Geflügel
Hausgeflügel liefert dem Menschen seit über 4.000 Jahren Fleisch und Eier. In Deutschland ist das Haushuhn die häufigste Geflügelart. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Geflügelarten, die jedoch mit Ausnahme der Pute eher Nischen besetzen.
Während der Eierkonsum relativ stabil ist, nimmt der Appetit der Deutschen auf Geflügelfleisch seit Jahrzehnten zu, u.a. weil Geflügelfleisch im Vergleich zu anderen Fleischsorten günstiger angeboten wird.
Welche Bedeutung hat die Geflügelhaltung?
Deutschland ist nach Polen und Spanien der drittgrößte Produzent von Geflügelfleisch in der EU. Während die heimische Produktion den Inlandsverbrauch an Geflügelfleisch zu über 100 Prozent deckt, sind es bei Eiern nur 72 Prozent. Eier und Geflügel tragen rund acht Prozent zum Produktionswert der Landwirtschaft bei, im Jahr 2024 waren es rund 5,7 Milliarden Euro - 57 Prozent davon entfielen auf Geflügel.
Was wird gehalten?
Auf deutschen Geflügelhöfen dominiert mit weitem Abstand das Haushuhn. Daneben hat das Truthuhn, im Handel als Pute vermarktet, an Bedeutung gewonnen, die Bestandszahlen haben sich seit Anfang der 1990er Jahre mehr als verdoppelt. Auch Enten werden seit etwa zehn Jahren wieder häufiger gehalten, während die Gänsebestände abnehmen. Andere Geflügelarten wie Perlhühner, Strauße, Tauben, Wachteln oder Fasane werden nur in sehr geringen Stückzahlen gehalten.
Wie wird Geflügel gehalten?
Legehennen

Bei den Legehennen dominiert die Bodenhaltung. Die Tiere leben zumeist zu Zehntausenden in Volierensystemen mit mehreren Etagen. In einer Einstreu aus z. B. Stroh oder Hobelspänen können sie scharren, picken und staubbaden. Gut ein Fünftel der Legehennen werden in Freilandhaltung gehalten, hier haben die Hennen zusätzlich Auslauf ins Freie. 2024 wurden 12 Prozent aller Hennen in ökologischen Betrieben gehalten,
Die Haltung für bestehende Einrichtungen in sogenannter Kleingruppenhaltung ist noch bis Ende 2025 zulässig.
Heute werden überwiegend auf hohe Legeleistung spezialisierte Legehennen gehalten. Diese können über 300 Eier pro Jahr legen. Dabei gewinnen in der Zucht Merkmale der Gesundheit und Robustheit der Tiere an Bedeutung. Andererseits laufen Forschungen zu Kreuzungen zwischen modernen Legehennen und alten Hühnerrassen für die Ökoerzeugung.
Mastgeflügel
Bei Mastgeflügel, insbesondere Masthühnern und Puten, herrscht Bodenhaltung vor. Es werden auf hohe Gewichtszunahme und gute Futterverwertung spezialisierte Tiere eingesetzt.
Masthühner wiegen am ersten Tag ihres Lebens etwa 40 Gramm, fünf bis sieben Wochen später haben sie ihr Schlachtgewicht von eineinhalb bis zweieinhalb Kilo erreicht. Gemäß den tierschutzrechtlichen Vorgaben darf bei der Haltung von Masthühnern in Deutschland eine maximale Besatzdichte von 39 kg pro Quadratmeter nicht überschritten werden. In der Praxis bedeutet dies, dass sich gegen Ende der Mastzeit meist 16 bis 26 Tiere einen Quadratmeter Stallboden teilen.
In der ökologischen Hühnermast ist die Mastphase verlängert und dauert mindestens 81 Tage, rund 12 Wochen. Es ist auch die Haltungsform mit dem größten Platzangebot (mind. 21 kg bzw. ca. 8 Hühner pro Quadratmeter). Sobald sie groß genug sind, erhalten die Tiere zudem auch Zugang zum Grünauslauf – mindestens für ein Drittel ihrer Lebenszeit muss dieser gewährleistet sein. Diese und weitere Vorgaben regelt die EU-Öko-Verordnung.
Die Mast von Puten nimmt mehr Zeit in Anspruch. Hennen erreichen nach etwa 16 Wochen ihr Schlachtgewicht von rund zehn Kilo, die Hähne werden meist in 22 Wochen auf etwa 20 Kilo gemästet. Freiwillige Anforderungen zur maximalen Besatzdichte bei Mastputen finden sich in den "Bundeseinheitlichen Eckwerten für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen", die im März 2013 aktualisiert wurden. Für Putenhennen sind hiernach bis zu 52 kg pro Quadratmeter Stallfläche und bei Putenhähnen bis zu 58 kg pro Quadratmeter Stallfläche üblich. Für bestimmtes Nutzgeflügel und weitere Nutztierarten fehlen bislang konkrete tierschutzrechtlichen Mindestanforderungen an das Halten, so auch für Mastputen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat sich bereits mehrfach, auch in Zusammenarbeit mit weiteren EU-Mitgliedstaaten, an die Europäische Kommission gewandt und für harmonisierte Regelungen eingesetzt.
Im Bio-Bereich macht die der EU-Öko-Verordnung genaue Vorgaben für die Haltung von Puten. So sind – wie bei Masthühnern – mindestens 21 kg Lebendgewicht pro Quadratmeter vorgesehen, was am Ende der Mastphase etwa 2 Öko-Puten pro Quadratmeter entspricht. Wie allen anderen Bio-Tieren muss auch ihnen der Grünauslauf ermöglicht werden.