Arbeitsgruppe "Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln" beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Stellungnahme zur Vermeidung von Futterkontaminationen durch Schmierstoffe (August 2009)
Im Hinblick auf die Regelungen der Futtermittelhygieneverordnung (Verordnung (EG) Nr. 183/2005) sind Futtermittelunternehmen verpflichtet, Risiken durch Kontaminationen von Futtermitteln zu vermeiden. Zur Gewährleistung der Futtermittelsicherheit soll daher sichergestellt werden, dass bei der Verwendung von Schmierstoffen keine Rückstände in die Lebensmittel tierischer Herkunft gelangen oder Geschmack und Geruch der Produkte nicht beeinträchtigt werden. Auch die Gesundheit der Tiere darf nicht beeinträchtigt werden. Hierzu dient ein entsprechendes HACCP-basiertes Qualitätsmanagementsystem.
Bei der Futtermittelherstellung (zum Beispiel bei der Aufarbeitung der Rohwaren zur Herstellung von Einzelfuttermitteln oder von Mischfuttermitteln und deren Konfektionierung) kommen die Futtermittel in Kontakt mit mechanischen Einrichtungen (wie bei Zerkleinerungen, Mischung, Transport), die einer Schmierung der beweglichen Teile bedürfen, um den Energieaufwand zu optimieren und Störungen (Verschleiß- und Korrosionsschutz) zu vermeiden. Daher besteht die Möglichkeit, dass der Futterstrom in Kontakt mit diesen Schmiermitteln kommt, insbesondere wenn es sich um eine so genannte Verlustschmierung handelt. Somit wäre eine solche kritische Schmierstelle einem CCP-Punkt gleichzusetzen.
In Einzelfällen wurden durch analytische Befunde Kontaminationen mit Schmierölen und -fetten auf Mineralölbasis in Futtermitteln (z.B. importierte Pflanzenöle) nachgewiesen. Kontaminationen mit Mineralölen können aber auch in der Primärproduktion (z.B. durch Leckagen an Maschinen, Verwendung von Altöl etc.) auftreten. Wie die nachfolgende Tabelle zeigt, werden sehr vielfältige Zubereitungen von Mineralölen verwendet, die sich hinsichtlich ihrer Basis, aber auch hinsichtlich der Additive erheblich unterscheiden.
Anwendungsbereich | Auf Basis von (Beispiele) |
---|---|
Hydrauliköl | Synthetischem Kohlenwasserstoff |
Getriebeschmieröl | Synthetischem Kohlenwasserstoff |
Lageröl | Spezielles emulgierendes Fluid |
Schneckengetriebeöl | Polyglycole |
Vakuumpumpenöle | Spezialfluide |
Verdichteröle | |
Kälteanlagen | Spezialfluid |
Verdampferanlagen | Silikonöle |
Montage- und Korrosionsschutzöle | |
Kettenschmierstoffe | |
Wälz- und Gleitlagerfett |
Die unterschiedlichen Schmierstoffe sind den unterschiedlichen Einsatzbereichen sehr differenziert angepasst, um den Ansprüchen bei sehr unterschiedlichen Temperaturbereichen, Druckbelastungen etc. zu genügen. Diese verschiedene Zusammensetzung bedingt sehr unterschiedliche analytische Nachweisverfahren bei der Aufarbeitung der Proben und dem Nachweis einzelner Substanzen. Da in der Regel die Kontaminationsursachen nicht bekannt sind, ist die analytische Erfassbarkeit erheblich erschwert. Im Hinblick auf die mögliche Beeinträchtigung der Gesundheit der Tiere nach Aufnahme von mit Schmierstoffen kontaminierten Futtermitteln bzw. eines Übergangs in die tierischen Produkte dürften allerdings weniger den Grundsubstanzen als vielmehr den zum Teil schwermetallhaltigen Additiven die größere Bedeutung zu kommen. Allerdings liegen hierzu in der Literatur keine tierexperimentellen Studien an landwirtschaftlichen Nutztieren vor.
Ein Kontakt solcher Schmierstoffe mit Futtermitteln sollte soweit als möglich vermieden werden. Eine Leitsubstanz als Marker für solche Schmierstoffe ist auf Grund der heterogenen Zusammensetzung nicht verfügbar.
In der Ölsaatenindustrie werden im Rahmen des "Code of Practice on analysis on imported vegetables oils" entsprechende Untersuchungen (C10 - C56) empfohlen, um das Einfließen mineralölverunreinigter Pflanzenöle zu vermeiden.
Die Arbeitsgruppe empfiehlt, an Schmierstoffe besondere Anforderungen zu stellen. Die ursprünglich vom United States Department of Agriculture (USDA) genehmigten lebensmitteltechnologischen Schmierstoffe, so genannte H1 Schmierstoffe, mussten bestimmte Hygieneanforderungen erfüllen. In der ISO 21469:2006 werden die Anforderungen an die H1 Schmierstoffe fortgeschrieben und damit die Hygieneanforderungen für Schmierstoffe mit nicht vorhersehbarem Produktkontakt in einer internationalen Norm verankert. Solche Produkte basieren auf medizinisch reinen Weißölen mit entsprechend ausgewählten Additiven und Verdickern (Al-Komplexe) und weisen in der Regel einen hohen Temperatureinsatzbereich und eine hohe Grundölviskosität auf.
Die Arbeitsgruppe empfiehlt daher, bei Herstellungsprozessen von Futtermitteln Schmierstoffe zu verwenden, die der ISO Norm 21469:2006 entsprechen, insbesondere wenn ein Kontakt von Futtermitteln und Schmiermitteln nicht vollständig ausgeschlossen werden kann.
Über die Verwendung von Schmierstoffen sollte die im Rahmen der Futtermittelhygieneverordnung anzufertigende Dokumentation zum Einsatz und gegebenenfalls eine Betriebsinspektion Aufschluss geben.