Claudia Müller: "Raus aus der Sackgasse: Der Fischerei eine nachhaltige Perspektive geben"
BMEL-initiierte Zukunftskommission Fischerei legt Empfehlungen vor
Die "Zukunftskommission Fischerei" (ZKF) hat heute ihren Abschlussbericht an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) übergeben. Die Kommission empfiehlt ein besseres Miteinander von Fischerei und Meeresnaturschutz und zeigt Wege zur Stärkung der Küstenfischerei auf. Konkret sollen Einkommensalternativen geschaffen, wirtschaftliche Stabilität gesichert und Fischereiflächen trotz wachsender Konkurrenz erhalten werden – unter anderem durch eine Diversifizierung des Berufsbildes, finanziert aus Mitteln des Windenergie-auf-See-Gesetzes.
Dazu erklärt Claudia Müller, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: "Die deutsche Küstenfischerei an Nord- und Ostsee befindet sich in einer außerordentlich schwierigen Lage. Dafür gibt es keine einfachen Lösungen. Daher haben wir die Zukunftskommission eingesetzt, um in einem partizipativen Prozess eine nachhaltige Perspektive für die Fischerei zu entwickeln. Ich freue mich, dass die Kommission konkrete Maßnahmen vorgeschlagen hat, die einen klaren Weg zu einer zukunftsfähigen und -festen deutschen Fischerei aufzeigen. Nachhaltige Nutzung und Schutz der Meeresressourcen müssen dabei Hand in Hand gehen, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Fischerei an den Küsten zu sichern. Die Empfehlungen der Zukunftskommission sind gute und wichtige Ansatzpunkte, um die Fischerei raus aus der Sackgasse zu führen und sie zukunftsfest zu machen. Es geht auch darum, jungen Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren, eine Perspektive zu geben - und damit die wirtschaftlichen Strukturen und das soziokulturelle Erbe der Fischerei zu erhalten. Mein großer Dank gilt allen Mitgliedern der Kommission – insbesondere der Vorsitzenden Frau Ulrike Rodust – für ihr Engagement."
Die Vorsitzende der Zukunftskommission, Ulrike Rodust, sagte anlässlich der Übergabe des Abschlussberichts: "Die Arbeit der Zukunftskommission hat gezeigt, dass es zwischen Fischerei und Umweltseite mehr Gemeinsamkeiten gibt, als es auf den ersten Blick scheint. Beide profitieren von einem gesunden Ökosystem und von Zusammenarbeit. Die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, können wir nur gemeinsam bewältigen. Mit den Empfehlungen der Zukunftskommission haben wir einen Weg für eine zukunftsfähige Fischerei aufgezeigt. Gelingt die Umsetzung der Maßnahmen, bleibt der Beruf der Fischerin oder des Fischers auch in einer ökologisch gesunden Nord- und Ostsee lohnenswert."
Weiter betonte Claudia Müller: "Die scheidende Bundesregierung hat sich klar zum Erhalt der Meeresfischerei bekannt und mit der Zukunftskommission Fischerei einen wichtigen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Die Empfehlungen der Zukunftskommission sind Rückenwind für bereits angestoßene Projekte. Die kommende Bundesregierung tut gut daran, die Ergebnisse der Zukunftskommission als Grundlage für ihre Fischereipolitik zu nutzen."
Die Zukunftskommission hat zu sieben Themenschwerpunkten, unter anderem Fischerei und Meeresschutz in deutschen Seegebieten, Diversifizierung der Einkommensmöglichkeiten in der Fischerei, Ausbildung und Nachwuchsgewinnung Empfehlungen erarbeitet. Darunter:
- Entwicklung bzw. Umsetzung von Konzepten über Fischereifahrzeuge der Zukunft
- Umsetzung einer Kapazitätsanpassung in der Flotte
- Konsequente Umsetzung des Ökosystemansatzes im Fischereimanagement
- Detaillierte Erfassung von Fischereiaufwandsdaten und Etablierung eines effektiven Beifangmonitorings
- Ansätze zur Diversifizierung (Meeresförster, Referenzflotte zur Datenerhebung und zur Erprobung alternativer Treibstoffe)
- Prüfung von Ko-Nutzungskonzepten in Windparks
Details zu den Empfehlungen und Maßnahmen sowie den kompletten Abschlussbericht finden Sie hier.
Hintergrund:
Die Zukunftskommission Fischerei wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit dem Ziel eingesetzt, konkrete und breit getragene Maßnahmen für eine nachhaltige und wirtschaftlich resiliente deutsche Meeresfischerei in Nord- und Ostsee zu vorzuschlagen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft setzt sich neben dem Wiederaufbau der Fischbestände auch für einen sozialverträglichen Strukturwandel und für eine Neuausrichtung der Fischerei ein, um verbleibenden und zukünftigen Fischerinnen und Fischern eine Perspektive zu bieten.
Unter der Leitung der ehemaligen Europaabgeordneten Ulrike Rodust arbeiteten Vertreterinnen und Vertreter aus Fischerei- und Wirtschaftsverbänden, Umweltorganisationen, Wissenschaft, Ministerien von Bund und Küstenländern sowie lokale Akteure der Küstenregionen in einem partizipativen Prozess zusammen. Am 19. März 2024 kam die Zukunftskommission zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen und hat in insgesamt zehn Arbeitssitzungen ihren Arbeitsauftrag erfüllt.
Einige von der ZKF empfohlenen Maßnahmen sind vom BMEL bereits angestoßen worden:
- Mit 20 Millionen Euro aus Mitteln des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) wird eine gezielte Kapazitätsanpassung der deutschen Fischereiflotte gefördert. Gleichzeitig soll die Wissenschaft gemeinsam mit Schiffskonstrukteuren modellhafte Fischkutter der Zukunft entwickeln und erproben. Beide Maßnahmen dienen dazu, die Fischerei mit einer modernen, an die Fangmöglichkeiten angepassten Flotte in Nord- und Ostsee zukunftsfähig und umweltverträglich zu gestalten.
- Beim Thünen-Institut entsteht derzeit die "Informations- und Koordinierungsstelle Transformation Fischerei" (IKTF), die auf eine Empfehlung der Leitbildkommission Ostseefischerei zurückgeht. Die IKTF dient als Anlaufstelle für alle Beteiligten im Transformationsprozess und trägt dazu bei, die Empfehlungen der Zukunftskommission Fischerei aufzunehmen, bei Bedarf zu konkretisieren und das BMEL bei der Umsetzung zu beraten.
- Mit der finanziellen Unterstützung des Vereins "Sea Ranger e. V." wird eine zukunftsweisende Initiative der Branche in ihrer Anfangsphase gefördert und Fischerinnen und Fischern ermöglicht, ihre Einkommensmöglichkeiten zu diversifizieren.
Ausgangspunkt der Kommissionsarbeit waren Herausforderungen wie der Wegfall wichtiger Fangmöglichkeiten, die zunehmende Flächenkonkurrenz auf See sowie die Überalterung der Fischerei und ihrer Fahrzeuge. Dabei konnte sie auf die Ergebnisse der "Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei" aufbauen, die bereits ein Leitbild sowie konkrete Handlungsempfehlungen für dessen Umsetzung entwickelt hat. Weitere Informationen finden Sie hier.
Um die Akzeptanz für den Windkraftausbau zu fördern und gleichzeitig die Fischerei nachhaltiger zu gestalten, wurde im Rahmen des Windenergie-auf-See-Gesetz eine finanziell unterlegte Fischereikomponente verankert (vgl. §58 Abs. 2 Windenergie-auf-See-Gesetz, sog. "Fischereikomponente"). Die Nutzung dieser Mittel ist für die Umsetzung von Maßnahmen der umweltschonenden Fischerei und zur Schaffung von Anreizen für einen nachhaltigen Strukturwandel von zentraler Bedeutung.