Viele verarbeitete Lebensmittel enthalten weiter zu viel Zucker, Fette oder Salz
BMEL legt zweiten NRI-Zwischenbericht vor
Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI) hat sich die Lebensmittelwirtschaft dazu verpflichtet, bis 2025 die entsprechenden Anteile zu reduzieren, damit verarbeitete Lebensmittel gesünder werden. Der heute veröffentlichte zweite NRI-Zwischenbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigt, dass die Gehalte an Zucker, Fetten und Salz zwar in einigen Lebensmittelgruppen reduziert wurden, in vielen Produkten aber weiterhin zu hoch sind. Teilweise sind sogar Erhöhungen der Energie- bzw. Nährstoffgehalte festzustellen, wie das vom Max Rubner-Institut (MRI) durchgeführte Produktmonitoring ergab. Das heißt: Es besteht weiterer Handlungsbedarf.
Dazu erklärt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir: "Alle Menschen in Deutschland sollen die Chance haben, sich in ihrem Alltag so einfach wie möglich gesund und nachhaltig zu ernähren. Eine gute und ausgewogene Ernährung wird schwierig, wenn in verarbeiteten Lebensmitteln viel Zucker, Salz oder Fett enthalten ist. Schlimmstenfalls trägt ein hoher Konsum solcher Produkte zu Übergewicht und Adipositas sowie anderen ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Diabetes Typ 2 bei. Darunter leiden die Betroffenen in erster Linie, aber auch uns als Gesellschaft kommt das teuer zu stehen. Aus gutem Grunde haben sich die Hersteller also verpflichtet, ihre Rezepturen zu ändern. Der zweite NRI-Zwischenbericht macht leider deutlich, dass die bisherigen Reformulierungen nicht ausreichen. Daher haben wir das MRI beauftragt, wissenschaftlich unterlegte Reduktionsziele in einem breiten Stakeholder-Prozess zu entwickeln. Diese objektive, wissenschaftlich fundierte Grundlage für weitere Reformulierungen wird mein Ministerium gegenüber der Lebensmittelwirtschaft einfordern. Wir alle tragen Verantwortung."
Hintergrund:
Mit der im Dezember 2018 verabschiedeten NRI soll eine ausgewogene Nährstoff- und Energieversorgung der Bevölkerung unterstützt und dadurch ein Beitrag zur Verringerung der Häufigkeit von Übergewicht, Adipositas und ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, geleistet werden. Bislang liegen im Rahmen der NRI Selbstverpflichtungen von elf Verbänden der Lebensmittelwirtschaft vor. Die NRI ist Teil der Ernährungsstrategie „Gutes Essen für Deutschland“ der Bundesregierung. 2020 hat das BMEL einen ersten NRI-Zwischenbericht vorgelegt und im Juli 2023 einen Sonderbericht zu Produkten mit Kinderoptik.
Insgesamt zeigen auch die Ergebnisse des aktuellen zweiten NRI-Zwischenberichts, dass die bislang durchgeführten Produktreformulierungen noch nicht ausreichen, um eine ausgewogene Ernährung im erforderlichen Umfang zu unterstützen. So haben zwar in einigen Produktgruppen Reduktionen der Zucker-, Fett-, Salz- und teilweise auch der Energiegehalte stattgefunden. Allerdings ist auch erkennbar, dass die Reduktionsbemühungen der Lebensmittelwirtschaft in den letzten Jahren teilweise nachgelassen haben oder zum Stillstand gekommen sind. Auch wurden in einigen Produktgruppen Erhöhungen der Energie- bzw. Nährstoffgehalte festgestellt.
Einige Beispiele: So ist bei den Joghurtzubereitungen eine kontinuierliche Zuckerreduktion sichtbar: Im Vergleich zur ersten Folgeerhebung im Jahr 2019 sank der Zuckergehalt um 6 Prozent. Bei gesüßten Quarkzubereitungen fand hingegen seit 2019 keine statistisch signifikante Veränderung statt. Die Zuckergehalte in gesüßten Milchprodukten mit Kinderoptik blieben seit 2019 mit durchschnittlich 11,5 g/100 g im Jahr 2022 hoch, das Reduktionstempo hat sich verlangsamt.
Bei der Gesamtstichprobe der Erfrischungsgetränke zeigte sich zwischen 2018 und 2022 zwar eine signifikante Reduktion der Zuckergehalte um 5 Prozent (0,3 g/100 ml), jedoch keine signifikante Veränderung im Vergleich zur ersten Folgeerhebung 2019. Bei gesüßten Erfrischungsgetränken konnte zwischen Basis- und erster Folgeerhebung ein signifikanter Rückgang der Zuckergehalte festgestellt werden. Dieser setzte sich jedoch zwischen erster und zweiter Folgeerhebung nicht fort. Bei fruchthaltigen Getränken mit Zuckerzusatz gab es zwischen 2018 und 2022 keine signifikanten Veränderungen in den Zuckergehalten.
Bei Feingebäck konnte zwischen 2016 und 2021 eine durchschnittliche Zuckerreduktion um 7 Prozent (2,1 g/100 g) bei gleichzeitiger Erhöhung der Gehalte an Fett und gesättigten Fettsäuren um 4,3 bzw. 4,8 Prozent (entspricht 1,0 g/100 g bzw. 0,6 g/100 g) beobachtet werden. Zuckerreduktionen wurden in sieben von 32 untersuchten Produktuntergruppen festgestellt.
Basierend auf den im Rahmen des vom MRI geleiteten Stakeholder-Prozesses entwickelten Methoden sollen Reduktionsziele für relevante Lebensmittelgruppen bis Ende 2024 vorliegen. Einen Abschlussbericht zur NRI wird das BMEL im Jahr 2026 veröffentlichen.
Den Bericht können Sie hier herunterladen.