Lebensmittelverschwendung vermeiden

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner anlässlich der Breaktout-Session beim G20-Agrarministertreffen am 11. Mai 2019 in Niigata

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Einleitung

Die Verschwendung von Lebensmitteln hat viele Dimensionen.

Eine ethische Dimension, die die Frage aufwirft: Wie können wir verantworten, dass weltweit jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet werden oder verloren gehen? Wenn es uns gleichzeitig nicht gelingt, dass die Zahl der Hungernden abnimmt?

Sie hat aber auch eine wirtschaftliche Dimension: Denn mit jedem Lebensmittel, das verloren geht, verlieren wir wertvolle Ressourcen.

Und sie hat eine klimapolitische Dimension: Wären die gesamten Lebensmittel, die weltweit verloren gehen oder verschwendet werden, ein Land, wäre dieses der drittgrößte Emittent an Klimagasen.

Es gibt also viele gute Gründe, jetzt mit Entschlossenheit zu handeln.

Lebensmittelverschwendung vermeiden

Denn Lebensmittelabfälle entstehen an jedem Punkt der Wertschöpfungskette.

Viele Unternehmen haben die Vermeidung von Lebensmittelabfällen deshalb bereits seit Jahren in ihre unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen.

Dafür gibt es viele Hebel:

  • In der Primärproduktion kann Präzisionslandwirtschaft für eine effizientere sowie ressourcenschonendere Lebensmittelerzeugung sorgen.
  • Lebensmittelabfälle sollen entlang der Kette erfasst werden, um sie erfolgreich mittels passgenauer Maßnahmen zu minimieren.
  • Die Verarbeitung von Lebensmitteln kann optimiert werden, ebenso wie Lagerung, Vorratsschutz und Logistik.
  • Nicht zuletzt tragen auch die Verbraucher Verantwortung. Zu oft werden Lebensmittel achtlos verschwendet oder entsorgt.

In Deutschland wandern jährlich mehr als elf Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll.

Unser Ziel in Deutschland ist, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Nahrungsmittelverluste einschließlich Nachernteverlusten zu verringern.

Wir haben das Thema bereits früh aufgegriffen und 2012 eine Kampagne gestartet mit dem Titel "Zu gut für die Tonne!". Sie finden die Beschreibung der Kampagne auch im Inventory (Projekt 05) in der Anlage zur heutigen G20-Agrarministererklärung. Die Kampagne richtet sich an Verbraucher, sie schafft Bewusstsein – und gibt ganz praktische Tipps. Über eine App können Verbraucher herausfinden, wie sie Lebensmittelreste am besten verwerten.

Mit einer "Beste-Reste-Box", die es in Restaurants gibt, haben wir das Mitnehmen der Essensreste wieder sexy gemacht.

Und für Schulen haben wir Unterrichtsmaterial entwickelt, damit das Thema besser behandelt werden kann.

Viele Bausteine also, um an vielen Stellen in der Gesellschaft die Menschen zu erreichen.

Gleichzeitig setzen wir nun meine Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung um, die im Februar von der Bundesregierung beschlossen wurde. Hier werden alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette in Sektor bezogenen Dialogforen eingebunden, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung sehe ich als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Daher beziehen wir alle Akteure, nicht nur der Wirtschaft, sondern auch aus Zivilgesellschaft und Forschung in den nationalen Prozess zur Entwicklung von Maßnahmen und Zielmarken gegen Lebensmittelverschwendung ein.

Wir investieren in Forschung: Im Auftrag meines Ministeriums entwickeln Wissenschaftler intelligente Verpackungen. Sie erleichtern es Verbrauchern zu erkennen, ob Lebensmittel noch genießbar sind.

Unterstützt werden wir auch vom Lebensmitteleinzelhandel: Viele Supermärkte geben Lebensmittel nahe des Mindesthaltbarkeitsdatums bereits günstiger und abgelaufene Produkte kostenfrei ab.

Schluss

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Gerade bei diesem Thema ist es wichtig, dass wir uns austauschen, dass wir voneinander lernen. Dass wir gute Beispiele bekannt machen.

Das, was wir in Deutschland dazu an Erfahrungen gesammelt haben, stellen wir gerne zur Verfügung.

Ich danke der japanischen Präsidentschaft für die gelungene Verhandlung.

Vielen Dank!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Niigata/Japan


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