Für die Weinbaugebiete soll es leichter gemacht werden, das eigene Profil zu schärfen – und so die Weine besser zu vermarkten.

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner zur Einweihungsfeier zur Standorterweiterung der Weinkellerei Zimmermann-Graeff & Müller GmbH

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede

Einleitung

Seit fünf Generationen wird die Weinkellerei Zimmermann - Graeff & Müller (ZGM) erfolgreich als Familienbetrieb geführt. Sie haben in dieser langen Geschichte eine besondere Tradition, eine einzigartige Marke geschaffen! "ZGM" das ist ein Begriff, – Respekt! Das schafft man nur mit Weitblick, Mut, unternehmerischem Geschick und Qualität.

Die Weinkellerei beschäftigt heute 285 Mitarbeiter und wird von 1.000 Winzern aus Rheinland-Pfalz beliefert und ist damit ein wichtiger Wirtschaftsmotor für die gesamte Moselregion. Das bedeutet viel Verantwortung!

Weinexport

Die Weinkellerei Zimmermann - Graeff & Müller blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück und hat sich immer wieder an die Entwicklungen und Trends angepasst. Noch vor hundert Jahren spielte sich Ihr Geschäft hauptsächlich in Deutschland ab. Heute exportiert Ihre Kellerei in über 50 Länder – deutscher Wein ist gefragt und der Weinmarkt wird immer internationaler. 2017 wurden weltweit 108 Millionen Hektoliter grenzüberschreitend gehandelt – damit wurde fast jede zweite Flasche außerhalb des Produktionslandes getrunken. Denn die Weinproduktion 2018 war weltweit mit 282 Millionen Hektolitern eine der höchsten seit dem Jahr 2000.

Jetzt ist wichtig, dass die Preise stabil bleiben. Aber auch hier zeichnet sich im Moment zumindest für den deutschen Markt eine solide Entwicklung ab. Trotzdem ist es wichtig, die Märkte gut zu beobachten. Neue Felder und neue Märkte zu erschließen. Auch, weil andere deutsche Exportmärkte schwächeln: an erster Stelle Großbritannien, zuletzt aber auch die Niederlande.

Ich will Sie aktiv unterstützen und habe mich deshalb entschieden, die Exportförderung meines Ministeriums für den Weinsektor zu öffnen. Damit kann die Weinwirtschaft an den Maßnahmen der BMEL-Exportförderung teilnehmen. So können wir gemeinsam mit unseren Winzerinnen und Winzern den Kreis der ausländischen Handelspartner weiter ausweiten und neue Märkte für unseren deutschen Wein erschließen.

Denn heimische Winzer sind international wertgeschätzt und unser Wein genießt einen hervorragenden Ruf.

Reform des Weingesetzes: Die Eckpunkte stehen

So, wie sich der Weinmarkt von Zeit zu Zeit ändert, müssen wir auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie das Weingesetz, regelmäßig überprüfen. Werden die gesetzlichen Bestimmungen den Herausforderungen der Zeit noch gerecht, fügen sie sich dabei auch in den europarechtlichen Rahmen ein und bringen sie unsere Gesellschaft voran?

Die europäische Weinmarktreform von 2008 macht eine tiefgreifende Reform des Weingesetzes notwendig. Das Weingesetz spiegelt zurzeit in zwei wesentlichen Teilen noch nicht oder nicht konsequent den Wandel auf EU-Ebene wider:

  • Erstens: den Wechsel vom germanischen Qualitäts- zum romanischen Herkunftssystem und
  • Zweitens: die wachsende Verantwortung der Erzeuger für ihre herkunftsgeschützten Weine, wie zum Beispiel, - um eines der berühmtesten zu nennen - die "Mosel".

Hinzu kommt, dass wir den nationalen Entwicklungen mehr Rechnung tragen müssen. Das Ergebnis der Reform soll ein Gewinn auf beiden Seiten sein – für die Weinbranche und die Verbraucher. Kurz gesagt: Für die Weinbaugebiete soll es leichter gemacht werden, das eigene Profil zu schärfen – und so die Weine besser zu vermarkten. Geschichten zu erzählen.

Und dabei wollen wir nicht nur neue Vermarktungsperspektiven für Qualitäts-, sondern auch für Landweine schaffen. Zudem wollen wir den Winzerinnen und Winzern bei der Festlegung der Qualitätsbedingungen und Produktionsanforderungen für ihre Herkunftsweine mehr Verantwortung übertragen. Der politische Rahmen für die Reform steht – nun geht es an die Details. Das klappt aber nur, wenn wir alle an einen Tisch holen – das habe ich bei drei runden Tischen gemacht. Und ich kann Ihnen sagen: es ist nicht immer leicht einen Konsens zu finden.

Wie sieht das konkret aus?

  • Erstens: Wir konnten uns auf das Ziel einer stärkeren Profilierung von Weinen mit geschützter Herkunftsangabe einigen.

Entsprechend der Aussage "je kleiner die Herkunft, desto größer die Qualität" soll das neue Weingesetz eine stärkere Herkunftsprofilierung ermöglichen und fördern. Daher sollen Mindestanforderungen für diese Weine festgelegt werden.

  • Zweitens: Äußerst positiv war aus meiner Sicht auch, dass wir uns nahezu einvernehmlich auf eine Verlängerung der Begrenzung der Neuanpflanzungen auf 0,3 Prozent bis 2023 verständigen konnten.

Ich weiß, dass die Kellereien hierüber nicht sehr glücklich sind – zumal Deutschland in der Europäischen Union neben Spanien das einzige Land ist, das national unter der 1 Prozent Grenze bleibt. Und doch hoffe ich auf Ihr Verständnis.

Der "Kompromiss" ist heute in wenig in Verruf geraten. Aber dieser Kompromiss ist nötig und ich denke, auch den Kellereien ist an fairen und auskömmlichen Fassweinpreisen gelegen. Das langfristige Ziel muss mehr Wertschöpfung sein! Und damit wären wir dann auch wieder bei der Herkunftsprofilierung.

Schluss

Die Weinkellerei Zimmermann- Graeff und Müller ist ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor in der Region. Ich freue mich, dass nach drei Jahren Bauzeit der neue Keller und die Füllanlagen in Betrieb genommen werden können. Dass Sie weiter expandieren, bei gleichbleibender Qualität und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt.

Es ist beeindruckend, was Sie hier als Familienbetrieb leisten.

Vielen Dank für die Einladung!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Zell/Mosel


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