Vielen Menschen ist vermutlich nicht bewusst, welches Risiko Schweinezuchtbetriebe eingehen, um die notwendige genetische Variabilität ihres Bestandes aufrechtzuerhalten. Üblicherweise werden Jungsauen aus anderen Betrieben dazugekauft. Doch mit jedem fremden Tier geht die Gefahr einher, sich Krankheiten in den eigenen Tierbestand hereinzuholen. Mittlerweile sind deshalb viele der Schweinezuchtbetriebe dazu übergegangen, sich eigene Zuchtsauen zu züchten. Hierbei konnten sie bislang nur auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen.

Unterschiedliche Informationsquellen miteinander verbinden

Dabei könnten die Züchterinnen und Züchter von dem Wissen und der Erfahrung untereinander sehr profitieren. Das Projekt EVOLECTION macht es sich daher zur Aufgabe mit Hilfe von KI, dieses vorhandene züchterische Wissen mit neuen und umfangreichen Erhebungen von Sensordaten zu verbinden. So wird eine fundierte, kollektive Wissensbasis geschaffen – oder wie die Projektbeteiligten erklären: die „züchterische Nase“ des Menschen durch smarte Software nachgebildet.

Automatisch Leistungs- und Gesundheitsdaten der Schweine erfassen

Bei den Sensordaten, die erhoben werden, übernehmen 3D-Kameras eine Schlüsselrolle. Dafür durchlaufen heranwachsende Zuchtsauen mehrmals täglich eine Schleuse, in der 3D-Kameras automatisiert ihr äußeres Erscheinungsbild in Form von geometrischen Daten detailliert erfassen. Zusätzlich werden weitere Sensordaten in den Betrieben erhoben, wie zum Beispiel die tägliche Gewichtszunahme und der Futterverbrauch. Mit diesen Informationen werden dann später die Daten der Aufzuchtleistung der ausgewachsenen Zuchtsau verknüpft – das heißt, die Information darüber, wie viele Ferkel die Sau zur Welt bringt und aufzieht.

Smarte Software als nachhaltige Entscheidungshilfe

Aus diesen mit KI verknüpften Informationen entsteht für die Schweinezuchtbetriebe ein digitales Entscheidungshilfe-Tool, mit dem sie in ihren Betrieben die für sie besten Zuchtsauen finden. Dabei können die Züchterinnen und Züchter dem System auch angeben, welche Zuchteigenschaften für sie persönlich am wichtigsten sind. Je mehr Daten und Informationen so zusammenkommen, desto sicherer werden die Vorhersagen des Systems über ein zukünftiges Zuchttier sein - und auch wichtige Tierwohlparameter wie Mütterlichkeit, Gesundheit und Langlebigkeit berücksichtigen können. Damit wird das entwickelte KI-System zu einer deutlichen Verbesserung der Leistung moderner Schweinebestände und einer höheren Ressourceneffizienz führen.

• Projektname: EVOLECTION (System zur Förderung des Zuchtfortschrittes in produktiven Sauenherden auf Grundlage einer Statistik-, KI und Sensordaten-basierten Selektion der Stammsauen in Herden mit Wechselkreuzung)
• Ziel: Die "züchterische Nase" erfahrener Schweinezüchter softwaretechnisch nachbilden sowie objektivieren und über eine Cloud jedem praktischen Sauenhalter zugänglich machen.
• Ansatz: Erkennung von 3D-Oberflächenstrukturen am lebenden, nicht fixierten Schwein; Verbesserung und Optimierung der Züchtung von Schweinen
• Eingesetzte Künstliche Intelligenz: künstliche, neuronale Netze und unbewachte Lernverfahren
• Hauptstandort: Emsbüren, Niedersachsen
• Projektkoordination: Hölscher + Leuschner GmbH & Co. KG
• Projektbeteiligte: Hölscher + Leuschner GmbH & Co. KG, Stiftung Tierärztliche Hochschule mit dem Institut für Tierernährung und dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung
  

Erschienen am 21. Jan. 2022 im Format Infotext

Adresse

KI-Projekt EVOLECTION
48488 Emsbüren, Niedersachsen

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