"Nachhaltigkeit ist eine Daueraufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann! Jede Veränderung fängt beim Einzelnen an."

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner anlässlich der Nachhaltigkeitskonferenz

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Ich begrüße Sie herzlich zu unserer Nachhaltigkeitskonferenz. Unter dem Motto „Und was gibt’s morgen? Strategien für eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung“.

Die Bundesregierung hat die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung als Richtschnur ihres politischen Handelns benannt. Unsere deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, die wir kontinuierlich weiterentwickeln, fördert bereits in vielen Bereichen zukunftsfähige Lösungen.

Lassen Sie uns also heute konkret werden Was bedeutet der Begriff, wenn es um unser Leben, unser Essen, unsere Gesundheit geht? Und welche Landwirtschaft wird unsere Zukunft prägen?

Ich möchte Ihnen dazu drei Thesen vorstellen: Erstens: unsere Landwirtschaft wird ressourcenschonender. Zweitens: Wir müssen auch unsere Ernährung verantwortungsvoller gestalten. Und drittens, Nachhaltigkeit ist eine Daueraufgabe, die nur gemeinsam erfüllt werden kann.

Die Landwirtschaft wird ressourcenschonender

Der Boden, das Wasser, die Luft, die natürlichen Rohstoffe und die Artenvielfalt sind unsere Lebensgrundlagen. Und nur durch einen behutsamen Umgang können wir sicherstellen, dass sie auch in der Zukunft noch ihre vielfältigen Funktionen erfüllen.

Unsere Landwirtschaft wird schon jetzt nachhaltig! Durch die politische Förderung von Umbauten in Landwirtschaft und Gartenbau werden demnächst pro Jahr 421 Millionen Kilowattstunden eingespart und damit 222.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid weniger emittiert. Und wir fördern Innovationen, um Pflanzenschutzmittel und Ressourcen effizienter einzusetzen.  Wir haben deshalb bis zum Jahr 2022 alleine 60 Millionen Euro für die Digitalisierung in der Landwirtschaft eingeplant.

Um die Artenvielfalt zu fördern, haben wir kürzlich das Aktionsprogramm Insektenschutz im Kabinett verabschiedet. Um den Boden zu schützen, haben wir heute im Kabinett beschlossen, dass Humuserhalt und Humusaufbau wichtige Elemente im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung sein werden. Auf europäischer Ebene wollen wir die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union nach 2020 – die GAP – so ausrichten, dass damit eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa gefördert wird.

In den vergangenen drei Jahren haben so viele Bauern auf Bio umgestellt wie in den vergangenen zehn Jahren davor. Bis 2030 wollen wir die ökologisch bewirtschafteten Flächen von derzeit 9,1 Prozent auf 20 Prozent verdoppeln. Wir sind also auf einem guten Weg, aber es gibt noch mehr zu tun.

Mit unserer zurzeit in der Entwicklung stehenden Ackerbaustrategie. Die dazu dienen wird, die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse besser mit dem Schutz unserer natürlichen Ressourcen in Einklang zu bringen. Mit dem Klimaschutzplan 2050, der das Ziel formuliert, die jährlichen Emissionen der Landwirtschaft bis 2030 gegenüber 2014 um 11 bis 14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu reduzieren.

Wir können heute nicht über Nachhaltigkeit reden, ohne unseren Wald zu erwähnen. Zum einen, weil das Prinzip der Nachhaltigkeit, um das es heute geht, aus der Forstwirtschaft stammt: Zum anderen, weil unsere Wälder als riesige CO2-Speicher unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sind.

Ich habe mich deshalb in der vergangenen Woche bei unserem Nationalen Waldgipfel für ein groß angelegtes Aufforstungsprogramm mit standortangepassten Bäumen, für robuste Mischwälder ausgesprochen. Denn wer aufforstet, hat die zukünftigen Generationen im Blick.

Wir müssen unsere Ernährung stärker an Nachhaltigkeit ausrichten

Meine zweite These: auch unser Konsum von Lebensmitteln muss verantwortungsbewusster werden.

Kürzlich haben Wissenschaftler den Speiseplan für eine nachhaltige Ernährung vorgestellt. Nach diesem Speiseplan müssten wir unseren Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen ungefähr verdoppeln und unseren Verzehr von Fleisch und Zucker halbieren. Mit einer solchen Ernährungsweise könnte man bis zum Jahr 2050 etwa 10 Milliarden Menschen auf der Erde gesund ernähren.

Warum also nicht schon jetzt unsere Ernährungsgewohnheiten überdenken: Zum Beispiel liegt in Deutschland der pro Kopf Verzehr von Fleisch bei 60 Kilogramm pro Jahr. Das sind etwas mehr als ein Kilogramm Fleisch pro Woche. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Allein schon aus gesundheitlichen Gründen wäre also eine Reduzierung unseres Fleischkonsums vernünftig.

Es geht hier nicht um Verbote! Aber es geht darum, Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen, wieder zu genießen! Qualität sollte wieder mehr vor Quantität gehen!

Und damit komme ich zu einem weiteren Punkt, der mir äußerst wichtig ist: die unnötige Verschwendung von Lebensmitteln.

Jährlich landen rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Und mit ihnen wertvolle Ressourcen. Wir haben deshalb im Februar dieses Jahres die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung beschlossen, um die Lebensmittelverschwendung pro Kopf in Deutschland bis 2030 zu halbieren.

Nachhaltigkeit ist eine Daueraufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann.

Meine dritte These liegt mir ganz besonders am Herzen: Nachhaltigkeit ist eine Daueraufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann! Jede Veränderung fängt beim Einzelnen an.

Aber: ein behutsamer und verantwortungsvoller Umgang mit unserer Erde und ihren Ressourcen geht uns alle etwas an. Wir leisten mit ganz unterschiedlichen Instrumenten unseren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Mit gesetzgeberische Maßnahmen, mit der Schaffung von finanziellen Anreizen, mit Dialogen und mit der Finanzierung von Forschung für Innovationen.

Aber: Wenn das Prinzip der Nachhaltigkeit nicht nur als Staatsziel in unsere Verfassung eingehen, sondern auch unsere Gesellschaft durchdringen soll, haben wir noch ein Stück Weg vor uns. Die Verantwortung dafür, dass diese Aufgabe gelingt, ruht auf vielen Schultern.

Wir, die Politik, aber auch die Wirtschaft, sprich Erzeugung, Verarbeitung und Handel sind gefragt. Die Land- und die Forstwirtschaft, denn diese Branchen sind auch Lösungsbringer beim Klimawandel. 

Und wir nehmen die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Verantwortung, indem wir ihnen Orientierung bieten, um selbst zu entscheiden – für einen nachhaltigen Lebensstil.

Ausblick und Schluss

Vor uns liegt ein sehr spannender Tag. Viele der Themen, die ich jetzt angesprochen habe, werden heute noch in den verschiedenen Fachforen vertieft: Zunächst freue ich mich aber auf die Diskussion mit unseren Jugendvertretern!

Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle aber auch allen Inputgebern der Fachpanels, und auch meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Veranstaltung heute möglich gemacht haben!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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