Wald ist wichtiger Erholungsraum

Bundesministerin Julia Klöckner im Interview mit dem "Holzzentralblatt"

Frage: In welche Richtung zielt Ihre Politik in Sachen Wald und seiner nachhaltigen Bewirtschaftung?

Julia Klöckner: Für mich ist der Wald ein ganz wichtiger Erholungsraum, ich gehe gerne in den Wald, für mich riecht es dort immer ein bisschen nach Kindheit. Schulausflüge gingen meistens in den Wald. Der Wald ist zugleich auch ein großer wirtschaftlicher Faktor. Eine besondere Rolle spielen dabei natürlich die Waldeigentümer und die Förster, die sich seit Generationen verantwortungsvoll um den Wald kümmern, ihn entwickeln und vor allem auch pflegen. Das möchte ich nochmal deutlich betonen: Erst sie haben den deutschen Wald zu dem gemacht, was er heute ist. Ein hochproduktives Ökosystem, das nicht nur Einkommen sichert und Arbeit in den ländlichen Räumen schafft, sondern gleichzeitig auch Heimat vieler bedrohter und Tier- und Pflanzenarten ist. Außerdem sind der Wald und die Holzverwendung einer unserer besten Klimaschützer. Als Ministerin ist es mir deshalb besonders wichtig, die "Waldstrategie 2020" als zentrale Leitlinie fortzuführen, ergänzt durch den Gedanken der Biodiversität, und das möchte ich zu einer "Waldstrategie 2050" weiterentwickeln. Mit der "Charta für Holz 2.0" wollen wir unsere auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Forstpolitik weiter ausbauen. Im Rahmen aller Aktivitäten gegen die Klimaveränderungen muss die Forst- und Holzforschung zukünftig ein Schwerpunkt der öffentlichen Forschungsförderung sein. Mein Ziel ist es, mich zudem für eine Pan-Europäische Waldkonvention stark zu machen.

Frage: Sie haben die Funktion des Waldbeauftragten der Bundesregierung eingeführt. Was erhoffen Sie sich davon und ist geplant, auf längere Frist diesen Weg weiter zu gehen, zum Beispiel in Richtung einer Art Bundesamt für Forstwirtschaft/Wald?

Julia Klöckner: Der Waldbeauftragte unterstützt mein Ministerium bei der Weiterentwicklung einer langfristigen Strategie für den Wald sowie bei der Waldbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Da geht es um einen Generationen übergreifenden Dialog zum Wald und zu seiner nachhaltigen Bewirtschaftung. Wir sind außerdem dabei, ein Kompetenz- und Informationszentrum Der Waldbeauftragte unterstützt mein Ministerium bei der Weiterentwicklung einer langfristigen Strategie für den Wald sowie bei der Waldbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Da geht es um einen Generationen übergreifenden Dialog zum Wald und zu seiner nachhaltigen Bewirtschaftung. Wir sind außerdem dabei, ein Kompetenz- und Informationszentrum

Frage: Gerade haben Sie bekannt gegeben, dass Sie Ihr Ministerium umstrukturieren werden. Dazu hieß es auch, dass dabei das Politikfeld Wald und Holz gestärkt werden soll. Was ist dazu konkret geplant?

Julia Klöckner: Die Bezeichnung der für Forstfragen zuständigen Abteilung fünf in meinem Ministerium lautet "Wald, Nachhaltigkeit, Nachwachsende Rohstoffe". Damit erhält dieser Aufgabenbereich einen bedeutenden Stellenwert. Wir stärken außerdem dieses so wichtige Politikfeld durch das Kompetenz- und Informationszentrum Wald und Holz. Mir geht es darum, dass wir mit diesem neuen Zentrum eine wichtige Anlaufstelle bieten. Wir haben in Deutschland eine Vielzahl von exzellenten forstlichen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, deren Ergebnisse aber leider allzu oft in Schubladen nahezu unbemerkt verschwinden. Die Forschungsergebnisse kommen in den Betrieben zu wenig an. Evidenzbasierte Fakten zu Wald, Forstwirtschaft und Holzverwendung kommen auch in der Gesellschaft kaum an. Wir wollen die Lücken des Wissenstransfers schließen. Das wird eine der zentralen Aufgaben des Zentrums sein, und genau hier liegt eine große Chance der Einrichtung.

Frage: Bei den durch den außergewöhnlich trockenen Sommer in wirtschaftliche Bedrängnis geratenen Bauern haben Sie entschlossen gehandelt. Auch Waldbesitzer, denen z.B. ihre Kulturen vertrocknet sind, könnten sicher Hilfe gebrauchen. Wie kann Ihr Ministerium hier auf Bundesebene helfen?

Julia Klöckner: Die Witterung des Sommers 2018 mit extremer Hitze und lang anhaltender Trockenheit wird sicherlich erhebliche Auswirkungen auf die Wälder haben. Schäden durch Ausfall von Forstkulturen, durch Brände und Insektenbefall sind bereits jetzt erkennbar. Hinzu kommt, dass durch die Stürme des vergangenen Jahres und von Januar dieses Jahres bereits große Mengen von Schadholz angefallen sind, die die Situation verschärfen. Das gesamte Ausmaß der Schäden kann jedoch erst mit deutlicher Zeitverzögerung und in Abhängigkeit vom weiteren Witterungsverlauf abschließend bewertet und beziffert werden. Überstürztes Handeln hilft hier niemandem. Wir werden deshalb gemeinsam mit den Ländern prüfen, ob bestehende Fördermaßnahmen zur Anpassung von Wald und Forstwirtschaft an den Klimawandel sowie zu Hilfen bei der Bewältigung von Auswirkungen des Klimawandels ausreichend sind oder eventuell angepasst und erweitert werden sollten. Ich will das Thema auf der Agrarministerkonferenz Ende September erörtern.

Frage: An welchen großen, den Wald und seine Eigentümer betreffenden Themen, arbeitet Ihr Haus aktuell?

Julia Klöckner: Ich konnte mir in dieser Woche selbst ein Bild von der Lage in einem betroffenen Forstbetrieb machen. Und die Bilder von den Waldbränden in der Nähe von Potsdam sind uns allen noch sehr präsent. Mir liegt aber auch am Herzen, wie der Wald von unserer Bevölkerung wahrgenommen wird: Die allermeisten Bürgerinnen und Bürger erleben den Wald vor allem als Raum für Erholung, Naturerleben und Gesundheit. Tägliche Waldbesuche sind für viele ein Stück Lebensqualität. Dies greifen wir auf den "Deutschen Waldtagen 2018" im September unter dem Motto "Wald bewegt" und mit der vergangenes Jahr eingerichteten Bundesplattform Wald – Sport, Erholung, Gesundheit prominent auf. Für mich ist auch der Klimawandel ein übergeordnetes Thema: Nur wenn der Wald stabil und leistungsfähig bleibt, kann er auch künftig die vielfältigen Anforderungen aus den unterschiedlichen Bereichen erfüllen. Nur ein gesunder Wald kann zum Beispiel die von ihm erwarteten Klimaschutzleistungen erbringen. International setze ich mich für die verbesserte Förderung einer nachhaltigen Walbewirtschaftung ein. Ohne sie sind die globale Walderhaltung, das Erreichen der Klimaziele und die Rohstoffsicherung für einen weiter steigenden globalen Holzbedarf nicht machbar. Die deutsche Forstwirtschaft ist da Vorreiter und kann dies unterstützen. Wir wollen aber auch klare internationale Regeln, wie gesagt am besten in Gestalt einer eigenständigen Waldkonvention. Diese Legislaturperiode wird vor allem von meinem Bemühen um eine "Waldstrategie 2050" geprägt sein, in der die verschiedenen Anliegen an den Wald und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung – unter Berücksichtigung der drei Säulen der Nachhaltigkeit "Ökonomie, Ökologie und Soziales" – austariert sind und die Multifunktionalität des Waldes so abgebildet wird, wie es die Menschen von uns erwarten, die vom Wald leben oder den Wald als Lebensraum schätzen.

Quelle: Holzzentralblatt vom 7. September 2018

Erschienen am im Format Interview

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