Waldbewirtschaftung durch Familien und dörfliche Gemeinschaften in Schwellen- und Entwicklungsländern
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und die UN-Welternährungsorganisation unterstützen ein gemeinsames Projekt für die eine eigenverantwortliche Waldbewirtschaftung in Schwellen- und Entwicklungsländern.
![Afrikanischer Bauer bei der Feldarbeit Afrikanischer Bauer bei der Feldarbeit](/SharedDocs/Bilder/DE/_Internationales/Bauer-Ghana.jpg?__blob=normal&v=3)
Mehr als 30 Prozent der Wälder in Entwicklungsländern werden von lokalen Volksgruppen, dörflichen Gemeinschaften oder ortsansässigen Familien besessen, bewirtschaftet und bewahrt. Die Bedeutung dieser Kleinwaldbewirtschaftung nimmt seit wenigen Jahren in immer mehr Tropenwaldländern, aber auch in China als Ergebnis der großangelegten Landreform, stark zu. Es ist das Ergebnis einer erweiterten Verfügungsfreiheit für Waldnutzungen, die diese Länder beispielsweise durch Landreformen, Ausweitung kommunaler Rechte oder die Schaffung neuer Nutzungsrechte immer größeren Bevölkerungsteilen einräumen.
Diese trägt weltweit zur Verbesserung der Lebensbedingungen, der Ernährung und der Einkommenssituation der Menschen in ländlichen Regionen bei. Denn Ernährung, Baustoffe und Haushaltswaren beziehen insbesondere die ärmsten Bevölkerungsteile oft direkt aus dem Wald. Zudem können sie Einkommensbeiträge aus Verkauf von Waldprodukten erzielen. Dem Grundprinzip "Schutz durch Nutzung" folgend, werden Waldzerstörungen auf diese Weise eingedämmt, da Überlebensperspektiven aufgezeigt und das Eigeninteresse an der Erhaltung der Wälder gefördert werden. Bemühungen zum Schutz der Wälder gerade in den abgelegensten Gebieten erhalten somit das notwendige "Rückgrat"
Allerdings leben und arbeiten Kleinwaldbesitzer standortbedingt oft weitgehend isoliert – sowohl untereinander als auch von Märkten, Infrastruktur und dem Zugang zu Informationen. Um ihnen und damit auch den Wäldern in der Landnutzungspolitik der Regierungen eine stärkere Stimme zu geben, sind freiwillige Zusammenschlüsse oder Kooperativen oftmals der Schlüssel zum Erfolg.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und die UN-Welternährungsorganisation (FAO) haben 2013 ein internationales Projekt zur Waldbewirtschaftung in Schwellen- und Entwicklungsländern gestartet, bei dem die Menschen, die von der Ressource Wald leben, im Vordergrund stehen. Zum Auftakt des Projekts fand eine Konferenz mit dem Titel "Strength in numbers" – auf Deutsch in etwa "Gemeinsam sind wir stark" –in Guilin im Süden Chinas statt. Rund 140 Teilnehmer aus Amerika, Asien, Afrika und Europa berieten darüber, wie die Rolle der forstlichen Selbsthilfeorganisationen weltweit gestärkt werden kann, um die Lebensbedingungen und die Ernährungssituation in den oft von Armut und Landflucht geprägten ländlichen Räumen zu verbessern. Private Waldbesitzer und Vertreter von Zusammenschlüssen aus vielen Teilen der Welt berichteten von ihren Erfahrungen aber auch Schwierigkeiten bei der Etablierung von regionalen Selbsthilfeorganisationen. Allein das Gastgeberland China hat in einer groß angelegten Landreform in den vergangenen fünf Jahren Waldbesitz an über 90 Millionen Familien übertragen. Parallel dazu haben sich auch 115.000 Kooperativen gebildet.
Im Laufe des Projektes sollen die weltweit bereits vorliegenden Erfahrungen aufbereitet, ausgetauscht und verbreitet werden. Das BMEL unterstützt das Vorhaben in den nächsten zwei Jahren mit einer Millionen Euro.
Das Projekt wird aus Anlass des „Carlowitzjahr“ 2013 gefördert zum Gedenken an das vor 300 Jahren von Hans Carl von Carlowitz in Sachsen erstmals umfassend beschriebene und eingeführte Konzept der nachhaltigen Waldbewirtschaftung.