlagerung, Transport) und bei der Aufbereitung anderer pflanzlicher Erzeugnisse ebenfalls Fraktionen mit unterschiedlichen oft gegenüber den Erzeugnissen erhöhten Gehalten an unerwünschten Stoffen anfallen können. Nach Auffassung der Arbeitsgruppe ist es deshalb Sache der verantwortlichen Unternehmen oder Branchen, die betreffenden Zusammenhänge aufzuklären und dann die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Dr. H. Hecht
Vorsitzender

März 2003

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