Öko und konventionell nebeneinander, statt gegeneinander

Rede von Bundesministerin Julia Klöckner anlässlich des 5. BÖLW-Empfangs

Es gilt das gesprochene Wort.

Anreden,

I. Einleitung: Wo stehen wir?

kurze Begrüßung: 5. Empfang des BÖLW

Lassen Sie uns eine kleine Bestandsaufnahme machen und einen Blick in die Zukunft wagen:

1. Wo steht die ökologische Lebensmittelwirtschaft
2. Wo möchte sie hin?
3. Wie schaffen wir das gemeinsam?

1. Wo stehen wir?

Noch nicht auf dem Gipfel, aber im zweiten Basislager mindestens. Wir haben gemeinsam schon viel erreicht.

Bio ist kein Nischenprodukt mehr – Bio ist bei vielen Verbrauchern angekommen!

Der Ernährungsreport meines Hauses, den ich in der vergangenen Woche vorgestellt habe, hat genau dies gezeigt: Jeder zweite Verbraucher achtet beim Kauf auf das Bio-Siegel.

Der Umsatz mit Biolebensmitteln hat sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt.

Bioprodukte werden nicht mehr nur auf Wochenmärkten oder in kleinen Läden vermarktet, sondern über alle Wege: Fachhandel, Supermarkt und Discounter.

2. Wo wollen wir hin?

Doch wir sind noch ein ganzes Stück entfernt von dem Ziel, das wir uns in Deutschland in der Nachhaltigkeitsstrategie selbst gesetzt haben. Bis 2030 wollen wir das 20-Prozent-Ziel erreicht haben: 20 Prozent ökologische Anbaufläche in Deutschland. Das haben wir auch so im Koalitionsvertrag zusätzlich vereinbart.

3. Wie schaffen wir das?

Eine zunehmende Anzahl von Landwirten befasst sich sehr ernsthaft mit der Frage, ob sie ihren Betrieb auf öko umstellen sollen.

Die Politik kann ihnen diese Entscheidung nicht abnehmen. Aber sie kann für positive Rahmenbedingungen sorgen, um ihnen die Entscheidung zu erleichtern - und das wollen wir!

Die maßgeblichen Stellschrauben für eine positive Branchenentwicklung in Deutschland haben wir gemeinsam mit Ihnen in der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) benannt.

In fünf Handlungsfeldern und mit 24 maßgeschneiderten Konzepten, in die auch Ihre breite und langjährige Expertise eingeflossen ist.

Im Mittelpunkt der Zukunftsstrategie stehen fünf Handlungsfelder, die als nationale Schlüsselbereiche für ein stärkeres Wachstum identifiziert wurden und zentrale Herausforderungen der Ökobranche adressieren:

  • den Rechtsrahmen zukunftsfähig und kohärent gestalten,
  • die Zugänge zur ökologischen Landwirtschaft erleichtern,
  • das Nachfragepotenzial voll ausnutzen und weiter ausbauen,
  • die Leistungsfähigkeit ökologischer Agrarsysteme verbessern sowie
  • die Umweltleistungen angemessen honorieren.

Dafür nehmen wir Geld in die Hand. Wichtiges Finanzierungsinstrument ist das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

Über das BÖLN haben wir bereits über 1000 Forschungsprojekte und über 50 Informationsveranstaltungen finanziert - mit einem Gesamtvolumen von 138 Millionen Euro gefördert.

Ich habe mich erfolgreich dafür eingesetzt, dass der Etat für das BÖLN für 2018 und 2019 von 20 auf jeweils 30 Millionen Euro erhöht worden ist. Auch für die Folgejahre wollen wir dieses Niveau halten.

Sie sehen: Wir bereiten den Weg!

Wichtige Vorhaben der Zukunftsstrategie sind bereits weit vorangeschritten: Im Prozess zur Revision der EU-Ökoverordnung ist mit der Verabschiedung der Basisverordnung ein Meilenstein erreicht worden.

Bei anderen Vorhaben sind wir auf gutem Wege:

  • Zur weiteren Stärkung der Ökoforschung steht eine „Roadmap Forschung“ kurz vor der Fertigstellung.
  • Mein Ministerium lässt zudem die stärkere Integration des Ökolandbaus in die berufliche Bildung gerade über ein wissenschaftliches Projekt prüfen.
  • Mein Ziel ist es, den Bio-Anteil in der Gemeinschaftsverpflegung öffentlicher und privater Einrichtungen sowie in Gastronomie und Hotellerie zu steigern.
  • Dazu bereitet mein Ministerium eine Informationsoffensive vor.

Lassen Sie mich noch etwas zu einem wichtigen Punkt sagen: zur Gemeinsamen Agrarpolitik, zur GAP. Ich setze mich ein für eine GAP, mit der Einkommensunterstützung UND ein zielgerichteter Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt sowie zum Klima- und Ressourcenschutz erreicht werden kann.

Dabei werden auch künftig die freiwilligen Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen in der 2. Säule eine wichtige Rolle spielen.

Aber wir brauchen auch weiterhin eine wirksame 1. Säule. Konventionelle wie ökologisch wirtschaftende Betriebe profitieren gleichermaßen von den Direktzahlungen. Eine abschließende Bewertung kann nur im Gesamtpaket „Grüne Architektur“ erfolgen. Wir prüfen derzeit verschiedene Möglichkeiten zur Ausgestaltung.

II. Schluss: Öko und konventionell nebeneinander, statt gegeneinander

Anrede,

Landwirtschaft ist nicht schwarz oder weiß, Landwirtschaft ist nicht gut oder böse. Landwirtschaft kann nicht mit Pauschalisierungen und Stimmungen funktionieren.

Ökologischer und konventioneller Landbau können aber voneinander lernen – ich denke da vor allem an die Themen Digitalisierung, Pflanzenschutz und Tierwohl.

Lassen Sie uns deshalb gemeinsam die Zukunft der Landwirtschaft gestalten. Nebeneinander, statt gegeneinander.

Vielen Dank!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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