Die europäische Zusammenarbeit

Innerhalb Europas werden Waldthemen von mehreren Institutionen wahrgenommen. Diese sind innerhalb der EU und/oder innerhalb des gesamteuropäischen Forstministerprozesses "Forest Europe" aktiv.

Europäischer Forstministerprozess "Forest Europe"

Dem europäischen Forstministerprozess FOREST EUROPE gehören derzeit 46 Signatarstaaten in Europa an. Politische Entscheidungen zu grenzüberschreitenden aktuellen Themen werden alle vier bis fünf Jahre gefasst.

Im Oktober 2015 einigten sich die für Wald zuständigen Minister in Madrid auf eine Reihe von Beschlüssen zum Schutz der Wälder in Europa, so zu den Themen "Wald im Zentrum der Bioökonomie" und "Forstschutz in Europa im Wandel" sowie eine Entscheidung zur Reformierung und Stärkung des Prozesses FOREST EUROPE. Diese bilden die Basis für die Arbeit der nächsten fünf Jahre. Im Jahr 2020 wird Deutschland den Vorsitz übernehmen.

Aus Anlass der Konferenz wurde die neueste Ausgabe des gesamteuropäischen Waldberichts "State of Europe’s Forest" vorgelegt – ein Gemeinschaftswerk von Forest Europe mit FAO, das einen umfassenden Überblick über den Zustand der Wälder Europas und alle Aspekte der Umsetzung nachhaltiger Waldbewirtschaftung auf Basis der Daten nationaler Inventuren und Informationen liefert (weiterführende Informationen unter http://www.foresteurope.org/).

Im Dezember 2018 in Bratislava wurde auf Ebene der Experten Einigung über einen Entscheidungsentwurf zur Wiederaufnahme der Verhandlungen zu einer pan-europäischen Waldkonvention unter dem Dach der Vereinten Nationen erzielt. Vorausgesetzt die Signatarstaaten stimmen dem zu, wird ein entsprechender Antrag bei der FAO (Food and Agriculture Organization) in Rom und der UNECE (United Nations Economic Commission for Europe) in Genf vorgelegt werden, damit die 2014 ausgesetzten Verhandlungen unterstützt durch diese beiden Organisationen fortgesetzt und zügig finalisiert werden.

EU-Waldstrategie

Obgleich es keine förmliche Zuständigkeit der EU für eine gemeinsame europäische Forstpolitik gibt, werden EU-Aktivitäten in der internationalen Waldpolitik eng koordiniert. Auf EU-Ebene wird die Durchführung waldrelevanter Maßnahmen zwischen den Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission im Rahmen der EU-Waldstrategie vom September 2013 und den Ratsschlussfolgerungen dazu vom Mai 2014 abgestimmt. Darüber hinaus üben eine Reihe weiterer EU-Politiken Einfluss auf die Waldpolitik und die Waldbewirtschaftung in der EU aus, so zum Beispiel die Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt (Schutz der genetischen Ressourcen, der Arten und der Ökosysteme) oder die Beschlüsse zur Klimapolitik und zu den erneuerbaren Energien (30 Prozent weniger Kohlendioxid-Emissionen, 20 Prozent Bioenergieanteil bis 2020).

Die Bedeutung der EU-Waldstrategie liegt vor allem darin, diese vielfältigen und z.T. konträren Ansprüche an den Wald aus den verschiedenen EU-Politikbereichen wie z.B. Naturschutz, Energie, Klimaschutz und Wirtschaft miteinander in Einklang zu bringen. Zur konkreten Umsetzung wird ein Aktionsplan erstellt werden. Schwerpunkte sind z.B. die Bioökonomie, der Waldschutz sowie die Weiterentwicklung von Kriterien und Indikatoren für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Deutschland bringt sich direkt auf EU-Ebene ein und setzt nationale Maßnahmen im Rahmen der Waldstrategie 2050 um.

European Forest Institute

Das European Forest Institute (EFI) ist eine internationale Organisation mit Hauptsitz in Finnland und regionalen Büros in Barcelona, Bordeaux sowie seit August 2017 auch in Bonn sowie Projektzentren in Malaysia und China. Es wird getragen von 28 europäischen Zeichnerstaaten und hat circa 115 Mitgliedsorganisationen, meist aus dem wissenschaftlichen Bereich. Gemeinsam mit seinen Mitgliedern forscht EFI zu allen Aspekten von Wäldern. Die Arbeit reicht dabei von den ökologischen Grundlagen bis hin zur wirtschaftlichen Nutzung der Wälder.

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Zugleich unterstützt es die Kommunikation zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis und sorgt dafür, dass politische Entscheidungsträger erleichterten Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen bekommen. Das EFI bietet ein einzigartiges Forschungsnetzwerk und vielfältige Möglichkeiten für Kooperationen im Forstbereich aber auch darüber hinaus.

Der neue Standort des EFI-Büros in Bonn befindet sich am Platz der Vereinten Nationen mitten im UN-Campus. Damit ergänzt das EFI Bonn als Organisation mit dem Themenschwerpunkt Wald das Spektrum der internationalen Organisationen und Forschungseinrichtungen in Bonn, die sich mit Nachhaltigkeits- und Umweltfragen beschäftigen. Die Ansiedlung von EFI in Bonn wurde von der Bundesregierung, dem Land Nordrhein-Westfahlen sowie der Stadt Bonn aktiv unterstützt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat sich bereit erklärt, die Kosten für Miete und Grundversorgung der Liegenschaft für die nächsten zehn Jahre zu tragen und eine jährliche Grundfinanzierung für diesen Zeitraum zu gewährleisten.

Europaweite Zusammenarbeit bei der Steigerung der Widerstandsfähigkeit von nachhaltig bewirtschafteten Wäldern

Inhaltlich befasst sich EFI Bonn insbesondere mit dem Thema Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, der europäischen Wälder. Zur Durchführung dieser Arbeiten hat das Bundeslandwirtschaftsministerium mit dem EFI bereits Projekte im Wert von 1,6 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre vereinbart. So wird EFI Bonn in den nächsten Jahren eine europäische Anlaufstelle für Waldgefährdungen (Projekt SURE) aufbauen, grenzüberschreitende Risiken für Wälder einschätzen und Empfehlungen für geeignete waldbauliche und andere Maßnahmen zu deren Minimierung erarbeiten.

Ein weiteres vom BMEL gefördertes internationales Projekt (Informar) entwickelt derzeit in mehreren europäischen Ländern innovative und anwendungsorientierte Ansätze zur Verbesserung der Berücksichtigung von Naturschutzaspekten in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern

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