Klimaschutz, Wald und Nutzung von Holz

Klimaschutz ist eine globale Herausforderung, der eine politische Priorität zukommt. Anders als bei lokalen Umweltproblemen werden Klimawirkungen (positive wie negative) unabhängig davon wirksam, in welchem Sektor und in welcher Region der Welt sie erzielt werden.

Ohne den Beitrag der Wälder weltweit kann die Klimaerwärmung nicht aufgehalten werden. Als eine der kosteneffektivsten Klimaschutzmaßnahmen bezeichnet der Weltklimarat die nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Die Walderklärung von Kattowitz unterstreicht die Bedeutung der Wälder und der Verwendung von Holz

Anlässlich der Klimakonferenz in Kattowitz einigte sich die Staatengemeinschaft am 12.12.2018 auf eine umfassende Walderklärung. Mit Bezug auf die waldbezogenen Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens unterstreicht die Erklärung die Bedeutung der Wälder und der Holverwendung für den Klimaschutz und stellt sie in den Kontext anderer internationaler Ziele und Beschlüsse mit Waldbezug.

Das Erfüllen aller Ziele könne nur durch eine multifunktionale Waldbewirtschaftung erreicht werden. Dies ist eine Bewirtschaftung, die alle Waldziele wie Kohlenstoffspeicherung, Arten- und Bodenschutz, Rohstoffgewinnung, Erholung, Ernährung (insb. in den Tropen) u.v.m. berücksichtigt und zu einem Ausgleich bringt.

Welchen Beitrag leisten Wald und Holz zum Klimaschutz?

Wald und Holzprodukte sind Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufes. In der Biomasse der nachhaltig bewirtschafteten Wälder Deutschlands sind rund 1169 Millionen Tonnen Kohlenstoff langfristig gespeichert. Zusätzlich bindet der deutsche Wald durch den Zuwachs der Waldbäume jedes Jahr weitere 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid. In den geernteten und weiterverarbeiteten Holzprodukten werden weitere 4 Millionen Tonnen Kohlendioxid je Jahr langfristig festgelegt, z.B. in Möbeln und Hausbau.

Zusätzliche Verstärkung erfährt diese positive Klimawirkung von Wald und Holz durch den so genannten Substitutionseffekt, der zu vermiedenen Emissionen führt.

  • Zum einen wird bei der Herstellung von Holzprodukten (zum Beispiel Möbel oder Bauelemente) weniger Energie benötigt als bei vergleichbaren Produkten.
  • Zum anderen kann Holz als Energieträger, z.B. in modernen Pelletheizungen, fossile Energieträger ersetzen.

Studien des Europäischen Forstinstitutes (EFI) zeigen, dass auf EU-Ebene, konkrete Anreizsysteme vorausgesetzt, 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr zusätzliche Minderungsleistung im Forstbereich möglich wären. Damit wäre ein Klimaeffekt des Waldes, einschließlich Holznutzung, zu erreichen, der gleichbedeutend mit 22 Prozent der derzeitigen CO2-Gesamtemission der EU ist.

Eine Voraussetzung für die Verwirklichung dieses Potentials ist, dass die Wälder weiter nachhaltig und unter Berücksichtigung aller ihrer Schutz- Nutz- und Sozialfunktionen bewirtschaftet werden. Dies ist mit Blick auf die 5,6 Prozent der deutschen Wälder, die derzeit bereits vollständig aus der Nutzung genommen sind, z.B. für Naturschutzgebiete oder Nationalparks, in den Abwägungen zur künftigen Waldpolitik in Deutschland zu berücksichtigen.

Die Klimaschutzwirkung von Wäldern im europäische Rahmenwerk für Klimaschutz

In der Europäischen Union zählt der Klimaschutz zu den politischen Schwerpunkten. Bereits 2009 haben die Staats- und Regierungschefs der EU das Ziel ausgegeben, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Das Treibhausgas-Minderungsziel für die gesamte Wirtschaft der EU sieht für 2030 eine Reduktion von 40 Prozent gegenüber dem Emissionsniveau von 1990 vor. Auch der Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF) soll dabei in den Klimaschutzrahmen bis 2030 einbezogen werden.

Wälder und deren Bewirtschaftung (letzteres über die Holzprodukte) binden jährlich über elf Prozent der gesamten EU-Emissionen. Den nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in der EU kommt also eine wichtige Rolle zur Erreichung der EU-Klimaziele bis 2030 sowie der im Übereinkommen von Paris enthaltenen Klimaneutralität als Langfristziel zu. Daher haben sich der Rat der EU-Mitgliedstaaten und das EU-Parlament im Dezember 2017 auf eine umfassende Verordnung(LULUCF-Verordnung) geeinigt, die den Wäldern und Böden in der EU eine zentrale Rolle in der Erreichung des im Übereinkommen von Paris verankerten Langfristziels bescheinigen. Durch die Verordnung entstehen neue Anreize für zusätzliche Anstrengungen im Klimaschutz, zum Beispiel durch verstärkte stoffliche Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft im Bau, im Alltag oder in ganz neuen Anwendungsbereichen. Als hierfür wichtiges Dialogforum in Deutschland hat das BMEL die Charta für Holz 2.0 initiiert.

Wald im Klimaübereinkommen von Paris

In Paris wurde 2015 ein völkerrechtlich verbindliches Klimaübereinkommen mit dem langfristigen Ziel vereinbart, in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts Klimaneutralität der weltweiten Wirtschaft zu erreichen.

Damit liegt ein langfristiger und verlässlicher Handlungsrahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor. Inhaltlich umfasst das Klimaübereinkommen von Paris auch die den Wald betreffenden Elemente wie die Eindämmung der Entwaldung, nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Anerkennung von Holz und Holzprodukten als zusätzliche Kohlenstoffspeicher oder Substitut für fossile Rohstoffe. Erstmals sind damit alle den Wald und den Rohstoff Holz berührenden Beiträge zum Erhalt des Weltklimas in einem Abkommen gewürdigt, das für alle Staaten der Erde gilt. Die Vertragsstaaten werden durch das Klimaübereinkommen aufgefordert, diese positive Klimawirkung von Wäldern, nachhaltiger Waldbewirtschaftung und Holznutzung (in der "Klimasprache": Kohlenstoffsenken und Reservoirs) zu erhalten und auszubauen.

Die Klimawirkung des Waldes außerhalb Europas

Die Rodung und Zerstörung von Wald, insbesondere in den Tropen, ist nach dem Energiesektor die zweitgrößte Ursache für vom Menschen verursachte Treibhausgase in der Atmosphäre. Da die globalen Gesamtemissionen in den letzten Jahren gestiegen sind, verminderte sich der rechnerische Anteil der Emissionen aus nicht-nachhaltiger Waldnutzung in den letzten Jahren von ehemals knapp 20 Prozent auf nunmehr 12 Prozent. Diese 12 Prozent der globalen Kohlendioxidemissionen könnten durch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung vermieden werden. Dazu ist es erforderlich, dass entsprechende Rahmenbedingungen und Anreize für den Waldschutz geschaffen werden, die weit über finanzielle Hilfen hinausgehen. "Schutz durch Nutzung" ist dabei der Schlüssel, das heißt nicht alle Waldflächen von jeglicher Nutzung auszuschließen. Die Waldwirtschaft muss vielmehr – auch in den Tropen – alle ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen der Wälder als tragendes Landschaftselement sichern. Zudem tragen die Wälder zur Ernährungs- und Einkommenssicherung insbesondere der ärmeren Landbevölkerung bei und leisten wichtige Beiträge zur Versorgung mit dem lokal wie global weiter bedeutenden Zukunftsrohstoff Holz. Ziel muss es sein, die fortschreitende Rodung von Wäldern, insbesondere von Naturwäldern, zugunsten ökonomisch attraktiverer Landnutzungen wie für Soja, Palmöl oder die Rinderhaltung zu stoppen. Der Unterstützung von waldnahen Siedlern und Kleinbauern (smallholders), u.a. durch Sicherung von Landrechten, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

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