Antibiotika-Resistenz von MRSA-Bakterien und ESBL-bildenden Bakterien

Das BMEL nimmt das Auftreten Antibiotika-resistenter Keime wie etwa MRSA und ESBL-bildenden Bakterien in der Tierhaltung und der Lebensmittelkette sehr ernst. Ein Maßnahmenpaket soll die Resistenzentwicklung eindämmen.

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)

Diese Bakterien treten in der Humanmedizin vor allem in Krankenhäusern auf. Sie können Wundinfektionen, Atemwegsinfektionen und Blutvergiftungen verursachen, die dann aufgrund einer breiten Antibiotika-Resistenz nur schwer behandelbar sind.

Seit 2005 wird aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten über ein vermehrtes Vorkommen von vornehmlich an landwirtschaftliche Nutztiere adaptierte MRSA bei Tieren berichtet. Dies betraf zunächst Nachweise bei Schweinen. Zwischenzeitlich sind diese so genannten "livestock associated" (mit Nutztieren verbundenen) MRSA bei vielen Nutztierarten nachgewiesen worden und auch bei Hobbytieren anzutreffen. Der Kontakt zu Nutz- und Hobbytieren, die mit diesem Bakterium besiedelt sind, kann zu einer Übertragung auf den Menschen und dann zu einer Besiedelung des Menschen führen. Insbesondere Personen mit regelmäßigem und häufigen Tierkontakt in der Landwirtschaft können betroffen sein. Während diese Bakterien bei Menschen ohne Nutztierkontakt immer noch selten sind, können sie in den entsprechenden Berufsgruppen häufig sein.

ESBL-bildende Keime

Der Sammelbegriff ESBL (Extended-Spectrum Beta-Lactamases) fasst eine Gruppe von Enzymen zusammen. Bakterien, die diese Enzyme produzieren, werden dadurch unempfindlich (resistent) gegenüber wichtigen Antibiotika wie Aminopenicillinen (z.B. Ampicillin), Cephalosporinen (auch der dritten und vierten Generation) und Monobactamen.

Diese Resistenz lässt sich bei verschiedenen Bakteriengattungen nachweisen, insbesondere bei Darmbakterien, zu denen unter anderem Salmonellen, Klebsiellen und Escherichia coli gehören. Grundsätzlich muss von einer weiten Verbreitung ESBL-produzierender Bakterien bei Mensch und Tier und in der Umwelt ausgegangen werden. Die aktuelle Lage wird im Rahmen von Monitoringprogrammen in der Lebensmittelkette und in der Medizin eng verfolgt.

 

Maßnahmen des BMEL gegen die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen

Das Maßnahmenpaket des BMEL soll helfen, die Resistenzentwicklung einzudämmen. Es ist eingebettet in die bereits 2008 ins Leben gerufene Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie DART . Die DART wurde gemeinsam von den Bundesministerien für Gesundheit, für Bildung und Forschung sowie für Ernährung und Landwirtschaft entwickelt und 2015 als DART 2020 aktualisiert. Sie beschreibt den Bedarf, die Entwicklung und weitere Schlussfolgerungen und Maßnahmen gegen die Antibiotikaresistenz. Hauptprogrammpunkte der DART für den Bereich Lebensmittelkette, Tierhaltung und tierärztliche Tätigkeit sind:

  • das Antibiotikaminimierungskonzept zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes auf das therapeutisch notwendige Minimum
  • Erfassung der Antibiotikamengen in der Veterinärmedizin,
  • permanente Überwachung der Entwicklung der Antibiotika-Resistenzsituation sowie
  • verbesserte Information von Tierärzten, Landwirten und Verbrauchern.
  • Forschung, z.B. zur Maßnahmen, die zur Verringerung des Auftretens behandlungspflichtiger bakterieller Infektionserkrankungen führen.

Bei der Ausbreitung von resistenten Keimen wie z. B. ESBL-bildenden Bakterien und MRSA spielt - neben mangelhafter Hygiene im Krankenhaus, im Haushalt und auch im Tierstall - der Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin eine wichtige Rolle.

Verbraucherempfehlungen zum Schutz vor antibiotikaresistenten Bakterien

Verbraucherinnen und Verbraucher sollten zum Schutz gegen MRSA und ESBL-bildende Keime dieselben Hygieneregeln beachten, die auch für andere vom Tier oder vom Lebensmittel auf den Menschen übertragbare Krankheitserreger gelten. Dazu gehören:

  • Nach dem Kontakt mit Tieren auf jeden Fall die Hände mit Seife waschen. Dies gilt auch nach dem Kontakt mit Haustieren.
  • Lebensmittel, insbesondere Fleisch und Eier, vor dem Verzehr gut durchgaren.
  • Rohkost, wie zum Beispiel Salate, Sprossen, Gemüse und Obst vor dem Verzehr gründlich mit Trinkwasser waschen oder Obst und Gemüse schälen.
  • Unbedingt den direkten oder indirekten Kontakt von rohem Fleisch und rohen Eiern mit verzehrsfertigen Speisen, die später nicht mehr erhitzt werden, vermeiden. Bei der Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln die einschlägigen Hygieneregeln strikt einhalten, um die Keimbelastung so gering wie möglich zu halten.
  • Personen mit regelmäßigem Nutztierkontakt, sollten das medizinische Personal über die Möglichkeit informieren, dass sie mit MRSA besiedelt sind, wenn sie sich in ärztliche Behandlung begeben.

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