Erschienen am im Format Pressemitteilung Nr. 202/2019

Bundesministerin Julia Klöckner reist nach Äthiopien

Kooperationen zur Ernte- und Ernährungssicherung - Besichtigung der Aufforstungsgebiete

Am Mittwochabend, vom 9. bis 11. Oktober 2019, reist die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, mit einer Wirtschaftsdelegation nach Äthiopien. Stationen der Reise sind die Hauptstadt Addis Abeba sowie Holeta.

Es stehen Gespräche unter anderem mit dem äthiopischen Minister für Landwirtschaft und Viehzucht, Oumar Hussen, und der Kommissarin der Afrikanischen Union für Landwirtschaft, Josefa Sacko, an.

Äthiopien ist Schwerpunktland der internationalen Arbeit des Bundesministeriums in Afrika. Ziel des Engagements ist es, einen fachlichen Beitrag zur Unterstützung und Entwicklung des Agrar- und Ernährungssektors sowie zur Erhaltung der Nutzpflanzen-Biodiversität zu leisten und somit die Ernährungssicherheit zu verbessern.

Bundesministerin Julia Klöckner besucht mit ihrer Delegation die vom Ministerium geförderten Kooperationsprojekte. Im Mittelpunkt dieser steht die Entwicklung klimastabiler, standortangepasster und ertragssichernder Bewirtschaftungsmethoden. Weitere Schwerpunkte: Mechanisierung, Aus- und Weiterbildungsprogramme, die Forschung an klimaresistentem Saatgut, die Züchtung leistungsfähiger Getreidesorten, die Stärkung des Saatgutsektors und die Rolle von Frauenkooperationen in der äthiopischen Landwirtschaft.

Mit der Vermittlung von Wissen und den vielfältigen Forschungs- und Wissenschaftskooperationen will das Bundesministerium einen Beitrag leisten, unter den gegebenen klimatischen Bedingungen vor Ort Ernten zu sichern und Nachernteverluste zu vermeiden. Dem Potential neuer Pflanzenzüchtungen und Sorten, die stressresistent sind, die Klimaschwankungen oder starke Trockenheit aushalten, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Auch die Digitalisierung ist ein wichtiger Schlüssel, um den zahlreichen kleinen Betrieben im Land Beratung und Begleitung zukommen zu lassen.

Im ältesten Schutzgebiet Äthiopiens wird die Delegation zudem die Aufforstungsgebiete und Versuchsflächen verschiedener Techniken der Forstbewirtschaftung besichtigen. Bis Oktober 2019 will Äthiopien landesweit rund vier Milliarden Baumsetzlinge pflanzen, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und Bodenerosion zu verhindern. Mit wissenschaftlicher Begleitung will Deutschland dieses Projekt unterstützen, damit die Aufforstung nachhaltig gelingt, die neuen Baumbestände nicht nur gepflanzt, sondern auch entsprechend gepflegt werden.

Hintergrund

Die größten ökologischen Probleme Äthiopiens sind wiederkehrende Dürren, Entwaldung und Bodenerosion sowie Überschwemmungen. Die Folgen des Klimawandels in Äthiopien sind gravierend. Äthiopien liegt im Welthunger-Index auf Platz 104 (von 119). Die Landwirtschaft stellt den wichtigsten Erwerbszweig und ist maßgeblich für den Reformweg des Landes. Sie ist der größte Arbeitgeber, Entwicklungsmotor der Wirtschaft und damit Perspektivengeber vor allem für die junge Generation. Um die Ernährung der schnell wachsenden äthiopischen Bevölkerung sicherzustellen, muss vor allem die Effizienz und Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion gesteigert werden.

Starkregenfällen und Dürreperioden setzen der landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erheblich zu. Trotz des an sich günstigen Klimas und eines großen, aber bislang ungenutzten Potentials im Agrarbereich ist Äthiopien weiterhin auf aktive Förderung der ländlichen Entwicklung und Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Modernisierung der kleinbäuerlich geprägten Landwirtschaft, die bisher vorrangig auf Eigenversorgung ausgerichtet ist, gehört zu den dringlichsten agrarpolitischen Herausforderungen. Die Mechanisierung im Agrarsektor spielt für Äthiopien eine große Rolle. Deshalb ist auch das Engagement des BMEL für die Nationalen Agrarmechanisierungsstrategie von großer Bedeutung. Die Einführung mechanisierter Technologien soll helfen, die Ernteerträge deutlich zu steigern, die Verluste nach der Ernte zu verringern und den Arbeitsaufwand über mehrere Kulturen und in mehreren Komponenten der Mechanisierungs-Wertschöpfungskette hinweg zu reduzieren. Insbesondere die bestehenden Defizite in den Bereichen Transport, Verpackung und Lagerung erschweren die Anerkennung von Äthiopien Agrarprodukten auf dem Weltmarkt und hemmen damit die Entwicklung des Agrarexportsektors.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium finanziert z.B. eine bilaterale Forschungskooperation zwischen dem Julius-Kühn-Institut und dem ETH Institute of Agricultural Research zur Identifikation trockenstresstoleranter Gerste und Durum-Weizen durch genomweite Assoziationsstudien. Die im Rahmen dieses Projektes erzielten Ergebnisse werden zu Erkenntnissen über die genetische Variation in der Trockenstresstoleranz in äthiopischen Gerste- und Durum-Weizen Herkünften führen und zur Identifikation von beteiligten Genomregionen. Diese Erkenntnisse und die daraus entwickelten molekularen Marker bilden die Grundlage für eine gezielte markergestützte Selektion auf Trockenstresstoleranz in Äthiopien als Basis für die Ausdehnung der Anbauflächen und die Sicherung der Erträge bei den genannten Kulturarten.

Erschienen am im Format Pressemitteilung