Fangquoten für die Ostsee 

Presseinformation des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

Bundesministerin Julia Klöckner verhandelt heute in Luxemburg beim europäischen Agrarrat zur Festlegung der Fangmöglichkeiten für die Ostsee - in diesem Jahr stehen erneut schwerwiegende Entscheidungen an. Folgende Positionierung hat die Bundesministerin heute vertreten.

1. Westlicher Hering

  • Wir sind dankbar, dass die EU-Kommission (KOM) keine Schließung dieser Fischerei vorgeschlagen hat. Das steht im Einklang mit dem Mehrjahresplan für die Ostsee.
  • Angesichts der sozio-ökonomischen Auswirkungen einer so drastischen Kürzung schlagen wir jedoch eine geringere Senkung der Fangmenge als die von der Kommission vorgeschlagenen -71 Prozent vor.
  • Wir bitten die Kommission, den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) aufzufordern, die neuen Studien zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Westlichen Hering zu berücksichtigen. Der ICES sollte dann ggf. auch die Referenzwerte für die Biomasse und die fischereiliche Entnahme ändern.
  • Darüber hinaus sollte der ICES Elemente für einen Wiederauffüllungsplan ausarbeiten, um uns eine solide wissenschaftliche Grundlage für die Festsetzung der Fangmengen zu bieten, anstatt die Fischerei einzustellen.

2. Westlicher Dorsch

  • Die zweite wichtige Säule für unsere Ostseefischer ist die Fischerei auf westlichen Dorsch.
  • Wir können teilweise die sehr vorsichtige Haltung der Kommission bei der Festsetzung der Gesamtfangmengen für diesen Bestand verstehen. Trotzdem halten wir es zum einen für die Bestandserholung für vertretbar, und zum anderen für die Lage der Fischerei für erforderlich, im Rahmen der unteren Bandbreite des ICES-Vorschlags weniger drastisch zu kürzen
  • In Bezug auf die Freizeitfischerei können wir den Vorschlag der KOM nicht akzeptieren, das "Bag Limit" (d.h. die Tageshöchstmenge) auf zwei Exemplare pro Tag pro Angler zu senken. Dies könnte einer Schließung des Angeltourismus an der deutschen Ostseeküste gleichkommen. Das Bag Limit wird zwar meist nicht ausgeschöpft, ist aber eine psychologische Schranke – viele Angler werden die Reise an die Ostseeküste dann nicht mehr unternehmen. In Anbetracht dieser Situation fordern wir, das Bag Limit nur von 7 auf 5 Dorsche abzusenken.
  • Abschließend begrüßen wir den Vorschlag der Kommission, die Schonzeit für den westlichen Dorsch wieder einzuführen, um die Erholung des Bestands so schnell wie möglich zu unterstützen. Allerdings sollte die Schonzeit wie früher Februar und März (statt Jan-März) umfassen. Das entspricht auch der wissenschaftlichen Einschätzung. Bei beiden Dorschbeständen sollte weiterhin wissenschaftliche Fischerei in der Schonzeit stattfinden können.
  • Die Einführung neuer Kontroll-Vorgaben ist aus unserer Sicht eine horizontale Frage. Die Vorschläge der Kommission insbesondere für eine Kamera-Ausstattung (CCTV) kleiner Fahrzeuge unter 12 Meter Länge bei westlichem und östlichem Dorsch halten wir für unverhältnismäßig und zumindest zeitnah nicht umsetzbar.

Erschienen am im Format Interview

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