In jedem Alter trägt genussvolles, ausgewogenes und abwechslungsreiches Essen und Trinken wesentlich zum Erhalt und zur Förderung von Gesundheit und Lebensqualität bei

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner auf der Fachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO)

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Gern bin ich heute zu Ihnen gekommen, um mit Ihnen über ein Thema zu sprechen, das buchstäblich Leib und Seele zusammenhält: Unsere Ernährung!

Die Ernährung - und die Nahrung an sich - ist ein Medium mit einem unendlichen Potential. Bei Malerei geht es um die visuelle Information, bei Musik um die Akustik. Das Essen jedoch spricht alle Sinne an: Man sieht es, man hört es, man riecht es und vor allem: man schmeckt es!

Es macht nicht nur satt, sondern es verankert uns auch in unserer Kultur, in unserer Gesellschaft und unserer Gemeinschaft. Und es wird ein Teil von uns. Man ist, was man isst. Da ist schon etwas dran! Daher ist es so besonders wichtig: In jedem Alter trägt genussvolles, ausgewogenes und abwechslungsreiches Essen und Trinken wesentlich zum Erhalt und zur Förderung von Gesundheit und Lebensqualität bei.

Die Auswahl frischer und gesunder Lebensmittel, sich selbst das Essen zuzubereiten und Gäste zu bewirten, gemeinsam zu genießen und Freude am Essen und Trinken zu haben – das alles fördert unser Wohlbefinden. Diese Dinge sind ein elementarer Bestandteil unserer Lebensqualität. Eine genussvolle, gesundheitsfördernde Ernährung zusammen mit regelmäßiger Bewegung, geistiger Aktivität und sozialer Teilhabe spielt eine zentrale Rolle für ein gesundes, "gutes" Älterwerden. Ausgewogenes Essen und Trinken verbessert die Chancen, lange körperlich und geistig fit zu bleiben.

Mahlzeiten strukturieren darüber hinaus den Alltag und bieten soziale Kontakte: Ob zuhause mit der Familie, beim gemeinsamen Mittagstisch in der Gemeinde oder in der Senioreneinrichtung. Selbst beim Bezug von "Essen auf Rädern" mit der Person, die das Essen ausliefert: Mahlzeiten fördern Gemeinschaft und soziale Teilhabe – vor allem im Alter ein wichtiger Aspekt. Essen und Trinken sind deshalb nicht umsonst für viele ältere Menschen Höhepunkte des Tages. Gründe genug also, unserem Essen und Trinken im Alter besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu schenken.

Seit mehr als zehn Jahren machen sich die BAGSO und das BMEL gemeinsam stark für eine gesunde Ernährung, mehr Bewegung und die soziale Teilhabe älterer Menschen. Dafür möchte ich Ihnen und Ihrem sehr engagierten Team sehr herzlich danken. Auch mir sind diese Themen wichtig. Deshalb habe ich mit meinem Ministerium die Ernährungsinitiative für Seniorinnen und Senioren ins Leben gerufen.

Hier ist das BAGSO Projekt "Im Alter IN FORM – Gesunde Ernährung, mehr Bewegung, aktive Teilnahme in Kommunen fördern" eine wichtige Säule. Gerade weil wir damit auch die Personen erreichen können, die - oft sogar ehrenamtlich - ihren Beitrag in der Seniorenarbeit in den Kommunen leisten. Damit sind wir vor Ort! Damit setzen wir die gute Zusammenarbeit zwischen meinem Ministerium und der BAGSO fort: Wir unterstützen unsere gemeinsame Projektarbeit mit der BAGSO für weitere drei Jahre mit rund 1,65 Millionen Euro. Denn mir ist es ein großes Anliegen, die Verbesserung der Ernährungskompetenz auch von älteren Menschen und den entsprechenden Multiplikatoren intensiv in den Blick zu nehmen. Im Jahr 2050 gehört jeder Dritte in Deutschland zur Generation 60 plus.

Mit einem weiter steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung wird es immer wichtiger, die besonderen Bedürfnisse und Ernährungskompetenz von Senioren zu betrachten und zu verbessern. Auch bei der Verpflegungsqualität in Einrichtungen und von "Essen auf Rädern" gibt es Verbesserungsbedarf. Die Datenlage zur Ernährungssituation von Älteren in Deutschland ist unzureichend. Und über die Zusammenhänge zwischen Krankheiten wie z.B. Demenz und Ernährung wissen wir noch sehr wenig.

Die Ernährung soll daher zukünftig stärker nach den Lebens- und Altersphasen in den Blick genommen werden. Wichtig dafür ist die Sensibilisierung und Schulung von Akteuren, die für die Verpflegung älterer Menschen verantwortlich sind. Gleichzeitig wollen wir auch das Ehrenamt im Seniorenbereich stärken und die soziale Teilhabe älterer Menschen fördern. Auch die Verpflegungsqualität in Senioreneinrichtungen und von Essen auf Rädern kann durch die flächendeckende Umsetzung der Qualitätsstandards der Deutsche Gesellschaft für Ernährung noch deutlich verbessert werden.

Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, sind wir mit den Ländern im Gespräch, um gemeinsam flächendeckend Vernetzungsstellen für Seniorenernährung einzurichten. Diese Vernetzungsstellen sollen die Informationen über ausgewogene Ernährung zu den Menschen bringen und einen Beitrag zur Förderung der sozialen Teilhabe von älteren Menschen leisten. Wir gehen davon aus, dass die ersten dieser Vernetzungsstellen noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen werden.

Weiter plane ich, in meinem Ministerium noch in diesem Jahr zwei Runde Tische zum Thema "Ernährung und Demenz" und "Ernährung und Diabetes" durchzuführen. Und: Das neue DGE-Projekt "IN FORM in der Gemeinschaftsverpflegung" mit dem Fokus auf die Zielgruppe "ältere Menschen" wollen wir mit weiteren drei Millionen Euro in einem Zeitrahmen von drei Jahren fördern und unter anderem mit der Arbeit der Vernetzungsstellen verzahnen.

Wie Sie sehen, gibt es für uns noch viel zu tun. Aber ich bin mir sicher, dass wir hier gemeinsam vieles für die ältere Generation zum Positiven verändern können. Lassen Sie uns weiterhin gemeinsam daran arbeiten.

Vielen herzlichen Dank!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Bonn


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