Statement von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zur World Food Convention des Tagesspiegels in Berlin

Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner hat am 26. Juni 2018 die zweite World Food Convention des Tagesspiegels mit einer Grundsatzrede zum Thema "Landwirtschaft als Schlüssel für Ernährungssicherung" in Berlin eröffnet. In ihrer Rede betonte sie, welche Rolle der Landwirtschaft nicht nur bei der Ernährungssicherung, sondern auch in der Friedens- und Klimapolitik zukommt:

  • "Noch immer haben 815 Millionen Menschen auf der Welt nicht genug zu essen.
  • Eine unbegreifliche Zahl, eine inakzeptable Zahl. Die Folgen des Klimawandels machen uns zunehmend zu schaffen. Wir haben Dürren mit Ernteausfällen von teils biblischen Ausmaßen.
  • Die Folgen der Migration sind im Hinblick auf die Ernährungssicherung unabsehbar. Mehr als 65 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht. Vor Krieg, vor Hunger. Aber auch vor Perspektivlosigkeit.
  • Auch der Kampf um Ressourcen wie Wasser, Land und Energie wird sich durch den Klimawandel, durch Wirtschaftskrisen und durch Konflikte weiter verschärfen.
  • Ein leerer Magen findet keinen Frieden.
  • Anfang 2017 meldeten die Vereinten Nationen, dass in vier Ländern über 20 Millionen Menschen von einer Hungerkatastrophe bedroht seien.
  • Krieg und Hunger bilden eine unheilige Allianz.
  • Wenn uns Stabilität und Frieden wichtig sind, dann müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen vor allem eines haben: eine gesicherte, angemessene Lebensperspektive in ihrer Heimat und ausgewogene Ernährung.
  • Und genau hier kommt die Landwirtschaft ins Spiel. Da kommt mein Ministerium ins Spiel.
  • Denn der entscheidende Schlüssel für die Sicherung der Welternährung liegt in einer leistungsfähigen, lokal angepassten, nachhaltigen Landwirtschaft.
  • Und viele Länder, in denen Menschen hungern, haben landwirtschaftlich ungenutztes Potenzial. Große Flächen liegen brach. Oder werden nicht effizient genug genutzt.
  • Während in Deutschland zum Beispiel rund 9000 Kilogramm Mais pro Hektar geerntet werden, sind es in Äthiopien nur 2700 Kilogramm.
  • Knapp 40 Prozent der Fläche Äthiopiens könnten für die Landwirtschaft genutzt werden. Tatsächlich sind es nur 15 Prozent.
  • Landwirtschaft ist wieder fester Bestandteil der Arbeit der Bundesregierung mit Afrika, aber auch mit Entwicklungsländern anderer Kontinente geworden.
  • Wir unterstützen dort die Erarbeitung von Know-how für die Politikberatung. Und darauf aufbauend unterstützen wir den Transfer dieses Know-hows. Zum Beispiel, indem wir Ernährungsschulungen in afrikanischen Ländern für Multiplikatoren wie Hebammen oder Erzieher finanzieren.
  • Oder indem wir ausgewählte Partnerländer in Europa, Afrika, Asien und Südamerika beim Aufbau einer effizienten und ressourcenschonenden Land- und Ernährungswirtschaft unterstützen.
  • Mit Äthiopien, Indien und der Mongolei arbeiten wir zusammen an der Verbesserung der Saatgutwirtschaft und des Sortenwesens. Landwirte bekommen zum Beispiel Leitfäden, wie sie Saatgut vermehren.
  • Dabei nutzen wir gezielt die Expertise des deutschen Agrarsektors. Wir bringen Experten aus Verwaltungen, Verbänden, Fachkreisen, Wissenschaft und Bildungseinrichtungen mit ihren Counterparts in den Partnerländern zusammen.
  • In Äthiopien, Sambia, Marokko, China, der Ukraine und Kasachstan bilden wir Fach- und Führungskräfte über moderne, angepasste Methoden der Landbewirtschaftung fort.
  • In Brasilien, Argentinien und der Türkei unterstützen wir die Verbandsstrukturen und Managementkapazitäten landwirtschaftlicher Genossenschaften.
  • Gleichzeitig blicken wir in die Zukunft. Indem wir Forschung fördern.
  • Ein gutes Beispiel sind Forschungsprojekte meines Ministeriums im breiten Themenfeld "Nutrition", die wir mit insgesamt 8 Millionen Euro fördern.
  • Ziel ist, die Landwirtschaft besser auszurichten: Auf die Ernährungsgewohnheiten der Menschen vor Ort und eine gesunde Ernährung.
  • Darauf aufbauend fördert mein Ministerium mit weiteren 3,5 Millionen Euro weitere Forschungsprojekte, um die Ernährung durch innovative Verarbeitung zu verbessern und Nachernteverluste zu minimieren.
  • Unser "Global Forum for Food and Agriculture", zu dem jedes Jahr im Rahmen der Internationalen Grünen Woche mehr als 70 Landwirtschaftsminister aus der ganzen Welt anreisen, will ich deshalb weiterentwickeln. In der Wirtschaftspolitik haben wir Davos, in der Sicherheitspolitik die Münchener Sicherheitskonferenz. Auf dieses Level wollen wir das Global Forum in Berlin heben. Damit sich die zentrale Bedeutung der Landwirtschaft bei der Bewältigung der weltweiten Herausforderungen widerspiegelt.
  • Denn nur so, gemeinsam und in einem multilateralen Rahmen, können wir die großen internationalen Herausforderungen meistern, vor denen wir stehen."

Erschienen am im Format Interview

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