Landwirtschaft im Bewusstseinswandel - von der Milchkanne zum Melkroboter

Im Rahmen der Veranstaltung "Politischer Erntedank" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat Bundesministerin Julia Klöckner eine agrarpolitische Grundsatzrede zur Zukunft der Landwirtschaft gehalten.

Zum "Politischen Erntedank" hat Bundesministerin Klöckner auch die Professor-Niklas-Medaillen 2018 verliehen - die höchste Auszeichnung des BMEL für herausragendes Engagement für Landwirtschaft und Ernährung.


Nachfolgend der Text der Grundsatzrede zum Nachlesen. Es gilt das gesprochene Wort.

Anrede

I. Einleitung

Herzlich willkommen im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Im Lebensministerium. Der Herbst ist die Zeit der Ernte. Eine ganz besondere Jahreszeit für Landwirte und Winzer.
Und deshalb: Herzlich willkommen zum Erntedank. Zum Politischen Erntedank im BMEL!

II. Erntedank drückt die Besonderheit der Landwirtschaft aus

Erntedank drückt viel aus: Wer für die eingebrachte Ernte dankt, nimmt sie eben nicht für selbstverständlich. Weil Ernteausfälle hart sein können. Und da müssen wir nicht weit zurück blicken. Dieser Sommer hat der Bauernschaft massiv zugesetzt. Es war lange heiß, und zu lange hat es nicht geregnet. Viele Bauern konnten nur noch hilflos zuschauen, wie ihnen das Getreide auf den Feldern verdorrte, Gras nicht nachwuchs. Winterfütterung musste schon im Sommer an die Tiere gegeben werden.

Aber ich habe auch eine leise Hoffnung:
... dass dieser Sommer uns Verbraucher sensibilisiert hat - danke zu sagen. Denen, die täglich für unsere Mittel zum Leben sorgen.
... dass uns klar geworden ist, Nahrungsmittel sind nicht selbstverständlich immer da, auch wenn unsere Supermarktregale meist voll sind.
... dass Lebensmittel etwas wert sind und einen Preis haben müssen, der für die, die sie erzeugen, auskömmlich ist.

Der Sommer war heiß und trocken. Des einen Leid ist - wie so oft - des anderen Freud. Obstbauern und Winzer sind froh über sehr gute Ernten in diesem Jahr. Deshalb erinnert Erntedank uns auch daran, dass die Landwirtschaft nicht irgendetwas produziert, nicht irgendein Wirtschaftsbereich ist. Sondern ein Bereich, in der der Unternehmer, der Bauer, alles richtig gemacht haben kann. Viel geleistet haben kann. Und dennoch eine schlechte Ernte einfährt. Weil schlicht und einfach das Wetter nicht mitspielt. Was nehmen wir mit, aus dieser Erfahrung? Wenn unsere Großeltern eine solche Ernte gehabt hätten wie wir in diesem Jahr – hätten nicht nur sie vor weitaus größeren Problemen gestanden als wir heute. Sondern die ganze Bevölkerung. Vor hundert Jahren hätte eine solche Trockenheit Hunger bedeuten können. Dass das heute anders ist – ist kein Zufall, sondern Ergebnis von, Leistung und Innovation. In der Landwirtschaft.

III. Wo wir stehen

Ja, unsere Land- und Ernährungswirtschaft ist gut aufgestellt. Aber wir alle wissen, die gesellschaftlichen Erwartungen an die Land- und Ernährungswirtschaft sind weit mehr als dass sie nur satt machen soll. Land- und Ernährungswirtschaft, die Nutztierhaltung, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sind nicht unumstritten. Im Gegenteil: Stimmungen, Emotionen - nicht selten gibt es in Agrarfragen plötzlich 80 Millionen Hobbyagrarwissenschaftler. Schnell ist der Stab über die Betroffenen gebrochen, schnell sind Argumentationen von der Couch aus rausgesendet in die Welt:
Der Bauer sei selbst schuld am Klimawandel, die Landwirte vergiften den Boden, Tierhalter seien Tierquäler, und wer Unterstützungsleistungen für die Branche rechtfertigt, ist ein Agrarlobbyist.
Bei den Subventionen für Kultur- oder Filmschaffende - die ich für richtig halte - käme keiner auf diesen Vorwurf.

Wenn es um unsere Nahrungsmittel, um den Boden, um Tiere geht, dann redet nahezu jeder mit - weil es ja auch jeden betrifft. Aber Bauer und Landwirt zu sein: Das ist ein gelernter Beruf, mit theoretischem und praktischen Wissen - und Erfahrung. Ich sehe es aber auch als Chance für die Branche, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger für sie interessieren. Ich warne vor den üblichen Abwehrreflexen: Es ist nicht alles falsch, sachfremd oder überzogen, was an die Landwirtschaft heute herangetragen wird.

Es ist gut, dass es ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein in unserer Gesellschaft gibt. Unsere Aufgabe ist es nun, auch ein Landwirtschaftsbewusstsein auszuprägen! Wenn wir Landwirtschaft auf diese Weise zum Projekt der gesamten Gesellschaft machen, dann muss die Landwirtschaft auch Beteiligung akzeptieren. Sie darf nicht nur unter sich stattfinden. Sie muss erklären, muss sich öffnen, muss diskutieren und akzeptieren, dass manche gängige Praxis, gerade in der Tierhaltung, nicht mehr den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht. Landwirtschaft muss raus aus der Verteidigungshaltung. Sie muss sich einbringen in eine in die Zukunft gerichtete Agrarpolitik. Landwirtschaftsbewusstsein heißt Öffnung. Deshalb gibt es keinen Grund für uns, sich zurückzulehnen.
Die Landwirtschaft unserer Eltern war eine andere als die unserer Großeltern, und morgen werden Bauern anders wirtschaften, ihre Ställe anders betreiben und ihre Äcker anders beackern als wir es heute tun. Deshalb will ich heute auch mit Ihnen überlegen, wie es weitergehen muss. Ich will Sie mitnehmen bei einer Bestandsaufnahme und bei einem Ausblick.

Wo stehen wir? Die Land- und Ernährungswirtschaft hat ihre Produktion in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gesteigert. Die technische Entwicklung hat dazu beigetragen: bessere Maschinen, eine effizienteres Arbeiten, mehr Arbeitsteilung. Und wir als Verbraucher: Bekommen sichere Lebensmittel, zu bezahlbaren Preisen. Niemand muss sich wirklich ernsthaft Sorgen machen, wenn ein Dürresommer kommt. Wir finden weiterhin in den Supermärkten zu genüge die ganze Bandbreite – von der Butter aus der Region, frischem Obst und Gemüse. Saisonal wenn wir wollen, exotisch, wenn uns danach ist. Preiswert. Wir geben heute nur noch rund 9 Prozent unseres Gesamtbrauchs für Nahrungsmittel aus. Mit einem hohen Standard bei Tier- und Umweltschutz.

Diese moderne Landwirtschaft hat uns Spielräume gegeben, die unsere Großelterngeneration nicht kannte: Freiheit von Hunger und Sorge um die Ernährung. Finanziellen Spielraum. Denn ein viel höherer Anteil unseres Einkommens steht uns zur Verfügung, für eine schöne Wohnung, für Freizeit, für Urlaub. Aber mit dieser Landwirtschaft, die uns bietet, wovon zwei Generationen vor uns nur geträumt wurde, hadern wir. Warum ist das so?

Meine These dazu ist: Wir haben über die Effizienz vergessen, dass wir es mit einem besonderen Markt zu tun haben. Wir haben vergessen, das Bauchgefühl mitzunehmen. Das romantisierende Bild von Acker, Stall und Bauer lebt weiter, obwohl sich die Realität weiterentwickelt hat. Haben wir Mut und er-setzen wir die Potemkinschen Streichelbauernhöfe in unseren Köpfen. Landwirtschaft ist heute Hightech. Mit GPS, Drohne und Traktor mit präziser digitaler Technik, mit dem Roboter im Kuhstall.

Lieber Herr Bartmer, sie als langjähriger Präsident der DLG haben uns in den vergangenen Jahren, besonders im Herbst jedes Jahres, sei es bei der Agritechnica oder der Eurotier, dies immer eindrucksvoll vor Augen geführt. Sie persönlich haben dabei stets betont, dass moderne Technik kein Selbstzeck ist, sondern einen nachhaltigen Umgang mit den wertvollen Ressourcen wie Boden und Wasser ermöglicht. Und der Satz „Technik, die begeistert.“, könnte auch von Ihnen sein. Das ist aber der Claim von einem Autohersteller. Wenn in Autos also Technik steckt, wenn sie von hochpräzise arbeitenden Maschinen hergestellt werden, dann gibt uns das ein Gefühl von Sicherheit. Wenn wir das Gefühl haben, dass in unseren Lebensmitteln Technik steckt, dass sie von Maschinen hergestellt werden, wenn Roboter Tiere pflegen und Felder bewirtschaften – dann löst das bei vielen erst einmal ein Gefühl der Entfremdung aus.

Und hier komme ich zu meiner zweiten These: Wir haben es über viele Jahre versäumt, selbst mutig, mit Leidenschaft, mit Über-zeugung, ein modernes Bild der Landwirtschaft zu zeichnen. Wir haben das geschehen lassen. Wir haben uns versteckt hinter tradierten Bildern. Und das konnten wir. Denn wer kommt heute noch in Kontakt mit einem Landwirt, mit einem Hof? Busse sollen zwar autonom fahren, aber die Bäuerin mit der Milch-kanne über den Hof hüpfen. Warum eigentlich? Es ist unsere Sehnsucht nach heiler, nicht komplexer Welt. Aber es hilft ja nichts: Realitätssinn ist gefragt: in den Schulbüchern, in der Werbung, in den Medien. Diesen Bewusstseinswandel müssen wir erreichen.

Deshalb freue ich mich, auch heute hier Jutta Zeisset auszeichnen zu können, die mit ihrer sympathischen, offenen Art des Kommunizierens zeigt, wie Landwirte heute ihre Arbeit erledigen. Das schafft Transparenz und fördert den Dialog. Denn wir müssen vermitteln, dass Technik auch in der Landwirtschaft für Sicherheit und Innovationen steht. Für Modernität, die den Tieren und den Böden dienlich ist. Dass sie sogar für mehr Tierwohl sorgen kann - und für den Verbraucher sichere und hochwertige Produkte garantiert. Deshalb ist mein Ziel, dass wir dafür sorgen, dass unser Bauchgefühl mitwächst. Dass sich unser Bauchgefühl, das Bauchgefühl unserer Verbraucher, neuen Erkenntnissen anpasst. Themen wie Nachhaltigkeit oder Tierwohl müssen wir proaktiv ansprechen, nicht verschämt.

IV. Leitbild Zukunftsfähige Agrarpolitik

Welches Leitbild verfolgt die zukunftsfähige Agrarpolitik? Was muss Landwirtschaft leisten? Was sie immer geleistet hat: Sie muss die Menschen ernähren. Dazu muss sie natürlich wirtschaftlich sein und technische Entwicklungen nutzen. Sie muss aber auch ein hohes Maß an Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen zeigen. Tiergerecht sein und nachhaltig.
Zur Attraktivität ländlicher Regionen beitragen. Das ist mein Leitbild für eine flächendeckende und nachhaltige Landwirtschaft.

Und einen Punkt möchte ich besonders betonen. Die Wertschätzung. Wir haben uns alle daran gewöhnt, Wertschätzung zu fordern. Für die Landwirtschaft, für unsere Bauern. Das ist richtig.
Aber ich will, dass wir das umdrehen. Wertschätzung ist keine Einbahnstraße. Landwirtschaft muss auch Wertschätzung entgegenbringen, den Verbraucher, den Kunden. Ihn und seine Anliegen ernst nehmen. Deshalb gehört zu meinem Leitbild auch, dass unsere Landwirtschaft wertschätzend sein muss.

V. Agrarpolitik für eine flächendeckende und nachhaltige Landwirtschaft

Was folgt aus diesem Leitbild für unsere Landwirtschaftspolitik? Für mich ist es folgendes: Eine zukünftige Agrarpolitik nimmt die Anliegen der Konsumenten ebenso wie der Landwirte ernst. Sie tritt ein für Wettbewerbsfähigkeit, für Tierschutz, für Umwelt- und Naturschutz, für nachhaltiges Wirtschaften in attraktiven ländlichen Räumen. Sie übernimmt Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt. Sie macht klar, dass Landwirtschaft ein besonderer Sektor ist. Der Landwirt ein anspruchsvoller Beruf. Der unsere Mittel zum Leben erzeugt. Dass Landwirtschaft Lebenswirtschaft ist.
Sie adressiert Zielkonflikte. Zum Beispiel zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Tierwohl, zwischen Erntesicherung und Pflanzenschutzmittelreduktion, zwischen der Entwicklung neuer, klimastressresistenteren Pflanzenzüchtungen und den Folgen der gesellschaftlichen Ablehnung dieser Techniken. Oder Zwischen Umweltschutz und Tierwohl. Dass Landwirtschaft mehr Emissionen verursachen wird, wenn Tiere mehr draußen und weniger im Stall sind, wo die Luft gefiltert werden kann.

VI. Aktionsfelder

Es gibt eine ganze Reihe von Aktionsfeldern für die Landwirtschaftspolitik. Lassen Sie mich zusammenfassend die sieben Hauptfelder benennen.

1. International

International muss Landwirtschaftspolitik für Freihandel und Know-how-Transfer eintreten und sich in internationale Prozesse einbringen
- aus der Überzeugung, dass Handel zum breiteren Wohlstand und Teilhabe führt,
- aus der Verantwortung, das Recht auf Nahrung umzusetzen.

Deshalb setze ich mich dafür ein, die internationalen Aktivitäten des BMEL zu stärken. Eine stärkere Rolle der Land- und Ernährungswirtschaft einzufordern, in den internationalen Prozessen, bei internationalen Organisationen. Auch das ist ein Integrations-, ein Verständigungsprozess. Wer miteinander handelt, der versetzt sich nicht nur in den Markt, sondern auch in die Menschen des anderen Landes. Wer sich austauscht und versteht, der betreibt auch ein Stück Friedenssicherung und Antinationalismus.

Dafür ist es wichtig, dass die Politik wichtige Impulse zum Handeln bekommt, wie von Ihnen, Herr Professor. de Haen. Sie haben in den vergangenen dreißig Jahren auf nationaler aber besonders auch auf internationaler Ebene agrarpolitische Debatten angestoßen und geführt. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich.

2. Regional
Landwirtschaftspolitik muss Regionen gestalten wollen. Weil Landwirtschaft aus Gegenden lebenswerte Landschaften macht. Weil sie unser Land belebt. Deshalb hat die Agrarpolitik die Aufgabe, lokales und regionales Handeln zu aktivieren und die Entwicklung von Perspektiven auf dem Land zu unterstützen. Indem wir Impulse geben für unternehmerische Strategien, die Regionalität stärken. Indem wir Wertschöpfung vor Ort stärken, die Direktvermarktung mit Milchtankstellen und Hofläden ebenso wie über Onlineshops. Die Weiterverarbeitung vor Ort ebenso wie Stadt-Land-Beziehungen. Indem Wertschöpfung von Land- und Forstwirtschaft in den Regionen verbleibt. Mit Holding-Landwirtschaft von Großstädten aus gesteuert finden wir keine Akzeptanz. Wir müssen die Marktstellung der Landwirte unterstützen. Deshalb setze ich mich dafür ein, die GAK stärker zu fokussieren auf Innovation, Infrastruktur, Umwelt-, Natur- und Tierschutz.

3. Transparenz
Landwirtschaftspolitik muss für Transparenz und Sicherheit sorgen.
- Deshalb setze ich mich dafür ein, das Qualitätsmanagement der Überwachung in der Lebensmittelkette weiter verbessern.
- Und vorhandene Systeme – amtliche und die der Wirtschaft – zu stärken und besser miteinander zu verzahnen.

4. Tierwohl
Tierwohl ist der Bereich, in dem unsere Versäumnisse am deutlichsten werden. In dem wir uns eingestehen müssen, dass Praktiken, die vielleicht zwar den Vorschriften und Ausnahmegenehmigungen genügen, in Frage gestellt werden. Beim Töten männlicher Küken, beim Schwänzekupieren, beim Schnäbelkürzen. Demonstrative Verteidigungshaltung bringt hier keinen weiter! Und beziehen wir die Wissenschaft stärker ein. Nicht nur dann, wenn uns deren Ergebnisse gefallen.

Aber wir sollten auch erklären, wenn das allgemeine Bauchgefühl weit entfernt ist von wissenschaftlichen Grundlagen, Daten und Fakten. Nicht das, was vertraut und althergebracht ist, ist automatisch gut für das Tier. Nicht der vielleicht heimelig aussehende Stall, in dem die Kühe angebunden werden müssen. Sondern der moderne große Laufstall. Klein ist nicht immer gleich besser. Groß auch nicht. Deshalb ist Differenzierung angesagt. Deshalb setzte ich mich dafür ein, gemeinsam mit Ihnen ein Tierwohlkennzeichen in den Markt zu bringen, das dem Verbraucher Orientierung bietet zu erkennen, wo mehr Tierwohl drin steckt.

5. Umwelt und Natur
Regionale Konzentration und Unwuchten der Tierhaltung mit entsprechen hohen Emissionen und Nähstoffüberschüssen sind mit Problemen behaftet. Wenn die Anzahl der Tiere nichts mehr mit der vorhandenen Landfläche zu tun hat. Und ich kann mich nicht mit dem Gedanken von Ställen an-freunden, bei denen auf mehreren Stockwerken Tiere gehalten werden. Schwachstellen, Angriffsflächen, die Landwirtschaft auch bietet, müssen wir angehen. Die Diskussion um Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel zeigt uns, dass sich immer mehr Bauern rechtfertigen müssen. Aber die Diskussion darf sich nicht verfangen im alles oder nichts. Sondern im Weniger, präziser, effektiver. Und da bin ich beim Thema Digitalisierung. Meinem sechsten Aktionsfeld.

6. Digitalisierung
Denn die Digitalisierung ist für mich ein Schlüssel für die weitere Entwicklung der Agrarwirtschaft in den kommenden Jahren. Sie bietet uns die Instrumente, für mehr Tierwohl, für mehr Nachhaltigkeit, für mehr Transparenz. Lösungen zu finden, die nicht im entweder-oder-Modus sich bewegen, sondern im sowohl-als auch. Sie bietet Lösungen für die Stärkung von Regionalität genauso wie Lösungen für eine verantwortungsvolle Internationalisierung. Aber ich will mehr, ich will, dass wir es in der Sache und mit dem guten Bauchgefühl beim Verbraucher hinbekommen.

Ganz aktuell: Das Hilfswerk Brot für die Welt verkündete gestern, in der Digitalisierung der Landwirtschaft sehe es keinen Nutzen im weltweiten Kampf gegen Hunger. Die neuen Technologien könnten die Auseinandersetzung um Ressourcen sogar verschärfen. Ich halte diese Herangehensweise nicht für richtig. Digitalisierung sollten wir nicht pauschal schlecht reden, sonst zerstören wir voreilig Chancen zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung. Ernährungssicherheit lässt sich nur verwirklichen, wenn alle an einem Strang ziehen. Mit digitalen Lösungen wird nicht klein gegen groß ausgespielt, sondern es können beide voneinander profitieren. Und deshalb bin ich bei Aktionsfeld Nummer sieben: Eine zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik tritt ein für ein modernes Bild der Landwirtschaft. Offensiv und leidenschaftlich.

VI. Schluss und 7. Aktionsfeld: Rhetorischen Neustart wagen

Ich möchte Sie alle einladen und ermutigen, gemeinsam dafür einzutreten, dass wir die Entfremdung, die Teile unserer Verbraucher haben, das Hadern, das sie der Landwirtschaft entgegenbringen, versuchen zu überwinden.

Ich möchte Sie einladen, gemeinsam etwas zu wagen, einen rhetorischen Neustart in der Debatte um die Landwirtschaft. Spielen wir uns nicht gegeneinander aus.
Lassen Sie uns auch raus aus dem schwarz-weiß-Denken, das wir rhetorisch zementiert haben.

Lassen Sie uns werben für eine moderne Landwirtschaft. Die Technik und Tierwohl verbindet. Nachhaltigkeit und Präzisionslandwirtschaft. Die den Beruf des Landwirten schätzt und dankbar für die Mittel zum Leben, unsere Lebensmittel ist. Die die Kulturlandschaftspflege wertschätzt.

Weder geht es mit einem schlichten Weiter so, noch einer eruptiven Agrarwende. Sondern nur mit einer stetigen Entwicklung, mit all der Komplexität, die unsere Landwirtschaft ausmacht.
Deshalb lade ich Sie ein: Seien Sie komplex. Kommunizieren und diskutieren Sie - es geht um unser aller Zukunft!

Vielen Dank!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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