Agrarministerinnen und -minister aus rund 70 Ländern setzen sich für die Förderung einer nachhaltigen Bioökonomie ein
Özdemir: „Nachhaltige Bioökonomie ist der Kompass für eine intakte Natur“
Unter Vorsitz des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, haben sich Agrarministerinnen und Agrarminister aus rund 70 Staaten sowie Vertreterinnen und Vertreter von 14 internationalen Organisationen bei der 17. Berliner Agrarministerkonferenz darauf geeinigt, gemeinsam eine nachhaltige Bioökonomie voranzutreiben. Sie bekennen sich dazu, den Beitrag nachhaltiger Bioökonomie zur globalen Ernährungssicherung zu stärken, die Biodiversität zu erhalten und das Klima zu schützen. Die Ministerinnen und Minister unterstützen einstimmig die Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), ein Projekt der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zur Ausgestaltung einer globalen Bioökonomie-Partnerschaft zu finanzieren.
Zum Abschluss der Berliner Agrarministerkonferenz erklärt Bundesminister Özdemir: "Noch immer geht jeder zehnte Mensch auf der Welt hungrig zu Bett. Kriege und Konflikte wirken wie ein Brandbeschleuniger für Hunger, die Klimakrise verschärft die Lage drastisch. Hunger wiederum erstickt Frieden – ein teuflischer Kreislauf.
Als Agrarministerinnen und Agrarminister müssen wir Verantwortung übernehmen. Wir haben uns daher heute auf ein eindeutiges Bekenntnis verständigt: Biobasiert und nachwachsend statt fossil – das ist der Kompass für eine intakte Natur und Klimaschutz. In unserer Abschlusserklärung sind wir uns einig, dass biobasierte Innovationen ein echter Gamechanger sind, die fossilen Rohstoffen den Rang ablaufen. Sie verbinden Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichem Fortschritt und schaffen neue Chancen. Ganz wichtig dabei ist: Das ‚Food First‘-Prinzip steht nicht zur Debatte."
Die Agrarministerinnen und –minister einigten sich in ihrer Abschlusserklärung darauf, gemeinsam mit internationalen Partnern durch eine globale Bioökonomie-Partnerschaft bei der FAO Wissen zu bündeln und Ansätze zu koordinieren. Bundesminister Özdemir: "Wir brauchen einen effektiven Wissenstransfer. Mit der Bioökonomie-Partnerschaft nehmen wir den Faden der brasilianischen G20 Präsidentschaft auf, die im vergangenen Jahr eine globale Bioökonomieinitiative gestartet hat. Damit wollen wir in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft kommen, statt in der fossilen Sackgasse zu stecken."
Bundesminister Özdemir betonte zudem, dass es vor allem darauf ankommt, dass besonders ländliche Regionen und auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft von den Innovationen nachhaltiger Bioökonomie profitieren: "Nachhaltige Landwirtschaft und Bioökonomie sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für eine sichere und lebenswerte Zukunft. Gemeinsam können wir Perspektiven und Wertschöpfung schaffen, die auf Nachhaltigkeit, Frieden und der Würde des Menschen basieren!"
Auch die Agrarministerkonferenz stand nach dem ersten Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland seit 1988 unter dem Eindruck der Tierseuche. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und die Staatssekretärinnen des BMEL informierten in zahlreichen Gesprächen mit Amtskolleginnen und -kollegen transparent über den Ausbruch, die aktuelle Lage und mögliche Export-Vereinbarungen vor dem Hintergrund des MKS-Ausbruchs.
Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter von 14 internationalen Organisationen wie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Weltbank, der Welthandelsorganisation (WTO) und des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) nahmen an der Agrarministerkonferenz teil und brachten ihre Expertise ein.
Den Doorstep von Bundesminister Cem Özdemir und dem südafrikanischen Minister für Landwirtschaft, John Steenhuisen, können Sie hier in Kürze noch einmal anschauen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Wesentliche Ergebnisse der 17. Berliner Agrarministerkonferenz:
Nachhaltige Produktion von Biomasse
Wenn erneuerbare biologische Ressourcen nachhaltig produziert, bewirtschaftet und verarbeitet werden, kann Bioökonomie zur sozialen, ökonomischen und ökologischen Entwicklung und somit zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen. Die Ministerinnen und Minister bekennen sich zum Pariser Klimaabkommen und zur Biodiversitätskonvention. Sie betonen die Bedeutung von nachhaltigen Ernährungssystemen und nachhaltiger Produktion, u.a. von Agrarökologie, Präzisionslandwirtschaft und Ökolandbau. Gleichzeitig erkennen sie an, dass kein Produktionssystem eine allgemeingültige Lösung ist, sondern an lokale und regionale Bedingungen angepasst sein muss.
Bioökonomie als Einkommensquelle
Die Bioökonomie ist bereits für viele Menschen weltweit Lebensgrundlage und Basis ganzer Wirtschaftszweige. Dies gilt u.a. für die nachhaltige Nutzung von Weideflächen, von Ressourcen aus dem Meer und aus aquatischen Ökosystemen sowie von gesammelten Nichtholzprodukten wie Früchten, Nüssen, Harzen. Die Ministerinnen und Minister betonen das Potenzial einer blauen Bioökonomie als zusätzliche Wertschöpfungs- und Einkommensquelle, insbesondere für Fischereigemeinschaften. Sie heben Algen als eine der meistversprechenden derzeit unzureichend genutzten Ressourcen hervor.
Biomasse nachhaltig nutzen - globale Ernährungssicherheit gewährleisten
Während die Ministerinnen und Minister eine nachhaltige Bioökonomie fördern, verpflichten sie sich, Ernährungssicherheit zu erreichen und zu priorisieren. Sie unterstützen eine Stärkung der schrittweisen Realisierung des Rechts auf angemessene Nahrung. Sie erkennen an, wie wichtig es ist, eine nachhaltige Bioökonomie zusammen mit einer Kreislaufwirtschaft für alle Wertschöpfungsketten voranzutreiben, um den Druck auf erneuerbare biologische Ressourcen zu mindern. Sie verpflichten sich, die Nutzung und Verwertung von landwirtschaftlicher, forstwirtschaftlicher und aquatischer Biomasse und deren Nebenprodukten zu fördern. Sie betonen, dass die Diversifizierung der Eiweißquellen dazu beitragen kann, die weltweite Ernährungssicherheit und Ernährung zu verbessern.
Innovation stärken
Die Ministerinnen und Minister betonen, dass Wissenschaft, Technologie und Innovation, Ausbildung, Kommunikation und sektorübergreifende Zusammenarbeit entscheidende Elemente für eine nachhaltige Bioökonomie sind, wobei traditionelles Wissen und kulturelles Erbe anerkannt werden müssen. Sie betonen, dass der Zugang zu Finanzmitteln erforderlich ist, um der Bioökonomie Wachstumschancen zu bieten, insbesondere für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die Jugend, indigene Völker sowie lokale Gemeinschaften.
Fairen Rahmen schaffen, Wandel nutzen
Die Ministerinnen und Minister erkennen an, dass der höhere Bedarf an Biomasse für Nahrungsmittel- und Nichtnahrungsmittelanwendungen zu Interessenkonflikten führen könnte, die Konkurrenz zwischen verschiedenen Endnutzerinnen und -nutzern in Bezug auf die Nutzung natürlicher Ressourcen wie Land oder Wasser schaffen. Wenn sie diese Fragen angehen, ist ihre Priorität die schrittweise Verwirklichung des Rechts auf angemessene Nahrung und nachhaltiger Entwicklung innerhalb der planetaren Grenzen.
Internationale Partnerschaft auf den Weg bringen
Die Ministerinnen und Minister begrüßen das von Deutschland finanzierte FAO-Projekt zur Ausgestaltung einer Globalen Bioökonomiepartnerschaft, das die Erarbeitung des Aufgabenbereichs und des Governance-Rahmens einer solchen Partnerschaft unterstützen wird. In Anerkennung der Notwendigkeit einer solchen Initiative rufen sie zu ihrer aktiven Unterstützung auf, sobald sie fertiggestellt ist. Eine Projektbeschreibung finden Sie hier.