Wälder für Menschen
Zwischen 2015 und 2020 lag der weltweite Verlust an Naturwaldfläche – hauptsächlich Tropenwald - gemäß Erhebungen der FAO (United Nations Food and Agriculture Organisation) bei rund 10 Millionen Hektar pro Jahr.
Die Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung der Tropenwälder ist aufgrund der Bedeutung der Wälder für das Klima, den Naturhaushalt und das Leben der Menschen eine zentrale Herausforderung der internationalen Staatengemeinschaft. Zwischen 2015 und 2020 lag der weltweite Verlust an Naturwäldern (auch „Primärwälder“ genannt, da nicht aus Aufforstung durch den Menschen hervorgegangen) – hauptsächlich Tropenwald - gemäß Erhebungen der FAO (United Nations Food and Agriculture Organisation) bei rd. 10 Millionen Hektar pro Jahr (zum Vergleich: die Waldfläche Deutschlands beträgt rd. 11 Millionen Hektar). Erhebliche Flächen werden allerdings wiederaufgeforstet oder bewaldeten sich auf natürliche Weise wieder.
Die Hauptursachen der Tropenwaldzerstörung sind Umwandlungen in andere Landnutzungsformen, so zum Beispiel für die Palmöl-, Soja- oder Fleischproduktion, Waldbrände (oft auch durch menschliches Tun verursacht) oder eine nicht nachhaltige oder gar illegale Holznutzung. Letztere, die oftmals zur Verschlechterung des Waldzustandes führt, ist oft nur der erste Schritt, dem sodann die komplette Räumung und Umwandlung in Landwirtschaft folgt.
Bedeutung der Wälder für die Menschen vor Ort
Weltweit sind etwa 1,6 Milliarden Menschen direkt von Wäldern abhängig. Mehr als 30 Prozent der Wälder in Entwicklungsländern werden von lokalen Volksgruppen, dörflichen Gemeinschaften oder ortsansässigen Familien besessen, bewirtschaftet und bewahrt. Die Bedeutung dieser Kleinwald-Bewirtschaftung nimmt seit Jahren zu, da in immer mehr Tropenwaldländern, aber auch in China als Ergebnis der großangelegten Landreform den am und im Wald lebenden Bevölkerungsteilen erweiterte Nutzungsrechte für Waldnutzungen eingeräumt werden.
Diese Entwicklung trägt weltweit zur Verbesserung der Lebensbedingungen, der Ernährung und der Einkommenssituation der Menschen in ländlichen Regionen bei. Denn es sind meist gerade die ärmsten Bevölkerungsschichten, die von Wäldern abhängig sind, aus denen sie Nahrung, Medikamente, Baumaterial Haushaltswaren und Energie direkt beziehen. So sind nahezu drei Milliarden Menschen derzeit weltweit auf Feuerholz, Holzkohle und Tierdung als Quelle für das Heizen und Kochen angewiesen. Zudem können aus dem Verkauf von Waldprodukten Einkommensbeiträge erzielt werden. Dem Grundprinzip "Schutz durch Nutzung" folgend, werden Waldzerstörungen auf diese Weise eingedämmt, da Überlebensperspektiven aufgezeigt und das Eigeninteresse an der Erhaltung der Wälder gefördert werden. Auch agroforstliche Ansätze, das heißt Pflanzungen wertvoller Baumarten in ansonsten landwirtschaftlich genutzten Landschaften, können solche wichtigen Ergänzungsbeiträge liefern.
Allerdings leben und arbeiten Kleinwaldbesitzer standortbedingt oft weitgehend isoliert – sowohl untereinander als auch von Märkten, Infrastruktur und dem Zugang zu Informationen. Um ihnen und damit auch den Wäldern in der Landnutzungspolitik der Regierungen eine stärkere Stimme zu geben, sind freiwillige Zusammenschlüsse oder Kooperativen oftmals der Schlüssel zum Erfolg.
Agroforst-Projekt in Sambia
In ländlichen Gebieten Sambias leben 7 von 16 Millionen Einwohnern unterhalb der Armutsgrenze und hängen direkt oder indirekt vom Wald ab, d.h. zur Gewinnung von Holz besonders für Energiezwecke (Holzkohle) aber auch Nichtholzprodukten (z.B. Honig, Blätter und Früchte, Pilze) für die Sicherung ihres Lebensunterhalts. Die Entwaldungsrate in Sambia ist durch unkontrollierte Übernutzungen die höchste in ganz Afrika und die fünfthöchste weltweit. Die Waldbedeckung Sambias ist bereits extrem stark zurückgegangen von 81% der gesamten Landbedeckung Mitte der 70iger Jahre auf 42% im Jahr 2003.
In Folge dieser Entwicklung wurde in Sambia das Potential von Agroforstwirtschaft erkannt, um den Nutzungsdruck auf die Wälder zu verringern. Im Rahmen dieser Bewirtschaftungsform wird eine Erhöhung oder zumindest Beibehaltung der landwirtschaftlichen Produktivität (Bäume zur Beschattung sowie Zweige und Blätter als Dünger) bei gleichzeitiger Produktion von Holz- und Nichtholzprodukten (insbesondere die wichtige Holzkohle) auf landwirtschaftlicher Fläche angestrebt.
Das BMEL hat in den Jahren 2017 bis 2020 ein Projekt mit 1,8 Millionen Euro unterstützt, das den Aufbau eines Trainingszentrums zur Agroforstwirtschaft in der Ostprovinz Sambias zum Ziel hatte. Sowohl in diesem Zentrum selbst sowie dezentral über so genannte Lead Farmers wird das nötige Know-how bei den Bauern verbreitet. Es ist vorgesehen, der Aufbauphase ein weiteres Projekt folgen zu lassen, um das Zentrum und seine Wirkungen zu konsolidieren und eine Tragfähigkeit aus Landesmitteln sicherzustellen.
Ernährung aus Wäldern
Der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt ist die Rolle, die insbesondere tropische Wälder für die Ernährung spielen. Ein klares Bild davon zeichnen lokale und regionale Märkte in den Tropen, wo zahlreiche Baum- und Strauchfrüchte oder Produkte daraus teilweise sehr präsent sind. Einige dieser Produkte gelangen auch auf die Märkte hierzulande, meist ohne dass deren "Waldherkunft" bekannt ist. Nur bei prominenten Vertretern, wie dem Kakao ist dies oft noch klar. Aber wer weiß schon, dass beispielsweise die beliebten Cashews aus tropischen Wäldern stammen?