Arbeitsgruppe "Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln" beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Votum der Arbeitsgruppe zum Breitbandinsektizid Toxaphen, Stand Januar 2006

Toxaphen (weitere Handelsnamen: Camphechlor, Melipax oder Stroban), ein als Breitbandinsektizid verwendetes Gemisch von chloriertem Camphen mit mehreren hundert polychlorierten Terpen-Einzelverbindungen wurde bis zu seinem Verbot in den USA im Jahr 1982 sowie in vielen europäischen Staaten (Anwendungsverbot 1984) gegen Insekten, teilweise auch gegen Nagetiere angewendet. Das Haupteinsatzgebiet von Toxaphen lag überwiegend in der Bekämpfung von Schadinsekten im Baumwollanbau, daneben wurde der Wirkstoff aber auch erfolgreich zur Insektenbekämpfung in Gemüse- und Obstplantagen, im Forstschutz, sowie als Ektoparasitikum bei Nutz- und Heimtieren eingesetzt.

Von dem Wirkstoff wurden weltweit seit 1945 mehr als 550.000 Tonnen produziert. Eine für Organochlorverbindungen relativ hohe Wasserlöslichkeit sowie ein ausgeprägter atmosphärischer Langstreckentransport haben zu einer globalen Verteilung und dem Eintrag ins maritim-aquatische System geführt. Daher kann durch den Einsatz von Fischöl und Fischmehl ein Eintrag in Nahrungsketten und die vom Tier stammenden Lebensmittel nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Versuche mit Legehühnern und Schweinen haben gezeigt, dass die Anreicherung von Toxaphen vor allem im Fett der Gewebe erfolgt. Die Toxaphen-Einzelverbindungen (Kongenere) mit dem größten Akkumulationspotenzial werden in Legehennen und deren Eiern um knapp eine Größenordnung höher angereichert als im Fett von Schweinen. Versuche mit Milchkühen zeigen einen nur geringen Übergang in das Milchfett.

Kontrollen von Futtermitteln, die 2003/2004 in Deutschland an etwa 100 Futtermittelproben (Getreide, Mais, Ölsaaten, Knollen, Wurzeln, Mineralfutter und Mischfuttermitteln für Wiederkäuer, Schweine, Geflügel, Pferde und Heimtiere) durchgeführt wurden, ergaben bei der Untersuchung auf die drei Toxaphen-Indikatorverbindungen 26, 50 und 62 (Nummerierung nach Parlar) bei einer Nachweisgrenze von 1 µg/kg pro Kongener keine nachweisbaren Toxaphenrückstände. 

Der Verbraucher nimmt Toxaphen überwiegend über den Fischverzehr auf. Die Rückstandsgehalte im essbaren Teil der Konsumfische aus den weltweiten Fanggebieten liegen gemeinhin weit unter den in der Rückstands-Höchstmengenverordnung geregelten Höchstmengen (0,1 mg/kg Frischmasse als Summe der drei Indikatorverbindungen), zudem ist in den letzten Jahren eine stetige Abnahme zu verzeichnen.

Der NOAEL (no observed adverse effect level) für die Immunotoxizität von Gesamt-Toxaphen liegt beim Menschen bei 100 µg/kg Körpergewicht (KG) und Tag. Die European Food Safety Authority (EFSA) geht aber davon aus, dass selbst bei einem sehr hohen täglichen Fischverzehr von 180 g eine Aufnahme von 0,06 µg Gesamt-Toxaphen/ kg KG nicht überschritten wird. 

Aufgrund des nicht mehr stattfindenden Eintrags von Toxaphen in Umweltkompartimente empfiehlt die Arbeitsgruppe, Höchstmengen für Toxaphen auf Fischfuttermittel sowie auf Fischöle und Fischmehle zu beschränken. 

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