Özdemir betont Rolle des Rechts auf Nahrung als fundamentales Menschenrecht
Auf der Eröffnung der "Politik gegen Hunger"-Konferenz hat Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, die Bedeutung des Rechts auf Nahrung als fundamentales Menschenrecht hervorgehoben. Sie können den Bundesminister wie folgt zitieren:
"Der Zugang zu angemessener Nahrung ist eine zentrale Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben in Würde rund um den Globus. Ein selbstbestimmtes Leben in Würde – für uns hier ist das selbstverständlich, für viele Menschen in vielen Regionen der Welt aber immer noch nicht möglich. Denn jeder zehnte Mensch auf unserem Globus hungert. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung hat keinen zuverlässigen Zugang zu ausreichender Ernährung. Und diese Situation wird noch verschärft durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine."
Weiter bekräftigte Bundesminister Özdemir hinsichtlich der Notwendigkeit der Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme: "Auf die Frage, wie wir das Menschenrecht auf angemessene Nahrung angesichts dieser dramatischen Situation verwirklichen wollen, brauchen wir zwei Antworten – eine kurzfristige und eine langfristige. Die kurzfristige Antwort liegt auf der Hand: Humanitäre Hilfe, wo es nur geht – sowohl um Menschenleben zu retten, als auch um die betroffenen Regionen zu stabilisieren. Aber nur kurzfristige Hilfe und Geld allein werden Hunger und Fehlernährung nicht dauerhaft aus der Welt schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine grundlegende Transformation unserer Agrar- und Ernährungssysteme mit langfristiger Wirkung. Diese Transformation wird jedoch nur erfolgreich umzusetzen sein, wenn wir die Rechte der Betroffenen konsequent berücksichtigen. Das bedeutet, wir müssen stets das individuelle Recht auf ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben, faire gesellschaftliche Teilhabe sowie verantwortungsvolles Regierungshandeln beachten."
Das vollständige Redemanuskript des Bundesministers finden Sie hier. Bitte beachten Sie: Es gilt das gesprochene Wort!
Die "Politik gegen Hunger"-Konferenz bringt Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung, Internationalen Organisationen, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft sowie der Wissenschaft mit dem Ziel zusammen, Leitlinien für die Transformation von Lebensmittelsystemen aus einer Menschenrechtsperspektive zu erarbeiten. An der Konferenz nehmen unter anderem auch Gabriel Ferrero, Vorsitzender Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen und Konferenzvorsitzender, Beth Bechdol, Stellvertretende Generaldirektorin, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sowie Michael Fakhri, UN-Berichterstatter für das Recht auf angemessene Nahrung teil.
Diese können Sie wie folgt zitieren:
Gabriel Ferrero, Vorsitzender Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen und Konferenzvorsitzender: "Auch vor dem Hintergrund dessen, dass sich – hervorgerufen durch Krieg, Klimawandel und die Pandemie – derzeit verschiedene Krisen überschneiden, ist der Ausschuss der Vereinten Nationen für Welternährungssicherheit (CFS) weiterhin das ideale Forum für Regierungen und sämtliche betroffenen Akteure, um sich über politische Leitlinien für die Transformation der Ernährungssysteme abzustimmen. Das Recht auf Nahrung ist und bleibt die DNA des CFS und die Grundlage seiner Arbeit."
Beth Bechdol, Stellvertretende Generaldirektorin, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO): "Es ist das Grundrecht eines jeden Menschen, sichere, nährstoffreiche und angemessene Nahrung in ausreichender Menge zur Verfügung zu haben, um ein gesundes und aktives Leben zu führen... was bedeutet, dass niemand hungrig zu Bett gehen sollte. Leider jedoch handelt es sich bei denjenigen, die sich selbst oder ihre Familie nicht ernähren können, allzu häufig genau um die Menschen, von denen erwartet wird, dass sie die Welt ernähren – nämlich um Landwirtinnen und Landwirte. Deshalb müssen wir uns gemeinsam auf langfristigere Lösungen für die grundlegenden Ursachen von Risikoanfälligkeiten konzentrieren und den Landwirtinnen und Landwirten Hilfsmittel unmittelbar an die Hand geben."
Michael Fakhri, UN-Berichterstatter für das Recht auf angemessene Nahrung: "Seitdem die Pandemie offiziell beendet ist, hat sich die Ernährungskrise verschärft. Davon, wie die Länder auf die Ernährungskrise reagieren, wird abhängen, wie sich die Ernährungssysteme in den kommenden Jahrzehnten wandeln werden; doch ohne internationale Abstimmung wird kein nationaler Ernährungsplan gelingen. Aber es besteht Hoffnung. Im vergangenen Jahr haben Länder weltweit endlich erkannt, dass das Recht auf Nahrung ein Schlüssel zur Bewältigung der Ernährungskrise und zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit ihrer Ernährungssysteme ist. Jetzt ist es an der Zeit, dieser politischen Entschlossenheit Taten folgen zu lassen. Das Recht auf Nahrung ist der einzige Weg, der Krise mit global abgestimmten Maßnahmen entgegenzutreten und strukturelle Herausforderungen zu meistern."
Hintergrund:
Das Recht auf Nahrung ist ein fundamentales Menschenrecht. 2021 litten jedoch weltweit bis zu 828 Millionen Menschen an Hunger. Die Folgen der Klimakrise, des Biodiversitätsverlusts und der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sind Treiber für Ernährungsunsicherheit und Hunger in der Welt. Um das Menschenrecht auf Nahrung umzusetzen, braucht es eine Transformation der globalen Agrar- und Ernährungssysteme – diese müssen nachhaltiger, widerstandsfähiger und gerechter werden.
Vom 27. bis 28. Juni 2023 lädt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zur "Politik gegen Hunger"-Konferenz ein, die unter dem Leitthema "Menschenrechtsbasierte Ansätze für die Transformation von Ernährungssystemen" steht. Die gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse und Empfehlungen der Konferenzteilnehmer werden z.B. im Rahmen der Agenda 2030, der Folgemaßnahmen zum Ernährungsgipfel der Vereinten Nationen und der Arbeit im Ausschuss der Vereinten Nationen für Welternährungssicherheit sowie in die nationale Politikgestaltung einfließen.