Erschienen am im Format Pressemitteilung Nr. 143/2024

Zahl der Tierversuche auf neuem Tiefststand

Rückgang der Vorjahre setzt sich weiter fort

Die Zahl der Tierversuche in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen neuen Tiefststand erreicht. Das geht aus der Versuchstierstatistik hervor, die jährlich vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) veröffentlicht wird.  Insgesamt wurden 1,46 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßler bei Tierversuchen eingesetzt. Damit hat sich der Trend der vergangenen Jahre sogar noch einmal beschleunigt.  Im Vergleich zum Vorjahr (2022) sind die Zahlen um rund 16 % gesunken. 2022 betrug der Rückgang gegenüber 2021 etwa sieben Prozent.

Dazu erklärt Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: "Tierschutz ist eine Aufgabe, die uns alle angeht. Eine gute Nachricht kommt aus der Wissenschaft. Wir haben ein Rekordtief an Versuchstieren in der Forschung. Das zeigt, dass Alternativmethoden und der verantwortungsvolle Umgang mit Versuchstieren immer weiter an Bedeutung gewinnen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer ethischeren und nachhaltigeren Wissenschaft und muss zugleich Ansporn sein, die Zahl der Tierversuche noch weiter zu reduzieren. Um eine tierversuchsfreie Wissenschaft stärker zu fördern, machen wir unseren Tierschutzforschungspreis ab dem kommenden Jahr durch ein höheres Preisgeld noch attraktiver."

Die meisten eingesetzten Versuchstiere waren Nagetiere (Mäuse 73 Prozent, Ratten 7 Prozent). Der Anteil an Fischen lag bei 11 Prozent. 4,6 Prozent beziehungsweise 1,4 Prozent fielen auf Kaninchen und Vögel. Ein Hauptaugenmerk bei der Erforschung von Krankheiten lag auf Krebsleiden. Hier wurden 39 Prozent der Versuchstiere im Bereich der angewandten Forschung eingesetzt. Zusätzlich wurden 11 Prozent der Tiere in der Grundlagenforschung zur Krebsentstehung verwendet. Andere vorrangige Zwecke waren die Untersuchung des Immun- und des Nervensystems und ihrer Erkrankungen sowie Infektionen. Auch der Schwergrad der Versuche nimmt weiter stetig ab. Mittlerweile sind fast zwei Drittel der Versuche (64 Prozent für die Tiere gering belastend eingeschätzt. Mittlere oder schwere Belastungen gibt es noch in 27,5 beziehungsweise 3,5 Prozent der Versuche.

Die Zahlen werden vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren erhoben. Das BfR wurde im Jahr 2015 gegründet und ist integraler Bestandteil des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Es koordiniert bundesweite Aktivitäten mit den Zielen, Tierversuche auf das unerlässliche Maß zu beschränken und Versuchstieren den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. Darüber hinaus sollen weltweit Forschungsaktivitäten angeregt und der wissenschaftliche Dialog gefördert werden.

Um nationale und internationale Ziele bei der Reduktion von Tierversuchen zu erreichen, wurde auch der jährlich vergebene Tierschutzpreis für das kommende Jahr aufgewertet. Der Preis wird erstmalig in drei Kategorien und mit einem Preisgeld von zwei Mal 100.000 Euro bzw. einmal 20.000 Euro vergeben. Bisher betrug das Preisgeld insgesamt 25.000 Euro. Auf diese Weise soll die Entwicklung und Anwendung von tierschonenden Alternativmethoden, Technologien und Ansätzen weiter vorangebracht werden.

Die Versuchstierstatistik finden Sie hier auf der Webseite des BfR.

Hintergrund:

Neben der Vergabe des Tierschutzforschungspreises unterstützt die Bundesregierung die Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch mit weiteren Maßnahmen. So befasst sich das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren mit der Intensivierung der Alternativmethodenforschung und setzt sich für die Harmonisierung von Alternativmethoden auf internationaler Ebene ein.

Weitere Instrumente sind:

  • die Forschungsförderung durch das BfR,
  • die Erarbeitung der "Reduktionsstrategie zu Tierversuchen" im Zuge eines Konsultationsprozesses
  • der Förderschwerpunkt "Ersatzmethoden zum Tierversuch" sowie der Vernetzungsinitiative "Bundesnetzwerk 3R" des Bundesforschungsministeriums sowie
  • die finanzielle Unterstützung der "Stiftung zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen (set)"

Mit den genannten Maßnahmen und Initiativen leistet Deutschland innerhalb der Europäischen Union einen bedeutenden Beitrag für die Erforschung und Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch. Leitend ist dafür das "3R-Prinzip" für mehr Tierschutz in der Forschung. Dies beschreibt ethische Handlungsgrundsätze für die Forschung mit Tieren. Die drei R stehen für die englischen Begriffe Replacement (Vermeidung), Reduction (Reduzierung) und Refinement (Verbesserung der Haltungsbedingungen für Versuchstiere).

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