Rede der Bundesministerin Julia Klöckner anlässlich des Deutschen Bauerntag 2019


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, spricht heute Abend auf dem Begegnungsabend "Bauern treffen Bauern" auf dem Deutschen Bauerntag 2019. Anbei finden Sie das Manuskript zu Ihrer Verwendung. Bitte beachten Sie die Sperrfrist Redebeginn.

Folgend auch Auszüge aus der Rede der Bundesministerin:

  • Viel ist die Rede von dem schönen Begriff Enkeltauglichkeit, vom Verantwortungsethik, von der Artenvielfalt und dem Umweltschutz. Das ist gut so. Auch, dass Landwirtschaft in den Fokus rückt. Aber leider zu häufig in eine pauschale Ecke gestellt wird. Ja, wir tragen alle unsere Verantwortung für unser Handeln und Unterlassen. "Du entscheidest". Der Bauer, die Politik, aber eben auch der Verbraucher jeden Tag. An der Ladenkasse.
  • "Wir müssen weg von pauschalen Schuldzuweisungen, von unzumutbaren Verkürzungen, die die Debatten um die Landwirtschaft prägen. Ich meine deshalb: Wir brauchen einen neuen Gesellschaftsvertrag. Mit Respekt vor der Leistung des jeweils anderen. Ein neues Landwirtschaftsbewusstsein. Und ein neues Verbraucherbewusstsein."
  • "Heute haben wir im Kabinett die neuen Haushaltseckdaten verabschiedet. Unser Haushalt hat einen erneuten Aufwuchs erfahren. Einen so großen Agrarhaushalt hat es noch nie in der Geschichte gegeben. Anpassungen bei der 70-Tage-Regelung, Förderprogramm bei Stallumbauten, Beratungsleistungen, Forschungsfinanzierungen, Öffnung von Märkten zum Export...Ein Drittel der landwirtschaftlichen Produktion geht in den Export – das ist nur möglich, weil die deutsche Landwirtschaft Spitzenqualität bietet! Viele Arbeitsplätze im ländlichen Raum wären weg, wenn wir diesen Export nicht hätten."
  • "Betriebe stehen im Wettbewerb - und wenn wir unsere Bauern hier verlieren, dann importieren wir Waren, deren Erzeugung wir nicht mit Kontrollen und Auflagen belegen können wie hier bei uns. Das heißt nicht: Hände in den Schoß legen, es bleibt alles beim Alten. Das heißt, die Landwirtschaft wird überhaupt nicht umhinkommen, nachhaltiger zu produzieren. Noch mehr auf Tierwohl und Umweltschutz, Artenvielfalt zu achten. Aber eben in Wechselwirkung mit dem Verbraucher. Bauernfamilien müssen ein Auskommen haben. Und der Verbraucher entscheidet, ob dies der Fall ist. Er hat es in der Hand, welche Wirtschaftsweise er mit seinem Konsum und seinem Geldschein unterstützt."
  • "90 Prozent der Verbraucher sagen, sie würden mehr Geld für mehr Tierwohl zahlen. Lassen Sie uns gemeinsam die Verbraucher beim Wort nehmen. Mit dem staatlichen, verlässlichen und anspruchsvollen Tierwohlkennzeichen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie jetzt mitziehen bei diesem wichtigen Projekt. Weil Sie Verbrauchern damit die Chance geben, sich zu entscheiden. Für mehr Tierwohl."
  • "Oder nehmen wir das Beispiel Pflanzenschutzmittel. Viele Verbraucher lehnen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln pauschal erst einmal ab. Wenn Sie aber einmal beobachten, mit welcher Sorgfalt im Supermarkt Obst und Gemüse ausgewählt wird. Dass nur nach den schönsten Äpfeln ohne jeden Makel gegriffen wird. Dann fragt man sich, ob jeder das zu Ende denkt. Ob jedem bewusst ist, dass unsere Lebensmittelregale nur so reichhaltig und hochwertig gefüllt sind, weil die Erzeuger ihre Ernte schützen – auch mit Pflanzenschutzmitteln."
  • "Tierische Produkte, landwirtschaftliche Erzeugnisse als Lockprodukte für das wöchentliche Werbeprospekt zu nehmen – das ist nicht hilfreich. Denn das entwertet Ihre Arbeit. Und suggeriert dem Verbraucher, dass Essen ziemlich billig zu haben ist. Weshalb sollte der Verbraucher denn auch mehr zahlen? Das ist kontraproduktiv für alle Bemühungen, die wir seit Jahren unternehmen, um für mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel zu werben. Seit April haben wir mit der Richtlinie der Europäischen Union über unlautere Handelspraktiken die Grundlage, um hier tätig zu werden."

Erschienen am im Format Interview

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