Arbeitsgruppe "Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln" beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Stellungnahme zur Herstellung von Trockengrün, Stand: Februar 2003.

Trockengrünfutter werden aus jungen Grünpflanzen (wie Gras, Klee oder Luzerne) mit heißer Abgasluft getrocknet, gehäckselt, pelletiert und als Futtermittel vermarktet. Als Trocknungstechnik wird überwiegend die Trocknung im Gleichstromverfahren unter direkter Verwendung der Verbrennungsgase eingesetzt. Als Energieträger kommen unterschiedliche Brennstoffe vom Erdgas über Heizöl und Holz bis zur Kohle zum Einsatz.

Aus den Ergebnissen der Studie des Bundesfachverbandes landwirtschaftlicher Trocknungswerke Deutschland (BLTD) zum Nähr- und Schadstoffgehalt im Trockengrün in Abhängigkeit von der Trocknungsart und besonders den eingesetzten Brennstoffen lässt sich ableiten, dass der Einsatz von festen Brennstoffen bzw. schwerem Heizöl einen Eintrag von unerwünschten Stoffen in das Trockengrün verursacht im Vergleich zum Einsatz von Erdgas. Dies gilt besonders im Hinblick auf die Gehalte an Dioxinen/Furanen und polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), aber auch für einige toxische Elemente wie Blei und Arsen.

Zwei Wege des Schadstoffeintrags sind zu beachten, erstens die direkte Übertragung der unerwünschten Stoffe aus dem Brennstoff in das Trockengut und zweitens die Neubildung von unerwünschten Stoffen in das Trockengut infolge der erhöhten Temperatur. Im ersten Fall spielt es keine Rolle, ob die unerwünschten Stoffe wie z.B. die toxischen Elemente aus dem Brennstoff stammen oder während des Verbrennungsprozesses aus den Brennstoffen neu gebildet werden (wie PAK). Diese Art des Eintrags lässt sich durch den Einsatz von schadstoffarmen Energieträgern wie Erdgas oder durch Umstellung auf eine indirekte Trocknung deutlich reduzieren oder vermeiden. Bei der Umstellung auf ein indirektes Trocknungsverfahren werden sämtliche während des Verbrennungsprozesses freiwerdenden unerwünschten Stoffe mit den Abgasen getrennt geführt und kommen mit dem Trocknungsgut nicht in Berührung. Dieses Verfahren ist in der Lebensmittelwirtschaft Stand der Technik und wird in der Regel angewendet. Um die Anreicherung von unerwünschten Stoffen in dem Trocknungsgut zu minimieren, ist eine optimale Kontrolle der Temperaturführung während des Trocknungsprozesses erforderlich. Höhere Temperaturen während der Trocknung bedeuten eine schnellere Trocknung, d. h. das Gut ist nur relativ kurz einer erhöhten Temperatur mit einer Neubildung und Ausfilterung unerwünschter Stoffe ausgesetzt. Niedrige Temperaturen bedeuten einen schonenderen Umgang mit einer geringeren Bildungsrate von unerwünschten Stoffen, aber während eines längeren Zeitraums. Diese Betrachtung gilt selbstverständliche auch für wertgebende Inhaltsstoffe wie Vitamine, deren Abbau durch eine optimierte Trocknung minimiert werden kann.

Obgleich die vorliegenden Ergebnisse für die verschiedenen Brennstoffe nur stichprobenartig die Situation beleuchten, sind sie nach Auffassung der Carry over-Arbeitsgruppe ausreichend für die Empfehlung, durch Änderung in der Trocknungstechnik den Eintrag von unerwünschten Stoffen in Trockengrün zu minimieren. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, die Feuerung generell auf schadstoffarme Stoffe, wie Erdgas oder schwefelarmes Heizöl oder auf indirekte Trocknungsverfahren umzustellen. Durch den Einsatz spezieller Regelungstechniken sollte die Temperaturführung während der Trocknung im Hinblick auf die Schadstoffminimierung optimiert werden.

Die Arbeitsgruppe empfiehlt insbesondere, möglichst kurzfristig die Verwendung von Steinkohle, Braunkohle, Holzabfällen jedweder Art, Heizöl - ausgenommen schwefelarme Sorten - einzustellen. Die Verwendung von unbehandeltem abgelagertem Holz - ausgenommen harzhaltige Holzarten* - erscheint nach Auffassung der Arbeitsgruppe noch vertretbar unter der Bedingung einer am Ziel der Schadstoff-Minimierung orientierten anlagenspezifischen optimalen Prozessführung und prozessbegleitender Dokumentation.

*Harzhaltige Hölzer wurden wegen der Gefahr einer erhöhten PAK-Bildung ausgenommen. Da jedoch nach aktuellem Kenntnisstand davon auszugehen ist, dass der Übergang von PAK aus dem Futter in Gewebe und Erzeugnisse landwirtschaftlicher Nutztiere gering ist, erscheint diese Vorsichtsmaßnahme nicht mehr zwingend erforderlich (Oktober 2004).

Braunschweig 12. Februar 2003

gez. Dr. Hermann Hecht
(wissenschaftlicher Leiter der Arbeitsgruppe)

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